Freifahrt: Immer noch warten Hunderte auf ihr Schülerticket

Von Philipp Hirsch   15.November 2017

Immer noch machen die Schüler- und Lehrlingstickets Probleme. Zigtausende Anrufe gingen beim Callcenter ein, weil die Tickets gar nicht, zu spät oder mit falschen Daten ausgestellt worden waren. In einem Fall einer Familie aus Engerwitzdorf übermittelte der OÖVV ein Ticket, das auf den Namen des Vaters statt dem der Tochter ausgestellt war (siehe Bericht auf Seite 21).

Beim Verkehrsverbund ist man seit Wochen bemüht, die Wogen zu glätten. Wie berichtet, prüft nun ein Gutachter, wie es zu den Problemen mit dem Online-Bestellsystem kommen konnte. Erste Ergebnisse sollen in einigen Wochen vorliegen. Für OÖVV-Geschäftsführer Herbert Kubasta zeichnen sich vor allem zwei Fehlerquellen ab. Entweder die Software ist Schuld, oder die Fehler liegen bei der Firma, die im Auftrag des OÖVV die Server betreut.

Aber auch Fehler der Kunden hätten in zahlreichen Fällen zu Problemen geführt, sagt Kubasta. Rechnungen und Mahnungen, die zum Teil von einer deutschen Bank per E-Mail ausgestellt worden waren, seien von vielen Kunden einfach gelöscht worden, "weil sie wohl befürchtet haben, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt", mutmaßt Kubasta.

Es ist freilich auch nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar, warum sich der OÖVV einer deutschen Bank bedient.

In anderen Fällen hätten die Kunden die Referenznummer ihrer Zahlung falsch oder gar nicht angegeben. "Wir wollen unsere Kunden natürlich nicht die Schuld geben, wir müssen uns überlegen, was wir hier besser machen können", betont Kubasta.

Die Klärung dieser Fälle gestalte sich nun schwierig. Eine eigene Taskforce sei gegründet worden.

Für alle Schüler und Lehrlinge, die bisher vergeblich auf ihr Ticket gewartet haben, wird es weiterhin vorläufige Fahrscheine geben. Kubasta weiß, dass das Vertrauen durch das Chaos angeschlagen ist und verspricht Verbesserungen: "Es ist der klare Auftrag unserer Eigentümer und unseres Ehrgeizes, dass wir das im nächsten Jahr reibungslos hinbekommen müssen."

Auf OÖN-Anfrage, ob das Freifahrtschaos für den OÖVV denn personelle Konsequenzen haben wird, verwies das Büro von Landesrat Günther Steinkellner (FP) lediglich darauf, dass mehrere "externe Experten" bei der Klärung der Systemprobleme helfen würden. Zudem seien auch "Consulter beauftragt" worden.

Die Freifahrt-Odyssee der Familie L. aus Engerwitzdorf

Nicht in allen Fällen liegt die Schuld für die Verzögerungen bei den Freifahrtstickets an der Technik.

Seit fast zwei Monaten steht ein Familienvater aus Engerwitzdorf in regem E-Mail-Verkehr mit dem Verkehrsverbund. Bis heute hat seine Tochter Lena kein gültiges Ticket bekommen. Immer wieder vertrösteten Kundendienst-Mitarbeiter den Mühlviertler. Am 29. September schrieb ihm der Verkehrsverbund, dass das Ticket für Lena bereits am 19. August gedruckt und versendet worden sei. Dennoch wurde ihm ein Ersatzticket versprochen, damit Lena bis zum Eintreffen des Tickets nicht schwarzfahren muss.

Am 3. Oktober urgierte der Vater beim Verkehrsverbund. Weder der Freifahrtsschein noch das Ersatzticket waren in Engerwitzdorf eingetroffen. Wieder sicherte ihm der Verkehrsverbund rasche Hilfe zu. Einige Tage später kam tatsächlich ein Ersatzticket an. Dieses war jedoch nicht auf den Namen seiner Tochter, sondern auf den Namen des Vaters ausgestellt.

Neuerlich ein Ersatzticket ausgestellt

Wieder wandte sich der Familienvater an den OÖVV. Dieser entschuldigte sich für „die Verwechslung und die Unannehmlichkeiten“. Das Ticket für Lena befinde sich bereits auf dem Postweg, versprach das Kundencenter. Am 22. Oktober schrieb der Vater neuerlich an das Kundencenter, weil das Ticket noch nicht eingelangt war. Acht Tage später kam die Antwort, dass das Ticket am 14. Oktober versendet worden sei. Neuerlich wurde für Lena ein Ersatzticket ausgestellt. Am 13. November war dieses Ersatzticket wieder abgelaufen.

Der Freifahrtsausweis ist aber noch immer nicht bei Familie L. eingelangt.

Wem gehört der Oberösterreichische Verkehrsverbund?

Seit dem 1. Februar 1995 gibt es den Oberösterreichischen Verkehrsverbund (OÖVV). 43 Unternehmen (von kleinen regionalen Busunternehmen bis zur großen ÖBB) sind Mitglieder.

Der Verkehrsverbund ist als GmbH organisiert, die sich über die Oö. Verkehrsholding und der Oö. Landesholding zur Gänze im Besitz des Landes Oberösterreich befindet. 27 Mitarbeiter werden vom Verkehrsverbund beschäftigt.
Politisch untersteht der OÖVV der Gruppe öffentlicher Verkehr der Abteilung Gesamtverkehrsplanung und öffentlicher Verkehr. Derzeit ist Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FP) für den Verkehrsverbund politisch zuständig.