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Heimkind hing am Stacheldraht: "Jetzt reicht’s, jetzt musst was machen"

Von Marina Mayrböck, 15. Oktober 2018, 00:05 Uhr
Heimkind hing am Stacheldraht: "Jetzt reicht’s, jetzt musst was machen"
Spartakus-Bewegung 1971. Bild: profil

BRAUNAU/LINZ. Der Braunauer Alfred Hinterholzer war – wie erst jetzt bekannt wurde – heimlicher Kopf der Heimrevolte in Linz-Wegscheid 1971 – den OÖN schildert er seine Erinnerungen.

"Ich hab gesehen, wie einer aus dem B-Raum geflüchtet ist. Auf dem Eingangstor war Stacheldraht. Er ist trotzdem raufgeklettert. Ihm sind die Kapos hinterher, sie haben ihn vom Zaun runtergezogen. Der Bursch ist mit seinen Armen am Stacheldraht hängen geblieben… Es hat die vom Heim nicht interessiert, wie es ihm gegangen ist. Da hab ich gedacht: Jetzt reicht’s, jetzt musst du was machen." Seine Erinnerung an diesen Sommertag 1971 lässt Alfred Hinterholzer nicht los. Der gebürtige Innviertler war damals 17 Jahre alt und hat etwas gemacht, was Jahrzehnte keiner wusste: Er war Kopf der Heimrevolte in Linz-Wegscheid.

Das Landesjugendheim war in den 60er- und 70er Jahren bekannt für seine brutalen Züchtigungsmethoden. Hinterholzer spricht sogar von einem "modernen Konzentrationslager". Erzieher mit NS-Vergangenheit, einheitlicher Haarschnitt, keine Schuhe, Prügel, seelische Misshandlung. B-Raum stand für Besinnungsraum, eine Vier-Quadratmeter-Zelle mit Holzpritsche. Sprechen war verboten, Polster und Decke gab es nur abends. Kapo war die Bezeichnung für Funktionshäftlinge in NS-Konzentrationslagern, in Wegscheid waren es Spitzel und Lieblinge der Erzieher.

Heimkind hing am Stacheldraht: "Jetzt reicht’s, jetzt musst was machen"
Der „Besinnungsraum“ Bild: privat

Der „Besinnungsraum“

 

"Die Planung oblag mir"

"Hinten am Sportplatz, im Matratzengebäude, haben wir uns erstmals unterhalten. Jede der fünf Heimgruppen hatte eine Abordnung. Man musste vorsichtig sein, weil in jeder Gruppe mindestens ein Kapo war. Die haben wir schnell ausfindig gemacht und außen vor gelassen. Es war ein kleiner Kreis, der an den Treffen teilgenommen hat. Die Planung des Widerstandes lag bei mir. Oberster Grundsatz war Ungehorsam. Wir wollten die Landesregierung zwingen, zu uns zu kommen, mit uns zu sprechen, und sie über die Missstände informieren", sagt Hinterholzer. Er spricht von einem Glücksfall, dass zur selben Zeit der Druck von außen groß geworden war. Außerhalb der Heimmauer versammelte sich eine Spartakus-Gruppe. Mit der Kampagne "Öffnet die Heime" wurde in mehreren Ländern ein Ende der brutalen Zustände in den Erziehungs- und Lehrlingsheimen gefordert. Auch in Wegscheid.

Hinter den Heimmauern war Hinterholzer der wichtigste Mann. Fluchten wurden organisiert, Gitterstäbe manipuliert. Acht seiner Gruppe – er selbst ist geblieben – schafften den Ausbruch, seilten sich nachts vom ersten Stock ab. Sechs ließen sich von den Spartakus-Leuten überreden, zurückzukommen. Das Zentrum des Widerstandes musste das Heim sein...

Rückendeckung und Unterstützung bekam der damalige Teenager von "Opa", dem Dorfvorsteher der daneben gelegenen Baracke, in der Gastarbeiter wohnten. "Den kannte man nur unter Opa. Opa war Kommunist. Er gab mir Tipps, wie man Widerstand leisten kann." Der heute 64-Jährige erinnert sich an die Demos vor dem Heimtor, als die Gendarmerie gerufen wurde. Und an den damaligen Heimleiter mit geladener Pistole. Das war im Juli, August 1971. Im Oktober wurde Hinterholzer aus dem Heim entlassen. "Für sie war es offensichtlich, dass ich Teil der Bewegung war, aber sie wussten nicht, dass ich Kopf der Sache war. Es war einfacher, mich auf diese Art loszuwerden. Vermute ich, ansonsten wäre ich vor Volljährigkeit nicht rausgekommen."

Heimkind hing am Stacheldraht: "Jetzt reicht’s, jetzt musst was machen"
Alfred Hinterholzer in den 80ern Bild: privat

Alfred Hinterholzer in den 80ern

 

"Alle hielten dicht"

Für ihn hat die Freiheit mit der Spartakus-Revolte begonnen. Er zog nach Berlin und setzte seine Bäckerlehre fort. "Ich fand schnell Anschluss an die Kommune und hab an Demonstrationen alles mitgenommen. Man gehörte dazu, wurde ernst genommen. Alles Sachen, die für mich neu waren. Ich war damals ein ziemlich wilder Hund. Beziehung gab’s auch keine, bis ich meine erste Frau kennengelernt habe. Das ging zehn Jahre gut." Sein Geheimnis nahm er mit nach Berlin. "Alle hielten dicht, niemand wusste, dass ich der Organisator war", sagt er.

Der Linzer Historiker Michael John habe ihn über die Klasnic-Kommission ausfindig gemacht.

 

Zur Person

Alfred Hinterholzer wurde in Neukirchen (Bezirk Braunau) geboren. Vater bekannt, Mutter unbekannt, aufgewachsen bei den Großeltern. Nach dem Tod seiner Oma musste er als Siebenjähriger zu seinem Vater und der Stiefmutter nach Braunau. Er wurde täglich geschlagen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben wollte er in ein Heim… Er lebte in Berlin, bis er 1998 bei einem Klassentreffen in Braunau seine zweite Frau kennenlernte. Eine „gravierende“ Verbesserung der Heimzustände hat es laut Hinterholzer erst 1973 gegeben. Historiker John war kürzlich Gast bei den Braunauer Zeitgeschichtetagen zum Thema „die 68er“, Hinterholzer saß im Publikum.

 

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54  Kommentare
54  Kommentare
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Zoegling (3 Kommentare)
am 16.10.2018 14:32

Ich kann manche Schreiber zb etwas dick aufgetragen
nur empfehlen selbst in so ein Heim zu kommen.Es gab noch ganz andere Dinge die ich in meinem Bericht nicht habe einfließen lassen.Würde mich freuen noch von Mitzöglingen die von 1969-71 in Wegscheid waren.Speziell Gruppe 3

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spoe (13.496 Kommentare)
am 16.10.2018 15:15

Mir ist mittlerweile halbwegs klar, was damals los gewesen ist. Es ist aber so unglaublich und vor allem noch gar nicht so lange her, dass es viele nicht glauben wollen oder können, wie auch immer. Also nimm es nicht persönlich, wenn dir jemand mit Misstrauen gegenübersteht.

Alle Berichte von Zeitzeugen leisten auch in diesem Fall einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Meinen Respekt und Dank haben jedenfalls alle, welche die Energie und den Mut dafür aufbringen. Danke also, und nicht durch das Misstrauen anderer davon abbringen lassen.

Ich habe als Jugendlicher selbst einige Jahre in der Nachbarschaft gewohnt und vereinzelte Fakten erst nach der völligen Reorganisation durch den späteren Leiter R. erfahren, der mit seiner Familie selbst dort lebte. Das damalige Unwissen und zugleich das Desinteresse der Nachbarschaft beunruhigt mich immer noch, denn so gesehen war ich auch einer der vielen unbedeutenden Mittäter durch Wegschauen.

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( Kommentare)
am 16.10.2018 08:58

welche Partei hat damals regiert?die hatten offenbar kein interresse wie es in den heim zugeht.auf jeden fall gab es damals noch keine blaue Partei.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 16.10.2018 19:01

HeimskandalWienSPOE-Nazi-Vergangenheit | Provokantes und ...
https://austria-forum.org/.../HeimskandalWienSPOE-Nazi-Vergangenheit
18. März 2012 ... 1954 wurde Krenek von der sozialistisch regierten Stadt Wien zum Referatsleiter in der Magistratsabteilung 17 bestellt. ... Die SPÖ ließ es zu, dass ein ehemaliger Nazi-Pädagoge für sämtliche Kinderheime und somit auch für ...

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 15.10.2018 19:58

Der Staat ( Spö ) beauftragte das Jugendamt Kinder in Heime unterzubringen, anstatt die Mütter zu unterstützen wurden Heime und Pflegeplätze finanziert. Es gibt Berichte und Bücher, Tatort Kinderheim von Hans Weiss………….Liste von Kinderheimen in Österreich – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/.../Liste_von_Kinderheimen_in_Österreich
Die Liste von Kinderheimen in Österreich enthält die aktuellen und ehemaligen Säuglings-, ... sind dem Buch „Tatort Kinderheim“ von Hans Weiss (siehe Abschnitt Literatur) entnommen und beziehen sich auf den Zeitraum bis Mitte 2012.
Kinderheim Wilhelminenberg: Zu spätes Entsetzen | PROFIL.at
https://www.profil.at/.../kinderheim-wilhelminenberg-zu-entsetzen-360390
17. Juni 2013 ... Kinderheim Wilhelminenberg. Prügel ... sind die Bücher von Dr.Reinhard Sieder " Gestohlene Kindheit" und Dr.Hans Weiss "Tatort Kinderheim".

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 21:12

> Es gibt Berichte und Bücher, Tatort Kinderheim von Hans Weiss

Ich war auch über 10 Jahre in Internaten. Ich war nicht besonders renitent, weil ich mich für Röhren und für Kurzwelle interessiert habe.

Aber das Heimweh war sehr schmerzhaft. Das deutet darauf hin, dass ich nicht aus einer zerrütteten Familie ins Internat gekommen bin sondern wegen des weit-weggen Gymnasiums. Lang vor 1971.

Es waren katholische Internate und es hat, entgegen die jetzt in den Medien üblichen Geschichten, keine sexuellen Übergriffe gegeben sondern sorgsame Unterstützung bei den Bubensorgen.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 15.10.2018 19:57

Dank Spö war es möglich das ehemalige Nazi oder NSDAP Mitglieder Erzieher oder Heimleiter werden konnten. Nicht alle Erzieher waren Sadisten. Aber der Staat wusste was in den Kinderheimen passierte und hat geschwiegen. Kein einziger Täter wurde verurteilt ,weder von kirchlichen Kinderheimen, weder von staatlichen Kinderheimen. Auch auf Pflegeplätzen kam es immer wieder zu grauslichen Behandlungen und sehr oft zu Missbrauch.Kontrolle vom Jugendamt ??? da gab es eine gute Jause und die haben geschwiegen. Die Kinder kamen meist in ein Heim, weil die Eltern der Kinder oft kein Geld hatten oder keine Wohnung.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 21:21

Meine Präfekten waren Ordensbrüder und -Priester, die meisten mit langer Missionserfahrung in China, in Afrika und in Südamerika.

Die jungen waren lästige Papiertiger, arrogante Klugscheißer. Ziemlich ähnlich wie mein Vater die Nazi-Aufpasser in der Kompanie aus der Kriegszeit beschrieben hat.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 15.10.2018 14:12

ich bin selber ein sogenanntes Heimkind der mehr als 6 Jahren in solchen Institutionen verbracht hat , jedoch in keine soooo schlimmen Umstände wie hier im Artikel erwähnt.
Aber Heim ist Heim und ohne Familie ist das Leben KEIN Leben.!

diese Erlebnissen verfolgen dich und beeinflussen dein Leben.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 15.10.2018 15:18

perone meine Mutter meinte immer,
Kinder mit Stiefeltern, einem Stiefelternteil,
wären arm daran.

Ich in steter Umsorgen verstand das nicht ganz,
es dürfte in vielen Fällen stimmen.

Noch schlimmer gehts oder gings meistens Heimkindern.

cu!

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( Kommentare)
am 16.10.2018 09:10

ich habe mich mit meiner stiefmutter besser verstanden als mit der eigenen.

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alf_38 (10.950 Kommentare)
am 15.10.2018 16:23

Eine Stiefmutter ist auch nicht ohne - glaub mir.

Dennoch glaube ich, dass man das mit Heimkindern (worst case) nicht vergleichen kann.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 15.10.2018 16:59

es soll auch gute Heime gegeben haben, Kinderdörfer zB; sagt ein Unerfahrener.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 15.10.2018 21:04

Ich habe die Tochter von meinem Mann von ihrem 1. Lebensjahr bis zum 5. Lebensjahr bei mir gehabt. jetzt ist sie 44 Jahre alt und wir verstehen uns noch immer sehr gut, und haben guten Kontakt. Der Mensch ist die Kreatur der zum Bösen neigt, dass kann man keiner Partei oder einem Volk zuordnen. Würde man das jetzt tun, müsste man die Spö verurteilten, den die haben die meisten Nazi aufgenommen und ihnen diverse Posten verschafft. Hätten die nicht ehemalige Nazi als Erzieher eingesetzt, würde es vermutlich nicht so viele Opfer geben.

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( Kommentare)
am 15.10.2018 17:07

Ich war selbst in jungen Jahren einige Zeit dort als Erzieher beschäftigt. Die Schilderungen des "Opfers" stimmen weitgehend. Auch ich habe manchmal eine Ohrfeige ausgeteilt.Einerseits tut mir dies Leid andererseits wüsste ich nicht wie ich das damals unter diesen Umständen hätte anders lösen sollen.Gewqlt von beiden Seiten war gegeben.Ein Kollege wurde im Speisesaal von 90 Jugendlichen mit Semmelknödeln beschossen,ein anderer kam blutüberströmt mit zerissenem Hemd aus dem Saal,etc.Vormir zerstörte ein Jungendlicher an die 6 Waschbecken grinsend mit dem Hammer ein anderer wollte mich im Patex Schnüffelrausch in der Nacht zusammenschlagen bis er bewusstlos zusammenbrach einer warf die große Schreibmaschine im Büro auf mich bei der Einweisung, etc. Viele Zöglinge waren im Vorfeld wegen Gewaltverbrechen eingewiesen worden. Ganz ohne "Besinnungsraum" hätte ich mir die Lage auch nicht vorstellen können, allerdings war der schon übel zB von der Luftzufuhr.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 15.10.2018 20:04

Lieber Klimitsch, es geht hier nicht um Ohrfeigen, sondern um grausliche sadistische Gewalt. Kinder mit dem Kopf in eine Klomuschel zu stecken ist sadistisch veranlagt. oder einen Klobesen in den ….. und das ausgeführt von einer Nonne. Aber ich glaub die Ohrfeigen hätten die meisten Heimkinder noch eher vergessen, aber brutale Vergewaltigungen, dass vergisst kein Mensch. Und wenn sie dann solche Kinder in ihr heim bekommen haben und jammern das etliche aggressiv usw. waren, dann waren sie ein liebloser unfähiger Erzieher. Sie hätten erkennen müssen ,dass viele Kinder schon durch die Hölle gegangen sind. Kinder kommen nicht als Verbrecher zur Welt, sie werden dazu gemacht.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 23:27

Ich weiß nicht, ob PROFIL darüber berichtet hat, wie das Kinderheim Wilhelminenberg, das du später erwähnt hast, die Mädchen an prominente Wiener Genossen vermietet hat?

Die Geschichte von den Bürsten in den Hintern ist zwar oft medial erzählt worden aber nie bewiesen.

Zugegeben, solche Beweise sind schwierig. Es ist ja auch schwierig, dem Pflegepersonal zu beweisen, dass es einem Schlaganfallpatienten das Essen nur hinstellt und nach 10 Minuten unberührt wieder wegnimmt. Fürs Füttern sei es nicht zuständig.

Aber das ist auch eine andere Baustelle ...

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alterego (858 Kommentare)
am 15.10.2018 10:00

Den B-Raum, die Capos, prügelnde Erzieher, sexuelle Übergriffe, schlechtes, manchmal verdorbenes Essen, und Brom in den Getränken. Das alles gab es auch noch in den frühen 80er-Jahren.
Obwohl sich in den 10 Jahren, die seit diesem Bericht vergangen waren, viel verändert hatte, waren die Zustände nur von Mauthausen-Niveau auf Theresienstadt-Niveau gestiegen.
Wenn ich heute an dieser ehemaligen "Jugendfürsorge Anstalt Wegscheid" vorbeifahre überkommt mich eine tiefe Zufriedenheit ob der Schließung dieses Hauses.
Hier zumindest werden keine jungen Körper und vor allem Seelen mehr gefoltert.
Niemand, der das Glück eines intakten Elternhauses hatte, kann die damaligen Zustände nachvollziehen, geschweige denn beurteilen.

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Zoegling (3 Kommentare)
am 16.10.2018 15:00

Ich dachte das sich das wenigstens nach unserer Revolte die in erster Linie darauf abzielte es so Publik zu machen,das die zuständigen Stellen dies abstellen.
Es saßen damals wahrscheinlich zu viele Selbstherrliche in Positionen,zu denen sie Ansatzmässig bzw Fachlich gar nicht geeignet waren.
Da reichte schon das Parteibuch als Qualifikation.

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alterego (858 Kommentare)
am 17.10.2018 12:18

Solange Siegfried R. die Heimleitung inne hatte, änderte ein Neubau nichts an den althergebrachten Methoden.
Seine Neigungen sind ja allen damaligen Zöglingen bekannt.

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spoe (13.496 Kommentare)
am 15.10.2018 09:57

Das Landesjugendheim galt damals in der Nachbarschaft als Heim für schwer erziehbare und straffällig gewordene Jugendliche. Auch wenn kaum jemand genaueres oder besseres wusste, aber die äußere abgeschirmte Aufmachung (Zaun mit Stacheldraht) und die gelegentlichen "Ausbrüche" von Jugendlichen erweckten oder verstärkten diesen Eindruck jedenfalls.

Und das reichte für viele aus, die Jugendlichen als Quasi-Häftlinge zu betrachten. Auch für mich galt das damals.

(Das Zum-Häftling-Gestempelt-Werden erinnert tatsächlich an sehr dunkle Zeiten)

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 23:37

Für uns im Marianum Freistadt hat es eine Außenstelle des Marianums in Garsten für Schwererziehbare gegeben.

Die "Zöglinge" sind dort von der Gendarmerie eingewiesen worden. Einer ist einmal von dort zu uns nach Freistadt gekommen und wir haben ihn ausfragen können.

In Garsten sind vorwiegend Jugendstraftäter gewesen, die die Gendarmerie den Eltern weggenommen haben oder die gar keine Eltern gehabt haben oder ungewünschte Kinder von Besatzungssoldaten.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 16.10.2018 18:59

Bastarde hat man die genannt, die Kinder von Besatzungssoldaten.

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( Kommentare)
am 15.10.2018 09:23

Was war los zu dieser Zeit?
Kinder, Jugendliche, ob in kirchlichen Einrichtungen, oder in weltlichen Einrichtungen wurden schier ohne eigene Rechte behandelt.

War es noch ein Nachwehen aus einer Zeit, in welcher gezeigt wurde, wie man mit anderen, nicht passenden, nicht arischen Geschöpfen umgehen darf?

Stacheldraht, Grenzzaun um Österreich hochziehen, Menschen nicht unserer gebildeten, intelligenten Kultur? Finden wir nicht heute noch so ähnliche Entwicklungen, wie so mancher die Ausländer anschaut? Als einen nicht gleichwertigen Menschen, so edel, wie einen Menschen unserer Rasse?

Nach 50 Jahren wird dann begonnen solche Taten aufzuarbeiten, zu verurteilen und zu sagen, das hätte ich nicht gedacht, wozu zivilisierte Menschen damals fähig waren.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 15.10.2018 09:37

Ja, ich glaube, Zucht und Ordnung waren damals noch sehr in den Köpfen der Nachkriegsgeneration verankert. Bis man endlich sah, wie menschenverachtend diese Methoden sind und das Gegenteil von zielführend.
Wir müssen sehr achtgeben, dass es nie mehr so weit kommt. Am besten Weg dorthin befinden wir uns derzeit mit Kickl und alle die dahinterstehen.

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( Kommentare)
am 15.10.2018 09:45

MitDenk,
Es war nicht ein Hitler, welcher die Verbrechen der damaligen Zeit verursacht hatte. Es war der Mensch, welcher zu solchen Taten fähig war. Jeder einzelne Mensch war und ist heute noch schuldig.

Es ist heute nicht ein Kickl, wie du schreibst, welcher dazu fähig ist, die Ausländer als eine Rasse minderem Rechtes zu sehen. Es ist der Mensch, jeder einzelne, welcher den Ausländer als solchen anschaut und alle Ausländer gemeinsam, ob Verbrecher oder nicht in die Gruppe der Verbrecher wirft.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 15.10.2018 12:52

*damals, beginnend mit der Jahrhundertwende, waren die Leute vorbereitet, der Nationalismus hetzte die Leute auf.

± heute sind die Leute vorbereitet, der Nationalismus hetzt die Leute auf.

Wer zeigt uns das Gegenteil?

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( Kommentare)
am 15.10.2018 13:47

Harbachoed-Kater,
es ist zu einfach für jeden, die Schuld auf einen Hitler zu schieben. Es ist zu einfach für jeden, die Schuld auf einen Kickl zu schieben.

Ohne der Macht, welche denen die Menschen damals, sowie heute geben, wären diese, von Machtgefühl durchdrängten Personen völlig machtlos.

Nein, der Mensch war damals derjenige, welcher in den KZ vergast hat, der applaudiert hat, wie die entwürdigten Juden den Gehsteig putzen mussten. Jeder einzelne Mensch war zu unmöglichem Fähig. Diese Fähigkeit konnten/können sie, genau wie die nach Blut ächzende Meute von Wölfen grenzenlos im Rudel weiter entwickeln.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 15.10.2018 14:03

Sehr schön, wenn sie auf die Verantwortung jedes Einzelnen hinweisen. Wir wissen jedoch, dass es talentierte Verführer gibt und viele sehr labile Menschen. Die Aufgabe der verantwortungsvollen Bürger ist es auch, hier aufzuzeigen, entgegenzuwirken, sodass Meuten wenig Chance haben.

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( Kommentare)
am 15.10.2018 14:33

MitDenk,
wenn ein Göbbels in die Menge schreit "Wollt ihr den totalen Krieg?" und der im Rudel starke Mensch antwortet mit lautem, einheitlichem Gebrüll "Jaaaaa".

Das Einzelindividuum Mensch denkt rational, überlegt, doch das Rudeltier Mensch sucht sich einen Führer. Einen Rudelführer und schaltet seine rationales Denken aus.

Nicht der Rudelführer ist der Schuldige, einzig der geblendet, dem Rudel blind folgende ist in der Lage ohne rational zu denken laut zu antworten Jaaaa!

Fällt dir dieses Rudelverhalten nicht auch hier im Forum auf? Wie sich die Meute oft über eine andere Meinung hermacht. Bestärkt durch die Pluspunkte bekommt die Menge immer mehr innere Kraft und das Hirn schaltet aus. Es ist einzig der leicht zu beeinflussende Mensch, welcher einen Rudelführer braucht um nicht nachdenken zu müssen. Zum Schluss macht er es sich dann einfach, in dem er die Schuld an den Führer abwälzt. Aber der Führer ist tot, der Rudel wird aber immer wieder zunehmend größer.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 15.10.2018 15:24

auch das ändert nichts daran, dass Juden und Schwarze langsam zu Untermenschen gestempelt wurden
- ange vor Hitler -
und „unter Hitler“ zu Unmenschen, unwertem Leben.

Das alles ging nicht von einem Tag auf den anderen,
nicht während Hitlers Machtergriefung
oder mit einer einzigen Rede Goebbels.

Es ging schleichend,
so wie heute Flüchtlingen alles in die Schuhe geschoben wird,
dies aber nur als ein kleines Beispiel.

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 15.10.2018 20:06

Und jetzt wird wieder toleriert, dass hier Demos stattfinden, wo gegen Juden gehetzt wird.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 15.10.2018 16:21

Natürlich sehe ich das auch gerade hier beim Kommentieren.
Meinen Nickname habe ich in einem ersten Reflex aus diesem Grund gewählt. Und auch deshalb kommen so viele Fragen von mir, in der Hoffnung, dass diejenigen über eine Antwort nachdenken.

Verantwortlich ist jeder einzelne, aber trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass nicht alle jemals erfahren haben, dass sie selbständig denken dürfen. Wer zuhause geprügelt wurde, wer als Kind oder Jugendlicher gemobbt wurde und ständig abgewertet, wer auf einen Arbeitsplatz angewiesen ist, wo er nicht wirklich geschätzt, sondern nach Gutdünken der Vorgesetzten hin- und hergeschoben wird, hat halt wenig Selbstvertrauen. Und solchen Menschen erscheint allzu leicht das richtig, was die sagen, von denen sie erstmals Anerkennung bekommen. Dass diese Anerkennung einen Zweck verfolgt, können sie leider oft nicht erkennen.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 15.10.2018 13:58

Ja, es ist der einzelne Mensch.
Der nicht gerne selber denkende Mensch, lässt sich allzu leicht vom Strudel des Zeitgeistes gefangennehmen.

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gutmensch (16.669 Kommentare)
am 15.10.2018 13:43

MitDenk

eine Umkehr dieser Einstellung erwirkte damals die 68er Generation, also lt. Kickl und Konsorten mit zerstörerischer Wirkung auf die Gesellschaft.

Der will die alten Zustände wieder haben.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 15.10.2018 14:07

Hoffentlich keiner!
Von denen, die diese Entwicklungen zum Guten hin mit Leib und Seele miterlebt haben, jedenfalls keiner.
Die, die damals den neuen Entwicklungen nichts abgewinnen konnten und lediglich in Deckung gegangen sind, werden hoffentlich der jüngeren Generation keine Märchen mehr erzählen können. Obwohl ich da nicht so sicher bin.

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( Kommentare)
am 15.10.2018 09:46

Für alle, die (sich) ähnliche Fragen stellen, mir haben die Bücher der deutschen Journalisin Sabine Bode sehr geholfen, Zusammenhänge zu sehen und zu begreifen.
Insbesondere "Die Vergessene Generation", die die Situation der Kinder beschreibt, die in den 30ern geboren wurden.
Man versteht dann das Schweigen, das Wegschauen besser. Entschuldigt wird es deswegen trotzdem nicht.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 20:59

Wer ist denn befugt, eine Entschuldigung zu verlangen, nur weil er/sie sich
beim Lesen von Büchern echauffiert hat? grinsen grinsen grinsen

Pharisäerleser

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gehoarg (413 Kommentare)
am 15.10.2018 08:51

Und was war diese Spartakus-Bewegung?
Geht aus dem Text nicht hervor und ich weiß es nicht.

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danielsteiner (483 Kommentare)
am 15.10.2018 16:53

Bei Spartakus handelte es sich um eine Gruppe kommunistischer Studenten, die sich mit den Heimkindern solidarisierte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heimerziehung_in_%C3%96sterreich#Kampagne_%E2%80%9E%C3%96ffnet_die_Heime!%E2%80%9C

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 23:16

Spartakus ist als Gegen-Studentenbewegung der Linken aufgestellt worden. Boshaft könnte ich sagen, eine kommunistische Burschenschaft grinsen grinsen

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 15.10.2018 08:46

Ich muss jetzt alle verteidigen,
die unten direkt oder indirekt zu meinem Posting geschrieben haben. Nur ich muss mich rechtfertigen.

Ich meinte nicht Geschehnisse im Heim,
hier ist cawo voll und ganz zu glauben,
sondern einzig die Art des Schreibens.
Dass jemand dem Treiben und den Zuständen ein Ende breitete
bzw. das beschleunigte, ist ebenfalls zu würdigen.
Mir war nur das „ich, ich, ich“ zu penetrant.

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herst (12.755 Kommentare)
am 15.10.2018 08:36

Stacheldrahtzaun

Von solchen träumt auch die jetzige FPÖ Führung.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.10.2018 23:00

Bitte unterlass das Tortenstückschimpfen, das lenkt nur ab.

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blubert (117 Kommentare)
am 15.10.2018 06:39

Das Forum hasst alle Entkommenen

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 15.10.2018 02:41

Etwas dick aufgetragen. Ich hab schon besseres gelesen in den Nachrichten.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 15.10.2018 06:03

dann erkläre BITTE was so nicht passt in der Meldung!?

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shakesbeer (1.048 Kommentare)
am 15.10.2018 06:32

... das erste Foto? Die Bim passt irgendwie nicht zu "Spartakus-Bewegung vor dem Heim in Linz-Wegscheid" ;-D

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sumpfdotterblume (3.159 Kommentare)
am 15.10.2018 07:15

Und das ist deine einzige Kritik? Etwas dick aufgetragen, meinst nicht?!

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cawo (657 Kommentare)
am 15.10.2018 08:31

Mein Bruder war auch im Heim und wenn ich das lese dann muß ich sagen der dort nicht war kann sich gar nicht vorstellen was dort abgegangen ist. Darum sagt nicht dick aufgetragen. oder wollt ihr das erleben.Mein Bruder hat seitdem Probleme die er ein ganzes leben mit sich trägt. Daher bitte keine so blöden komentare wenn ihr keine Ahnung habt von dieser zeit. Und Wegscheid war nicht das einzige Erziehungsheim.Dann schaut euch einmal die Heime der Kirche an die waren noch schlimmer.

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