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Innviertler überlebte Erdbeben in Nepal

Von Herbert Schorn   28.April 2015

"Es waren Szenen wie aus einem Film. Die Leute waren in Panik, schrien, Häuser stürzten ein, Wasser stürzte aus Teichanlagen über die Leute." Der Innviertler war mit seiner Frau Usha, die aus Nepal stammt und ein Kind erwartet, sowie Günther Kurz aus Mattsee (Salzburg) unterwegs.

Die kleine Gruppe flüchtete in Panik über eine hohe Mauer auf ein freies Gelände, das sich als Areal der Regierung erwies. Dort verbrachten die drei schockiert die nächsten Stunden. Der Verkehr war zusammengebrochen, Straßen waren zerstört. Erst später konnten sie sich mit dem Auto zurück in das Dorf Lama Gaon durchschlagen. Dieses liegt nahe der Stadt Pharping, 20 Kilometer südlich der Hauptstadt.

22 Nachbeben miterlebt

Dort hatten die drei eine Schule für 70 Kinder besucht, die Stuppner mit seinem Verein "Friends for Nepal" gegründet hat. Eine Woche zuvor waren sie in Nepal angekommen, um den weiteren Verlauf des Projektes zu begutachten.

Innviertler überlebte Erdbeben in Nepal "Ich will beim Wiederaufbau helfen"
Das Schulhaus blieb unversehrt.

Das Schulhaus blieb unversehrt.

Telefonischen Kontakt gibt es zu der österreichischen Gruppe nicht. Seine Schilderungen konnte Stuppner per E-Mail und Facebook weitergeben. "Aber seit Sonntagnachmittag ist der Kontakt abgebrochen", sagt Daniel Rohr vom Verein "Friends for Nepal". Denn Strom gibt es nun nicht mehr.

Im Dorf selbst dürften sich die Schäden in Grenzen halten, die Schule blieb heil, einige Häuser wurden zerstört. Eine Nachbargemeinde dürfte es schwer erwischt haben: "Sie ist total zerstört", berichtet Stuppner. "Wir wollten die Leute mit Motorrädern evakuieren. Aber das haben wir wegen der Nachbeben eingestellt."

Innviertler überlebte Erdbeben in Nepal "Ich will beim Wiederaufbau helfen"
Die Zerstörung ist groß.

Denn immer wieder kommt es zu teils heftigen Erschütterungen. "Zurzeit zählen wir 22 Nachbeben mit einer Stärke bis zu sieben", schrieb er am Sonntag. Kurz zuvor hatte die Erde wieder gebebt: "Panik im Dorf. Rauchsäulen steigen auf. Wahrscheinlich die nächsten Häuser zusammengefallen."

Langsam wird die Versorgungslage prekär. Es gibt kaum noch Wasser, die Vorräte an Nahrung werden knapp. Thomas Stuppner will fürs Erste in Nepal bleiben und beim Wiederaufbau helfen. Sein Verein "Friends for Nepal" organisiert bereits erste Benefizveranstaltungen und sammelt Spenden (Infos: www.himalaya-development.org). Seine Freunde bittet Stuppner um Mithilfe: "Daumen drücken, beten, und wenn ihr könnt, schickt Geld. Wir werden damit hier direkt helfen."

 

"Die erträgliche Grenze ist längst überschritten"
Sie liebt die Berge: Gerlinde Kaltenbrunner

Nachgefragt bei Gerlinde Kaltenbrunner

Erstmals seit 22 Jahren ist die gebürtige Oberösterreicherin nicht auf Expedition unterwegs. Das Erdbeben erschütterte die 44-Jährige sehr. Sie unterstützt seit langer Zeit Hilfsprojekte in Nepal und hat dort viele Freunde und Bekannte.

Welche Nachrichten haben Sie aus Nepal erhalten?

Viele, die mich sehr betroffen machen. Unmittelbar vom Beben erfahren habe ich von Billi Bierling, einer guten Freundin. Sie lebt in Kathmandu und kam vor ein paar Tagen heim nach Deutschland. Sie reiste mit der humanitären Hilfe bereits zurück nach Nepal. Es sei katastrophal und außergewöhnlich kalt, schrieb sie mir. Sie schläft im Zelt mit Wärmflasche. Normal hat es drüben um diese Zeit 28 Grad. Den ganzen Frühling hatte es abnormal viel geregnet wie in all den 20 Jahren nicht, seit sie dort lebt. Insofern herrschte bei vielen Einheimischen Angst, dass eine Katastrophe passieren kann.

Sind Sie froh, dass Sie für heuer entschieden haben, in Europa zu bleiben, anstatt auf Expeditionen zu gehen?

Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich habe viele SMS bekommen, wo ich stecke, weil es jährlich mein Programm war. Mir ging nur durch den Kopf: Wie geht’s dem, und wie geht’s dem? Ich habe drüben viele Freunde und Bekannte, von denen ich noch nichts gehört habe. Da mache ich mir große Sorgen. Bei den Projekten, die ich unterstütze, traten nur kleine Beschädigungen in Schulen und Waisenhäusern auf. Es wurde aber niemand verletzt oder kam ums Leben.

Wenn man helfen will – an welche Stelle wendet man sich bestenfalls?

Eine gute Frage. Ich will noch herausfiltern, was direkt wohin geht. Hilfe wird an allen Ecken und Enden gebraucht.    (czm)

 

 

Keine Hinweise auf Österreicher an Bord der A320
Außenamtssprecher M. Weiss (Ashraf)

Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums

Weiter kein Kontakt zu 20 Österreichern

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben in Nepal gab es gestern, Montag, weiterhin zu 20 Österreichern keinen Kontakt. Rund 80 Urlauber habe man erreicht, sagte Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums. „Rund 30 Betroffene wollen rasch ausfliegen.“ Teilweise seien auch wieder Flüge möglich. Berichte über verletzte oder tote Österreicher gab es nicht. Auch der Alpenverein vermisst keine Mitglieder.

Die Lage in Nepal verschlechtere sich zunehmend, Geschäfte seien geschlossen, die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser stocke, sagte Weiss: „Das ist keine Urlaubsdestination mehr, es ist ein Entwicklungsland, das sich in einer Katastrophe befindet.“

Am Abend trafen auch die beiden Katastrophenhelfer des Roten Kreuzes, Andrea Reisinger aus Kirchschlag und Georg Ecker aus Vöcklabruck, in Kathmandu ein. Sie werden bei der Bergung der Opfer und dem Aufbau der Trinkwasserversorgung helfen. Das Rote Kreuz stellt 100.000 Euro für Notunterkünfte und Hygieneartikel bereit.
Auch die Caritas schickt zwei Helfer in das Krisengebiet, die zwei Wochen lang regionale Partner bei den Hilfsmaßnahmen unterstützen werden. Die Caritas versorgt aktuell 10.000 Familien mit Zeltplanen, Decken, Wasserreinigungstabletten und Lebensmittelpaketen.

500.000 Euro von Österreich

Die Bundesregierung stellte insgesamt 500.000 Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zur Verfügung. Damit sollen Behelfsunterkünfte, die Wiederherstellung von Wasserleitungen und die Reparatur von Schäden finanziert werden.

 

 

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