Heimatblätter
Die Oberösterreichischen Heimatblätter sind digital geworden. Die traditionsreiche heimatkundliche und regionalgeschichtliche Zeitschrift, die auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, war im vergangenen Jahr von der Einstellung bedroht.
Ein Jahr lang sind die Heimatblätter, die 1919/20 erstmals unter dem Namen "Heimatgaue" auf den Markt kamen und ab 1947 unter dem neuen Namen "Heimatblätter" fortgeführt wurden, nicht erschienen. Nicht nur die Schere zwischen den immer höher werdenden Druck- und Versandkosten und einer sinkenden Abonnentenzahl hatte ihnen wie so vielen anderen heimatkundlichen Veröffentlichungen hart zugesetzt. Es war auch die generelle Skepsis, die dem Heimatbegriff entgegenschlug und ihn verdächtig machte.
Spätestens seit dem Bundespräsidentenwahlkampf 2016, wo in allen politischen Lagern mit Heimat geworben wurde, hat sich das geändert, und so hat sie auch links der Mitte wieder Konjunktur. Aber nicht die Politik, sondern die Digitalisierung hat den Neustart ermöglicht, und diese kann nicht nur die Kosten deutlich reduzieren, sondern auch den Verbreitungsgrad und die Zugänglichkeit wesentlich erweitern. Jeder Interessierte kann die Zeitschrift auf der Homepage der Oberösterreichischen Landesregierung kostenlos lesen und herunterladen, nicht nur in Linz, im oberen Mühlviertel oder im innersten Salzkammergut, sondern auch in den USA oder in Australien. Ja, auch dort gibt es Leute, die an Oberösterreich emotionell oder wissenschaftlich interessiert sind. Man reduziert die Papierberge und spart Platz in den öffentlichen Bibliotheken und privaten Bücherschränken.
Für wissenschaftliche Zeitschriften ist die digitale Verbreitung nicht nur die Chance, kostenmäßig zu überdauern, sondern auch bessere Verbreitung zu finden. Österreich hinkt mit seinen so traditionsreichen und hochstehenden regionalgeschichtlichen Publikationsorganen, was die digitale Zugänglichkeit betrifft, der weltweiten Entwicklung dramatisch hinterher. Niederösterreich hat die hoch angesehene heimatkundliche Zeitschrift "Unsere Heimat" 2014 überhaupt eingestellt, Wien publiziert seine Geschichtsblätter immer noch nur in Print-Version. Die anderen Bundesländer haben zumindest ältere Jahrgänge digital zugänglich gemacht, bei den aktuellen Nummern scheut man davor zurück. Oberösterreich hat nunmehr in Österreich auch hier eine Vorreiterrolle übernommen, nachdem die älteren Jahrgänge seiner heimatkundlichen Zeitschriften schon seit Langem über das Forum OÖ Geschichte und das Oberösterreichische Landesmuseum digital verfügbar sind. Man kann der Kulturdirektion zu ihrer Vorreiterrolle nur gratulieren. Mögen die Oberösterreichischen Heimatblätter weiter blühen und viele andere dem Beispiel Folge leisten!
Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz.
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