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"Ich weiß nicht, wie wir das verhindern hätten können"

Von Valentina Dirmaier   23.August 2017

Bei Wolfgang Kronsteiner läutet das Telefon derzeit schier pausenlos. Der Landes-Feuerwehrkommandant ist nach dem Zeltfest-Unglück in St. Johann am Walde mit vielen Fragen konfrontiert, etwa ob die Tragödie verhindert hätte werden können:
 

OÖNachrichten: Zwei Tote und mehr als 140 Verletzte. Hätte die Katastrophe von Saiga Hans verhindert werden können?

Kronsteiner: Ehrlich gesagt, ich wüsste nicht wie. Das alles sind Vermutungen. Ich bitte und hoffe, dass Mutmaßungen und voreilige Anschuldigungen unterlassen werden. Das tut den Betroffenen am meisten weh.

Wurden die Sicherheitsbestimmungen eingehalten?

Ich kann nur sagen, dass es sich hier um ein anständig organisiertes Fest handelt. Alles andere ist Gegenstand der Erhebungen. (Anm.: Die Staatsanwaltschaft Ried lässt ein technisches Gutachten erstellen und befasst sich auch mit der Wettervorhersage und der Dimension des Unwetters, soweit noch nachvollziehbar, sagt Sprecher Alois Ebner zu den OÖN) Ich kann nur sagen, dass wir der Feuerwehr Frauschereck als Landesverband zur Seite stehen.

Wurden die Wettervorhersagen für Freitagabend ausreichend berücksichtigt?

Das kann ich nicht generell beantworten, weil sich jede Feuerwehr individuell in formiert. Ich selbst habe die Wetter-vorschau übers Handy verfolgt und mir ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Und bei Großveranstaltungen in den eigenen Reihen schauen Feuerwehrleute noch intensiver aufs Wetter. Denn Unwetterszenarien gehören für uns zum Geschäft.

Aber dieses Unwetter war in seiner Dimension auch für die Feuerwehr extrem.

Ich war selbst vor Ort und das Bild, das sich mir bot, war folgendes: In einer Schneise, einige hundert Meter breit, in der auch das Festzelt stand, hat der Orkan getobt. Bäume sind in der Mitte abgerissen, alles ist zerstört. Und einige Meter weiter: nichts. Den Häusern fehlt nicht einmal eine Dachschindel.

Was bedeutet das für künftige Veranstaltungen? Müssen Feste bei Warnungen vor heftigen Unwettern abgesagt werden?

Ereignisse wie in St. Johann sind meiner Einschätzung nach nicht oder sehr schwer prognostizierbar, weil sie sehr lokal sind.

Abschließend: Wie geht es für die Feuerwehr Frauschereck weiter und sind die Feuerwehrleute bereits wieder im Einsatz?

Ja, soweit ich weiß, ist die Feuerwehr nicht außer Dienst gestellt. Jetzt geht es erst einmal um die Aufarbeitung des Erlebten, und dass alle wieder gesund werden.

Zeltfest-Betreiber sind verunsichert

 

Ein mulmiges Gefühl hat Christian Kaiser, wenn er an das Zeltfest seines Vereins am Samstag in einer Woche denkt. Der Fußballtrainer des ATSV Mattighofen ist Veranstalter des Festes, das knapp 20 Kilometer von Frauschereck entfernt stattfindet. Die Ereignisse im Ortsteil von „Saiga Hans“ lassen den Mattighofner nicht kalt. „Wir bereiten uns mit gemischten Gefühlen auf unser Fest vor. Wir werden das Wetter ganz genau beobachten.“

„Unser Fest ist zwar wesentlich kleiner und wir können bei Unwetter in die Turnhalle ausweichen, aber trotzdem denkt man ständig an die Vorfälle. Noch dazu, weil Vereinsmitglieder auch beim Frauscherecker Zeltfest dabei waren. Sie sind mit dem Schrecken davongekommen“, sagt Kaiser. Tief betroffen vom Unglück ist auch die Feuerwehr Wasserdobl, Gemeinde Aspach. Der Verein aus dem Nachbarort von St. Johann am Walde sagte bereits zu Wochenbeginn das Feuerwehrfest, das an diesem Freitag stattgefunden hätte, aus Solidarität ab.

Noch intensivere Information

An diesem Wochenende findet auch beim ASKÖ Perg das traditionelle Vereinsfest statt. Die Verunsicherung ist bei Obmann Franz Aumayer im Gespräch deutlich hörbar: „Man ist sensibler. Man fragt beim Zeltverleih mehrmals nach, bis zu welcher Windstärke das Zelt standhält und ab wann geräumt werden muss. Man beobachtet die Wettervorhersagen genauer“, sagt der Fest-Organisator, der mit den Veranstaltern – der Feuerwehr Frauschereck – mitfühlt. „Das, was dort passiert ist, ist eine Tragödie. Hoffentlich passiert so etwas nie mehr“, sagt Aumayer.

Die Betroffenheit nach dem tragischen Vorfall ist auch bei den Feuerwehrkameraden im Salzkammergut groß: Werner Fischer, der den Altausseer Kirtag (von 2. bis 4. September) plant und verantwortet, will aber vor dem Fest Panikmachern den Wind aus den Segeln nehmen. „Wir haben kein Zelt mit Aluminiumstangen, sondern bei uns werden seit 57 Jahren Holzstangen verwendet. Das ist eine andere Ausgangslage.“

Das, was sich im Innviertel am Wochenende zugetragen hat, bezeichnet Fischer als Katastrophe. „Aber trotzdem können wir uns nicht einsperren.“ (diva)

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19. April 2024