Fast 1500 offene Stellen: Warum Wirte so schwer Köche und Kellner finden

Von Verena Gabriel und Stefan Minichberger   03.August 2017

"Sonntags geschlossen" schreiben immer mehr Wirte auf ihre Türschilder, weil sie kein Personal finden. Wie die OÖNachrichten gestern berichteten, musste auch Hannelore Moser am vergangenen Sonntag den Betrieb im Traditionsgasthaus "Bader" mitten in Laakirchen (Bezirk Gmunden) aus Personalmangel einstellen. Wenn sich nichts ändert, wird der Sonntag neben dem Montag zu einem zweiten Sperrtag.

Frau Moser ist eine von vielen. "In ganz Oberösterreich sind derzeit 1459 Stellen im Fremdenverkehr ausgeschrieben. Das sind um 308 mehr als im Vorjahr", sagt AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Strasser.

Zu hohe Transferleistungen?

Auch Robert Seeber, der in Linz unter anderem den Promenadenhof betreibt, sucht regelmäßig Mitarbeiter: "Ob Köche oder Kellner – Fachpersonal findet man sehr schlecht. Das zieht sich durch alle Regionen", sagt der Obmann des Landes-Tourismusrates und VP-Bundesrat.

Er sieht dafür einen einfachen Grund: "Die Transferleistungen des Staates sind zu hoch. Wenn jemand knapp 1000 Euro fürs Nichtstun bekommt, tut er sich keine Tätigkeit an, bei der er vielleicht 1300 Euro netto verdient." Dabei sei vom kollektivvertraglichen Mindestlohn längst keine Rede mehr. "Aber auch wenn man deutlich mehr bietet, bekommt man kaum jemanden. Oft arbeiten die Leute auch genau sechs Monate und kündigen dann, damit sie wieder eine Anwartschaft auf Arbeitslosengeld haben."

Fast zwei Drittel der Beschäftigten würden im Tourismus mittlerweile aus dem Ausland kommen. "Aus Ungarn, Bulgarien, Italien, der Slowakei und dem ehemaligen Ostdeutschland. Nur Kroaten bekommen leider keine Arbeitsbewilligung." Für sie ist bis Juni 2020 der österreichische Arbeitsmarkt noch nicht frei zugänglich.

"Auswärtige Arbeitnehmer sind in der Gastronomie unbedingt notwendig", sagt AMS-Chef Strasser. Deshalb gibt das AMS auch Asylwerbern die Chance, in sogenannten "Mangelberufen" tätig zu sein. "Mit 220 Stellen für Asylwerber ist Oberösterreich absoluter Spitzenreiter", sagt Strasser. Von diesen Stellen arbeiten rund 90 Asylsuchende in der Gastronomie.

Dass immer mehr Köche und Kellner das Handtuch werfen und so wenig den Weg in die Gastronomie suchen, hat für Rudolf Moser, Arbeitsmarktexperte der Arbeiterkammer OÖ, drei Gründe: geringe Entlohnung, belastende Arbeitsbedingungen und die Tatsache, dass es Arbeitnehmer in der Gastronomie mit zunehmendem Alter äußerst schwer haben, die Branche zu wechseln.

Nur ein verschwindender Bruchteil würde in der Gastronomie in Pension gehen.

Offene Stellen in der Gastronomie

1459 offene Stellen hat das Arbeitsmarktservice Oberösterreich im Bereich Fremdenverkehr derzeit ausgeschrieben. Das sind um 308 Stellen mehr als 2016. Im Vorjahr wurden 1151 Köche und Kellner gesucht. Diese Zahlen zeigen den hohen Bedarf in diesen Berufen.

90 Asylwerber sind landesweit in Gastronomiebetrieben tätig. Das AMS gibt ihnen eine Arbeitsbewilligung in sogenannten „Mangelberufen“. Insgesamt sind 220 Asylsuchende in diesen Berufen beschäftigt. Damit ist Oberösterreich Spitzenreiter.