Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Fünf riesige Staudämme sollen das Aisttal schützen

Von Alfons Krieglsteiner   11.August 2012

27 Gemeinden aus dem Bezirk Freistadt haben sich nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 zum „Hochwasserschutzverband Aist“ zusammengetan. Um die Gefahr künftig zu minimieren, plant der vom Gutauer Bürgermeister Josef Lindner geführte Verband mit Unterstützung von Bund und Land ein Großprojekt um 80 Millionen Euro. 25 Rückhaltebecken sollen entlang von Feld- und Waldaist zwischen Liebenau, Freistadt, Kefermarkt, Pregarten und Tragwein gebaut werden, die fünf größten sollen jeweils eine Million Kubikmeter Wasser zurückhalten. Mit hydraulisch betriebenen Stahlschleusen soll das aufgestaute Wasser dosiert abgeführt werden.

200 Meter lang und 4,5 Meter hoch sollen die Staumauern werden: an der Feldaist bei Meitschenhof und Netzberg (Gmd. Pregarten), Wittinghof (Gmd. Kefermarkt), Siegelsdorf (Gmd. Lasberg) und an der Waldaist bei Hinterberg (Gmd. Tragwein). Dagegen regt sich jetzt Bürgerprotest. „Wir fordern stattdessen den Bau von Hunderten Kleinspeicherbecken im Kleingewässerbereich“, sagt Fritz Robeischl (67) aus Pregarten, Obmann der 2011 gegründeten „Initiative für ökologischen und nachhaltigen Hochwasserschutz“.

Drei kleinere Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von mehr als 30.000 Kubikmetern sind entweder bereits in Bau (der Poneggenbachspeicher in Schwertberg) bzw. in der Einreichphase. Ob die fünf Mega-Talsperren tatsächlich realisiert werden, hängt von Experten am Institut für Wasserwirtschaft und Hydrologie der Universität für Bodenkultur in Wien ab. Sie sollen das Projekt bis Ende 2012 überarbeiten. Befürworter und Gegner signalisierten gestern auf Anfrage der OÖNachrichten ihre Bereitschaft, sich an die von der Boku gegebenen Empfehlungen zu halten. Am 25. September werden sich beide Seiten bei einem „Flussdialog Aist“ zusammensetzen.

„Die großen Rückhaltebecken befinden sich alle im Bereich der größeren Zubringer und den Aistflüssen selbst, wie sollen sie das Oberland vor Hochwasser schützen?“, gibt Robeischl zu bedenken. Er verweist auch auf die Rückstaugefahr durch Verklausung der Durchfließöffnung. Dann könne etwa Kefermarkt dasselbe Schicksal drohen wie zuletzt dem von einer Mure verwüsteten St. Lorenzen im steirischen Triebental.

Landwirte werden entschädigt

„Kleinbecken allein, wie von der Initiative gefordert, sind keine Lösung“, kontert Lindner. Damit ließen sich die Folgen eines erneuten „Jahrhunderthochwassers“ gerade im Einzugsgebiet von Feld- und Waldaist „nicht beherrschen“.

Dass es bei der Abtretung der für die Mega-Staubecken nötigen Grundstücke Probleme gibt, verheimlicht er nicht: „Die Landwirte würden dadurch einige ihrer besten Böden verlieren.“ Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer werde man den Betroffenen aber ein Entschädigungsmodell unterbreiten. An Enteignungen sei keinesfalls gedacht.

Wie haben Sie die Hochwasserkatastrophe 2002 erlebt? Haben Sie Bilder von der Flut? Schicken Sie uns diese an online@nachrichten.at. Die Fotos werden in einer Galerie veröffentlicht.

 

PRO: Große Maßnahmen nötig

Josef Lindner, Obmann des „Hochwasserschutzverbandes Aist“

Wir stehen in enger Kooperation mit der „Initiative für ökologischen Hochwasserschutz“, haben die Universität für Bodenkultur gemeinsam beauftragt, unsere „Regionalstudie Aist“ zu überarbeiten. Die Initiative hält Kleinbecken für die beste Lösung, wir sind hingegen überzeugt, dass ein ausreichender Hochwasserschutz nur durch große Rückhaltebecken garantiert wird. Es ist ja zu bedenken, dass beim Jahrhunderthochwasser 2002 acht Millionen Kubikmeter Wasser über unser Gebiet hereingebrochen sind, so eine Welle kann man künftig nur mit großen Maßnahmen hintanhalten. Große Staubecken sind auch wirtschaftlicher. Mit lauter Kleinstandorten ließe sich eine Hochwassersituation im gesamten Einzugsgebiet der Aist nicht beherrschen. Das Hauptproblem mit großen Becken ist aber die Grundstücksverfügbarkeit.

 

CONTRA: Die Technik kann versagen

Fritz Robeischl, Obmann des Vereins „Initiative für ökologischen Hochwasserschutz“

Gegen große Rückhaltebecken spricht vor allem, dass sie das „Oberland“ an den kleinen Zubringerflüssen nicht schützen. Durch das große Gefälle führen die Bäche bei Hochwasserereignissen viel Sand und Schotter mit und lassen ihn in flacheren Flussbereichen liegen, der wertvolle Humus wird abtransportiert. Bei Rückhaltebecken besteht auch Rückstaugefahr durch Verklausung der Durchfließöffnung, die Technik kann versagen. Die Wartung geht ins Geld. Die von uns geforderten Kleinspeicherbecken hätten höheren Planungsaufwand, bei ihnen erfolgt die Speicherung aber schon im „Oberland“, im kleinen Entwässerungsnetz entsteht weniger Schaden. Es gibt kaum Ausschwemmungen und weniger Geschiebe, und die Baukosten wären geringer, weil man bereits durch Straßenbau entstandene Speicherräume adaptieren könnte.

 

copyright  2024
19. April 2024