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Gewaltübergriffe, Diskriminierung: Türsteher müssen auf die Schulbank

Von Von Gerhild Niedoba   31.Jänner 2011

Wenn es darum geht, unerwünschte Gäste von Lokalen oder Diskos fernzuhalten, würden Türsteher häufig zu „höchst unfeinen und rechtlich bedenklichen Methoden“ greifen, sagt Klagsverbands-Generalsekretär Volker Frey. Der Verband, der unter anderem vom Sozialministerium unterstützt wird, habe bereits zahlreiche Klagen für Personen angestrengt, die aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert wurden.

Dass es im Nachtleben nicht immer nur fein und entspannt zugeht, zeigen auch die Zahlen: Laut Innenministerium wurden alleine in Oberösterreich im Jahr 2009 insgesamt 209 Fälle von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Lokal- beziehungsweise Festgästen und privaten Sicherheitsleuten registriert. 24 private Sicherheitsleute wurden damals wegen Körperverletzung beziehungsweise Nötigung angezeigt (s. Kasten).

Neues Fach Menschenrecht

Die bis dato gesetzlich nicht vorgesehene und nun geplante Türsteher-Ausbildung müsse darum noch intensiver und um Themen wie Menschenrechte, Konfliktmanagement und Gleichbehandlungsgesetzgebung erweitert werden, sagte Daniela Almer vom Klagsverband den OÖNachrichten. Dies würde nicht zuletzt auch die Türsteher selbst absichern: „Denn viele wissen nicht, was sie tun dürfen und wo sie bei ihrer Arbeit Rechtsgrenzen brechen.“ Mit diesem Vorschlag rennt der Klagsverband offene Türen ein: „Eine derartige Ausbildung wäre sicher gut“, sagt Hans-Peter Daume, Berufsgruppensprecher des Sicherheitsgewerbes in der Wirtschaftskammer OÖ. Im Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs, dem Firmen wie der ÖWD, Group 4 oder Securitas angehören, ist zwar eine Ausbildung verpflichtend – aber nicht gesetzlich vorgeschrieben. „Das Sicherheitspersonal sollte wissen, inwieweit Gewaltanwendung im Sinne des Hauses gehen darf“, sagt er.

Auch Stefan Süß, Chef der Diskothek Empire in St. Martin/Mühlkreis würde eine bessere und vorgeschriebene Ausbildung für das Sicherheitspersonal begrüßen“, wie er sagt. Bisher werden die Mitarbeiter nur hausintern geschult. Und das hauptsächlich vor Saison-Beginn und vor den Weihnachtsfeiertagen.

3 Fragen an ... Stefan Süß

Seit der Eröffnung im Jahr 2000 ist der Oberösterreicher Chef der Diskothek Empire in St. Martin im Mühlkreis.

OON: Wie viele Türsteher bewachen den Eingang des Empire?

Süß: In den drei Empire-Lokalen in Linz, Sattledt und St. Martin beschäftigen wir insgesamt rund 20 Türsteher privater Firmen.

OÖN: Derzeit gibt es ja noch keine gesetzlich geregelte Ausbildung für das Security-Personal. Worauf legen Sie bei der Auswahl Ihrer Mitarbeiter Wert?

Süß: Wir versuchen, sie selber in gewissen Punkten zu schulen: Wichtig ist uns da zum Beispiel ihre Kleidung, der Umgang mit den Gästen und auch die Freundlichkeit. Eine bessere und vorgeschriebene Ausbildung würde ich aber begrüßen. Das Personal sollte auch psychologisch geschult werden, damit es lernt, wie es sich gegenüber aggressiven Gästen zu verhalten hat.

OÖN: Nun wurde generell Kritik am rassistischen Umgang mancher Türsteher gegenüber ausländischen Gästen laut.

Süss: In St. Martin haben wir keine Ausländer-Problematik – und daher auch wenig Probleme mit Rassismus.

Statistik: 197 Verletzte in OÖ

In Österreichs Nachtleben sind gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Lokal- und Festgästen und privaten Sicherheitsleuten keine Seltenheit. Das zeigt auch eine Statistik des Innenministeriums für das Jahr 2009:

• Übergriffe: Österreichweit registrierte die Polizei auf öffentlichen wie privaten Veranstaltungen insgesamt 778 derartiger Tätlichkeiten. Knapp 27 Prozent bzw. 209 Fälle davon ereigneten sich in Oberösterreich.

• Verletzte: Mit 197 Verletzten (Gäste sowie Sicherheitskräfte) hatte das Land ob der Enns dabei bundesweit die meisten Opfer zu beklagen. Im Burgenland passierte am wenigsten (26 Verletzte).

• Anzeigen: Nach der Steiermark (147) gab es 2009 in Oberösterreich die meisten Strafanzeigen (124) gegen private Türsteher, Securitys bzw. Ordner u. a. wegen Körperverletzung und Nötigung.
 

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