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"Ich habe um jeden Tag beinhart gekämpft"

Von Bernhard Leitner, 24. Jänner 2017, 00:04 Uhr
"Ich habe um jeden Tag beinhart gekämpft"
Bild: Alexander Schwarzl

MAUTHAUSEN. Der Mauthausener Bürgermeister Thomas Punkenhofer schwebte nach einem Motorradunfall im August tagelang in Lebensgefahr. Im OÖN-Interview spricht er erstmals über seine Verletzungen, Ängste und den langen Weg zurück.

Es hätte ein unbeschwerter Motorrad-Trip durch die schönsten Städte der Toskana werden sollen. Doch schon am ersten Urlaubstag machte ein schwerer Verkehrsunfall allen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Fünf Monate dauerte es, ehe der Mauthausener Bürgermeister Thomas Punkenhofer (SP) gestern wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte. Den OÖNachrichten gab er dort ein Exklusiv-Interview.

 

OÖN: Welche Gedanken haben Sie heute früh auf dem Weg zur Arbeit begleitet?

Punkenhofer: Es hat mich ein richtig gutes Gefühl begleitet. Ich habe mich auf die Arbeit gefreut und auf die Mitarbeiter hier im Haus. Ich muss aber zugeben, dass ich in den vergangenen Tagen auch Zweifel hatte, ob ich es wieder packe. Fünf Monate sind eine lange Zeit und es gab schon Momente, da war ich nicht sicher, ob ich schon wieder so weit bin, dass ich das aushalte.

Ihre Zwangspause dauerte fünf Monate und zwölf Tage. Gibt es Erinnerungen an den Unfall?

Gar keine. Ich habe mir zwar Fotos vom Unfallort zeigen lassen, aber da kommt nichts. Es gibt schemenhaft Szenen in meinem Kopf mit Rettungssanitätern, aber das ist wie ein Film, den man vor langer Zeit einmal gesehen hat.

Was ist tatsächlich passiert?

Ich wollte mit meiner Lebensgefährtin eine Tour durch die Toskana machen. Wir haben uns dazu zwei leichte Motorroller besorgt und sind mit dem Zug nach Livorno. Am ersten Tag waren wir in Pisa und fuhren dann die Küste entlang in Richtung Norden. Ein Holländer wollte mit dem Auto in eine Parklücke einbiegen, hat mich übersehen und frontal gerammt. Es ist schon schräg: Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr immer Motorrad gefahren, manchmal richtig schwere Geräte – und eingeschlagen hat es dann auf so einem kleinen Hüpfer.

Was waren die schwersten Verletzungen?

Ich habe mir neun Wirbel gebrochen, zwei davon hat es richtiggehend zerbröselt und es war die Gefahr, dass die Splitter das Rückenmark beschädigen. Auch zehn Rippen waren gebrochen, einige davon haben sich in die Lunge gebohrt. Das hat zur akuten Lebensgefahr geführt. Außerdem hatte ich ein Schädel-Hirn-Trauma und noch einige kleinere Verletzungen.

Wann haben Sie realisiert, dass es Sie so schlimm erwischt hat?

Das war auf der Intensivstation in Italien. Ich konnte meine Beine nicht spüren und die ganze linke Körperhälfte war gefühllos. Da habe ich eins und eins zusammen- gezählt und den Schluss gezogen, dass ich wohl jetzt querschnittgelähmt bin. Zum Glück kam es dann nicht ganz so schlimm. Ich habe für jeden Tag Reha beinhart gekämpft und habe alle Therapien mit viel Einsatz durchgezogen. Aber es ist nach wie vor so, dass ich den linken Unterarm kaum nutzen kann. Ein Wasserglas zu halten, geht gerade noch. Im linken Bein gibt es leichte Lähmungserscheinungen und manchmal spastische Anfälle. Wie schlimm es unmittelbar nach dem Unfall wirklich um mich stand und dass mein Leben in akuter Gefahr war, habe ich zum Glück selbst erst nach zwei Monaten erfahren.

Was waren Ihre Kraftquellen auf dem langen Weg zurück?

Vor allem meine Tochter und meine Lebensgefährtin. Aber auch die unzähligen Genesungswünsche von Menschen aus Mauthausen und ganz Oberösterreich, die mich erreicht haben. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber als mir unser ehemaliger Vizebürgermeister Franz Fürst geschrieben hat, dass er und seine Frau daheim eine Kerze entzündet haben und oft für mich beten, hat mich das schon sehr berührt.

Wie geht es Ihnen jetzt?

Ich könnte sagen, ich werde wieder ganz der Alte. Aber das stimmt nicht. Auch wenn die Knochen gut heilen, werde ich mein Leben lang Probleme mit der Wirbelsäule haben. Die Lähmungserscheinungen werden sich hoffentlich noch verringern.

Sind Sie jetzt ein anderer Mensch als vor dem Unfall?

Kleinigkeiten, die mich vor einem halben Jahr massiv aufgeregt hätten, jucken mich jetzt überhaupt nicht. Aber ich fürchte, das wird sich wieder ändern. Ich verbringe jetzt auch bewusst mehr Zeit mit meiner Tochter. Das wird sich hoffentlich nicht ändern.

Werden Sie eines Tages wieder auf ein Motorrad steigen?

Meine Tochter hat es mir verboten. Aber versprechen konnte ich es ihr bisher noch nicht. Jetzt bin ich körperlich sowieso nicht fit genug. Ich warte einfach einmal ab.

Unfall im Toskana-Urlaub

Am 11. August 2016 wurde Thomas Punkenhofer in der Nähe von Pisa in einen folgenschweren Unfall verwickelt. Ein holländischer Urlauber, der links in eine Parklücke einbiegen wollte, übersah den auf einem Leichtmotorrad fahrenden Mauthausener. Es kam zur Kollision, bei der Punkenhofer schwerste Verletzungen erlitt. In Pisa wurde er zwölf Stunden an der Wirbelsäule operiert. Fünf Tage später wurde er mittels Ambulanz-Jet in das Kepler-Klinikum Linz überstellt, wo weitere Operationen folgten. Danach absolvierte Punkenhofer einen Reha-Aufenthalt in Bad Häring (Tirol).

 

 

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