Fucking, Sexling, Weibern
Wieder einmal ist die Ortstafel des beschaulichen Ortsteiles Fucking der Innviertler Ortsgemeinde Tarsdorf frechen Dieben zum Opfer gefallen.
Kein Ortsschild wird so oft fotografiert und auch gestohlen wie jenes dieses kleinen Dorfes, dessen Ortsname mit dem ominösen englischen Four-Letter-Word rein gar nichts zu tun hat. Fucking ist seit 1070 belegt und kann vermutlich von Adalpert von Vuckingen abgeleitet werden, der im 11. Jahrhundert in der Region lebte. Aber bereits im 6. Jahrhundert soll ein bayerischer Adeliger namens Focko die Siedlung gegründet haben. In der Franziszeischen Katastralmappe aus 1825 heißt das Dorf noch Fuking. Wann das "c" dazugekommen ist, das es mit dem so häufig gebrauchten englischen Unwort schriftgleich macht, ist nicht bekannt.
Auffällige Ortsnamen gibt es nicht so wenige in Oberösterreich: zum Beispiel den Arschlochwinkel südlich des Hallstättersees oder im Bezirk Rohrbach Hühnergeschrei, Hundbrenning und Sexling, das urkundlich erstmals im 13. Jahrhundert als "Sehsling iuxta Rorbach" bezeichnet wird und seinen sexy Ortsnamen wie die nahe gelegenen Dörfer Fürling und Neundling oder auch Vierzehn und Langfirling im Bezirk Freistadt der bei der Gründung oder Benennung vorhandenen Zahl der Häuser verdankt.
Ebenso hat der Ortsname Weibern in keiner Weise etwas mit "Weib" oder mit Frauen zu tun. Im Mittelhochdeutschen heißt es noch "Wibern". Dieses "b" ist aus einem "v" entstanden und kommt vom lateinischen "vivaria" als Platz für ein Tiergehege oder einen Fischteich. Auch der Sauwald stammt nicht von dort beheimateten Schweinen, sondern ist der Wald des nahe gelegenen Bistums Passau.
Das niederösterreichische Gaunersdorf, 1207 als Gunisdorf erstmals erwähnt, wurde 1917 in Gaweinstal umbenannt. Für den ÖVP-Politiker Hermann Withalm, der 1912 dort geboren wurde, war das wahrscheinlich ein Segen. Auch für das burgenländische Stinkenbrunn, kroatisch "tikapron", das 1271 erstmals in ungarischer Form als Byzuskut (heute Büdöskút) oder "stinkende Quelle" erwähnt wurde, brachte die 1959 erfolgte Umbenennung auf Steinbrunn einiges an Erleichterung.
Die moderne Fernsehunterhaltung bedient sich mit Lust dieser Ortsnamen, etwa Kurt Palm in seinem "Bad Fucking", das er als ein ländliches "Sodom und Gomorrha" vorführt, wie überhaupt in den modernen Serien und Romanen weniger die Stadt, sondern das Dorf als schwarzer Sündenpfuhl und brauner Sumpf auftaucht: als Bösterreich, Braunschlag und eben Bad Fucking. Schwarzindien hingegen, das beliebte Bade- und Wohnrevier in der Mondsee-Gemeinde St. Lorenz, das seinen Namen 1879 von den nach Exotik strebenden Wiener Urlaubern erhielt, ist durch Arno Geigers "Unter der Drachenwand" zu wirklichen literarischen Ehren gelangt.
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