Hetzrede eines Offiziers? Heer prüft Tonmitschnitt

Von (hip)   07.März 2018

Es war – gelinde gesagt – eine eigenwillige Sicht auf die Welt, die ein Salzburger Heeresoffizier am Samstag bei der Bezirksversammlung des Kameradschaftsbundes in Geretsberg (Bezirk Braunau) in einem Vortrag vertreten hat.

"Das Bundesheer ist da, um Krieg zu führen", sagte der Oberst zum Einstand vor rund 200 Gästen.

Ausländer scheinen dem Oberst ein Dorn im Auge zu sein: "Er hat ein Türschild eines Grazer Wohnblocks hergezeigt mit ,lauter ausländischen Namen’ darauf und gesagt, dass die Österreicher aussterben werden und die Zukunft von den ,Fremden’ gestaltet wird", berichtet ein Zuhörer.

Im Verteidigungsministerium nimmt man die Vorwürfe gegen den Offizier (wie berichtet) "sehr ernst". Die Disziplinarabteilung des Heeres hat ihre Arbeit aufgenommen, gleichzeitig wurde der Vorfall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Der Kameradschaftsbund distanzierte sich schriftlich von der Ansprache des Obersts.

Video: Johann Brunthaler, Bürgermeister von Geretsberg und Benno Schinagl von Kameradschaftsbund Oberösterreich nehmen Stellung

Ansehen des Heeres geschadet?

"Die Disziplinarabteilung hat angeordnet, dass alle Unterlagen, die den Vorfall betreffen, gesammelt werden sollen", sagt Ministeriumssprecher Michael Bauer. Laut OÖN-Informationen wurde bereits ein Tonbandmitschnitt des Vortrags von Bundesheer-Vertretern abgeholt. Offiziell gab es dafür aus Wien aber gestern keine Bestätigung. Für den Oberst könnte seine Ansprache über die Sicherheitslage und Landesverteidigung grobe Folgen haben. "Kein Soldat darf dem Ansehen des Heeres schaden. Das ist in der Dienstvorschrift festgelegt", sagt Bauer.

Die Konsequenzen können von einer Abmahnung über eine Geldbuße bis zur Entlassung aus dem Heeresdienst reichen.

Sollte die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den Oberst einleiten, würde die Prüfung etwaiger Disziplinarmaßnahmen währenddessen auf Eis gelegt: "Sollte es eine strafrechtliche Komponente in dem Fall geben, hat deren Klärung natürlich Vorrang", sagt Bauer.