Gemeindeforscher glaubt nicht, dass Stadt Aist als Idee schon tot ist

Von Erik Famler   03.Dezember 2011

Gegen die Idee einer Stadtfusion stimmten vorigen Sonntag 90,3 Prozent der Hagenberger. 74,36 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Befragung teil. „Aus diesem Ergebnis wurde klar, dass die Menschen Angst haben“, sagt Helmut Retzl. Der Chef des Instituts für Gemeindeforschung hat Erfahrung damit, wie man eine Zusammenlegung erfolgreich gestaltet. Zwischen 2005 und 2007 begleitete er die bisher letzte Fusion in Oberösterreich, als Weyer Markt und Weyer Land zusammenfanden. „Wir haben damals nie von Zusammenlegung gesprochen. Es war immer die Rede von einer Zusammenführung.“ Doch nicht nur die sensible Wahl der richtigen Worte sei entscheidend. „Den größten Fehler hat bei aller Wertschätzung Pregartens Bürgermeister Anton Scheuwimmer gemacht. Sobald man wem in der Öffentlichkeit etwas ausrichtet, erzeugt man eine Gegenposition“, betont Retzl. Scheuwimmer wäre besser beraten gewesen, zunächst den Nutzen und Mehrwert einer Kooperation herauszustellen, ohne gleich von einer Fusion zu sprechen. „Identität kann man nur durch Vertrauen schaffen. Dieses ist im Fall Aist aber schon im Ansatz verloren gegangen.“ Umgekehrt habe Hagenbergs Bürgermeisterin Kathrin Kühtreiber mit der Volksbefragung eine „Stimmung zementiert“, ohne die Folgen zu berücksichtigen.

Denn momentan, so Retzl, sei es angebracht, sich zu ducken und nichts zu tun. Sind die Emotionen einmal verraucht, rät der Experte zu einer gemeinsamen Klausur. An dieser sollten Politiker und Interessensvertreter aller drei Gemeinden Hagenberg, Pregarten und Wartberg teilnehmen. „Denn es wäre fatal, wenn aufgrund der Volksbefragung in Hagenberg nichts mehr weitergeht.“ Gerade jetzt sei es wichtig, ein gemeinsames Regulativ zu entwickeln. Wenn diese Partnerschaft auf längere Sicht funktioniert, könne am Ende dieses Prozesses auch eine Ehe entstehen. „Es darf nur keine Zwangsehe sein“, so Retzl.

In Weyer wurde die Fusion von der Bevölkerung auch deshalb angenommen, weil beide Gemeinden ein gemeinsames Anliegen hatten. „Es ging dort um eine Verkehrslösung, die beide Teile wollten“, erinnert sich der Gemeindeforscher.

Durch das Diktat der leeren Staatskassen sei künftig nicht auszuschließen, dass Gemeindezusammenlegungen eines Tages von oben herab verordnet würden: „Deshalb ist es geboten, neu nachzudenken – unter folgender Devise: Bevor mir andere diesen Prozess aufdrängen, gehe ich ihn lieber selbst.“

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