EuroSkills: Fachkräfte auf Mission Titelverteidigung
BUDAPEST. Österreich Fachkräfte-Elite muss bei der Europameisterschaft starke Nerven beweisen – Auch die Teilnehmer aus Oberösterreich haben Medaillen-Chancen
Rund 500 Teilnehmende aus 28 europäischen Ländern zeigen derzeit bei den EuroSkills in Budapest, was sie in ihren Berufsdisziplinen zu leisten vermögen. Für die 43 Fachkräfte aus Österreich liegt die Latte extra hoch, gilt es doch, den Titel des Europameisters zu verteidigen. Denn unser Land war sowohl bei den EuroSkills 2012 in Spa (Belgien) als auch 2014 in Lille (Frankreich) und 2016 in Göteborg (Schweden) die jeweils beste Nation.
Auch für die sechs Fachkräfte aus Oberösterreich stehen die Chancen gut, die eine oder andere Medaille nach Hause zu bringen. Michael Kraml aus Traberg gehört zu diesen Hoffnungsträgern. Der Kälteanlagentechniker, der bei Hauser in Linz arbeitet, wirkt während des Bewerbes völlig ruhig. Schon damit vollbringt er ein kleines Kunststück, indem er es schafft, den Trubel rund um sich auszublenden. Rupert Danninger, der u.a. für die Lehrlingsausbildung bei Hauser zuständig ist, begleitet seinen Schützling als Experte – und das mit einem guten Gefühl: „Ich glaube, dass Michael einen der vorderen Plätze erreicht.“ Die Aufgabe, die der 23-Jährige zu lösen habe, sei der Bau eines Eisflächenbeckens mit einer kombinierten Warmwasseraufbereitung. „Wichtig ist, dass Michael jetzt ganz exakt arbeitet. Sonst gibt‘s Punkteabzüge“, sagt Danninger. Die Fußstapfen, in die Michael tritt, sind groß: So hat u.a. ein Hauser-Mitarbeiter bei den EuroSkills 2014 in Lille abgesahnt: Lukas Zauner holte damals Gold im Team- und Silber im Einzelbewerb.
Gleich nebenan arbeiten die Möbeltischler. Dort legt sich Christian Buchegger (23) aus Vorchdorf ins Zeug. Zuhause arbeitet er beim SFK Tischler in Kirchham. Nun muss er sein Können an einer Kommode mit Schublade und Schiebetür beweisen. Der Experte an seiner Seite ist der Kärntner Mathias Lenzhofer: „Es ist sehr stressig und das Niveau unglaublich hoch. Aber Christian ist mental sehr stark.“
In einem anderen Bereich des Messegeländes versucht der Elektroniker Christof Hinterleitner (22) aus Frankenburg, der bei abatec in Regau beschäftigt ist, gegen andere Widrigkeiten anzukämpfen. Die Klimaanlage in seinem Hotelzimmer setzte ihm derart zu, dass er nun verkühlt und mit Fieber an seinem Kojenplatz sitzt. Trotzdem stellt er sich wacker den täglich neu ausgegebenen Aufgaben, wie etwa dem Konzipieren eines Schaltungsdesigns und dem Programmieren.
Unweit der Elektroniker sind auch die Mechatroniker angesiedelt. Das Oberösterreich-Team Benedikt Gabat (21) und Maximilian Schindlbauer (22), beide von der voestalpine Stahl in Linz, kämpfen mit den knappen Zeitvorgaben. Als Grundstation haben sie eine Vereinzelungsanlage errichtet: Ein Magazin schiebt ein farbiges Teilchen hervor, ein Greifer mit Farberkennung nimmt es auf und legt es, je nach Farbe, in die richtige Rutsche. Diese Konstruktion gelang perfekt, doch während des Bewerbes müssen sie damit immer komplexere Zusatzaufgaben erledigen.
Die Expertenjury ist am Zug
Deutlich gelöster wirkt die 21-jährige Julia Rumetshofer, Mitarbeiterin der Bäckerei Stöcher aus Bad Zell. Hinter ihr liegen soeben vier Stunden Arbeitszeit, in denen sie an ihrem Schaustück feilte. Das im Gegensatz zu den Backwerken anderer Bewerber filigran wirkende Kunstwerk aus Roggenteig und Zuckersirup zeigt ein schief auf einem Baumstumpf thronendes Hexenhäuschen samt schwarzen Kater auf dem Dach und der Hexe vor ihrer Eingangstür. Julia hat ihren zweiten Tag des Bewerbes hinter sich. „Heute ist mir mein Schaustück so gut wie noch nie geglückt“, erzählt sie glücklich. Julia war im Vorjahr bereits bei der WorldSkills in Abu Dhabi dabei – sie landete auf Platz sechs. „Diesmal bin ich viel entspannter und nehme manches lockerer.“
Nun ist die Expertenjury am Zug. Sie wird am Samstagabend im Laufe der großen Endzeremonie die Gewinner bekannt gegeben. Bis dahin heißt es Daumen drücken.
In den Augen der Elite alles Versager. Sind ja keine Akademiker diese Handwerker. Und staubig und dreckig werden sie auch noch.
Hoffentlich findet bald ein Umdenken statt.