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Heinz Jürgen Ressar: Dieser Mann läuft täglich einen Marathon

19.Juli 2010

Wenn Heinz Jürgen Ressar läuft, dann läuft er. Entspannt mit Mitläufern plaudernd zieht er dann seine Runde. Bei der zweiten ist Heinz Jürgen Ressar immer noch entspannt. Nur die Mitläufer sind irgendwo abhandengekommen.

Mittag am Trauner Oedtsee. Hochbetrieb auf der Liegewiese ebenso wie im Wasser. Und knallheiß. 35 Grad Minimum. Genau das richtige Wetter, um dreieinhalb Stunden zu laufen, findet Heinz Jürgen Ressar. Alle anderen finden das weniger und ziehen es vor, sich möglichst nicht zu bewegen.

Heinz Jürgen Ressar bewegt sich ohnehin genug für alle –, und das macht schon beim Zuschauen müde, scherzt so mancher. Warum der Mann tut, was er tut, das wissen rund um den See mittlerweile die meisten. Zumindest die Dauergäste. Und sie finden es gut. „Er läuft für die Rückenmarksforschung. Ich finde das super“, sagt etwa die Linzerin Margit Kreiner, die von ihrem Platz auf der Liegewiese aus das Geschehen im Blick hat. „Und er macht das ganz gewissenhaft. Er nimmt keinen Meter Abkürzung“, ergänzt Liegennachbar Manfred Diesenreiter.

Wäre auch gar nicht möglich, sagt Heinz Jürgen Ressar. Abgesehen von der strengen Kontrolle durch die Dauerbadegäste: alles genau vermessen und GPS-überwacht.

Gerade ist er mit einem Marathon fertig geworden. Und wirkt eher, als hätte er einen gemütlichen Spaziergang in den Beinen als 42,195 Kilometer. Und das schon mehr als vierzig Mal in Folge.

Der Countdown läuft. Und Ressar noch bis 31. Juli. Dann hat er sie voll, seine 56 Marathons, das Ziel erreicht. Nicht für das Guinnessbuch der Rekorde, sondern für sich. Und für die Rückenmarksforschung.

„Die nächsten Tage werden noch stressig“, sagt Ressar. „Durch die Urlaubszeit fallen natürlich Überstunden in der Firma an.“ Neben dem täglichen Marathon geht er seiner Schichtarbeit als Papiertechniker nach. Insgesamt aber sei es einfacher als er es sich vorgestellt habe. Sei eben eine mentale Sache. „Das größte Tief ist, wenn man heimkommt, die Tür aufsperrt und draufkommt, dass man die Wohnung putzen sollte“, sagt der Trauner.

Die Knie halten durch

Ansonsten laufe es gut. Mit den voraussehbaren Problemen eben, bei Belastungen dieser Art. „Es gibt fast keine Körperstelle, die noch nichts gehabt hat. Bis auf die Knie. Aber man kann auch mit Entzündungen laufen“, sagt Ressar. Eisbadewanne nach dem Lauf sei Dank.

Mutter Regina macht sich da mehr Sorgen. Sie ist immer dabei, wenn ihr Heinz seine 29 Runden und 655,4 Meter runterspult. „Ich weiß nicht, ob es ihm besser geht, wenn ich da bin – aber mir geht es besser“, sagt sie. Der Magen spielt mit, und das sei wichtig, sagt der Sohn. Seinen Arzt hat der Trauner schon eines Besseren belehrt: „Der hat gesagt, das geht nicht. Ich hab gesagt, das geht.“ Und es geht. Oder läuft eben. Sehr zur Verwunderung so mancher Zaun- und Badegäste. „Das ist schon ein Wahnsinn“, sagt der 25-jährige Daniel Stockhammer. Er ist von den Landesverteidigern zum Schwimmtraining abkommandiert. Aber mit Ressar mitlaufen? „Nicht bei der Hitze!“

„Das ist mittlerweile Gewohnheit“, sagt der Läufer und meint Temperaturen ebenso wie Reaktionen. Letztere seien geteilt: „Wenn du bei der größten Hitz’ 29 Runden um den See rennst, hörst du öfter die Meldung ,Der Wahnsinnige!‘“

Ressar läuft trotzdem – wenn auch immer mehr unter Schmerzen. Schließlich hat er schon den Kopftumor besiegt. Was sind da 56 Marathons? Wenn er fertig ist, weiß er, dass er es kann. Was er damit anfange, wisse er aber auch nicht, sagt er lachend. Doch die 29 Runden geben ihm Zeit, nachzudenken. Über das nächste Projekt.

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