"Hingerissen, besessen": Als Kepler vor 400 Jahren in Linz das All neu definierte
LINZ / HÖRSCHING. Die NASA widmet ihr Bild des Tages heute jenem Haus in der Linzer Altstadt, in dem Johannes Kepler am 15. Mai 1618 in Linz das dritte Kepler’sche Gesetz niederschrieb.
Ausnahmsweise zeigt die US-Raumfahrtbehörde NASA heute als weltweit verbreitetes "Astronomie-Bild des Tages" keine neu entdeckten Asteroiden oder Kometen aus fernen Galaxien, sondern schlicht die Linzer Hofgasse 7. "Das kann man nicht einfach bei der NASA bestellen, da muss man schon etwas ganz Besonderes vorweisen können", sagt Günther Martello, Obmann der Kepler-Sternwarte Linz.
Zu verdanken ist diese besondere Würdigung zwei Männern: Johannes Kepler und Erich Meyer. Denn heute vor exakt 400 Jahren setzte sich Kepler an seinen Schreibtisch in der Linzer Altstadt und besiegte "in einem neuen Anlauf die Finsternis meines Geistes".
Kapuziner beherbergten Schatz
Nachdem Kepler schon zwei Monate zuvor den Zusammenhang erahnt hatte, schrieb er am 15. Mai 1618 das für die Wissenschaft bahnbrechende, später nach ihm benannte dritte Kepler’sche Gesetz über die Abstände der Planeten zur Sonne und deren Umlaufzeiten nieder. "Ich fühle mich hingerissen und besessen von einem unsäglichen Entzücken über die göttliche Schau der himmlischen Harmonien", schrieb Kepler dazu in seinem Buch "Weltharmonie".
Dank dem Linzer Erich Meyer ist seit vergangener Woche – wie die OÖN berichteten – der genaue Ort bekannt, an dem Kepler sein revolutionäres Planetengesetz niederschrieb: die Linzer Hofgasse 7.
800 Meter von Keplers historischem Wohnhaus entfernt fand der Lehrer Rudolf Gruber vor knapp 50 Jahren am Dachboden der 1612 fertiggestellten Kapuzinerkirche unter "viel Schutt und Gerümpel" vier astronomische Geräte, die aus der Zeit Keplers stammen könnten. "Gruber konnte nichts mit Astronomie anfangen und schenkte sie mir", sagt Hans Plasser. Der Hörschinger, der vor 35 Jahren die Kepler-Sternwarte in Linz gründete, bewahrt den astronomischen Schatz, der aus zwei Flachgloben (vermutlich aus dem Jahr 1628), einem Holzquadranten (um 1620) und einem Himmelsglobus (zirka 1603) besteht, in seinem Wohnzimmer auf. "Ich bin überzeugt davon, dass Kepler sie verwendet hat, und berühre sie deshalb nur mit Handschuhen, um seine DNA-Spuren nicht zu verwischen", sagt Plasser, der über eine DNA-Analyse Gewissheit haben möchte.
Auch Martello, Leiter der Kepler-Sternwarte Linz, hält es für wahrscheinlich, dass Kepler, der von 1612 bis 1626 in Linz lebte, die Instrumente benutzt habe: "Denn so viele astronomische Geräte hat es im damals 3000 Einwohner zählenden Linz einfach nicht gegeben."
Aufruf an Forscher und Museen
Nun lädt Plasser interessierte Historiker und Forscher zu sich nach Hause ein, um das Geheimnis um die möglichen Kepler-Instrumente zu lüften. "Da müssen sich die Wissenschaftler drüberwerfen, das würde mich freuen", sagt der 69-Jährige, der auch bereit wäre, die kostbaren Geräte einem interessierten Museum zu schenken.
Das "Astronomie-Bild des Tages" der NASA sehen Sie oben und auf apod.nasa.gov
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Kepler und die »Keplerschen Gesetze« basieren auf den Forschungsergebnissen von Tycho Brahe. Nach Brahes Tod wertete Kepler Brahes Daten gegen den Willen von Brahes Erben aus.
Interessantes Buch dazu: "Der Fall Kepler: Mord im Namen der Wissenschaft"
Doch? Gabs damals schon diese Märchen?
"...keine neu entdeckten Asteroiden oder Kometen aus fernen Galaxien..." Hat er das wirklich so gesagt? Wir sind nicht mal in der Lage, Planetensysteme in unserer eigenen Galaxie aufzulösen, wie dann bitte in "fernen Galaxien". Dazu fehlt uns das nötige Instrumentarium.
Wer soll das gesagt haben? Kepler sicher nicht.