Er ergründet die Seele der Briefmarken
Philatelist Karl Majörg hortet 16.000 Poststücke in seiner Sammlung
Mehr als 16.000 Briefe hortet Karl Majörg in seiner Wohnung in Wartberg/Krems (Bezirk Kirchdorf). Dazu kommt eine ganze Vitrine voller Ehrungen und Auszeichnungen, die der 66-Jährige in den vergangenen knapp vierzig Jahren mit seiner Briefmarkensammlung einheimste.
Kürzlich kam die 50. Auszeichnung dazu: Er wurde vom Verein „Militaria Austriaca Philatelia“ für seine besonderen Verdienste mit der Patka-Medaille geehrt. Seine wertvollsten Stücke fanden weltweit Anklang: Sie wurden bei Marken-Weltausstellungen auf allen Kontinenten, etwa in Peking, Moskau, Helsinki oder Washington gezeigt.
Um bei solchen Ausstellungen eine der begehrten Auszeichnungen zu erhalten, reicht es aber nicht, nur teure Marken zu präsentieren, sagt der leidenschaftliche Philatelist: „Es kommt auch auf das Fachwissen, die Belege, die Wichtigkeit des Themas und die Präsentation an.“ Majörg hat sich auf das Thema Zensurpost spezialisiert. Für Briefe, die in der Zeit zwischen 1945 und 1955 durch die Zensur der Besatzungsmächte musste, gilt er als österreichweit anerkannter Experte. Sein umfangreiches Wissen hielt Majörg in zwei Büchern fest, an denen er jahrelang arbeitete: „Diese Bücher sind mein Lebenswerk“, sagt er.
Der Lieblingsgegenstand in seiner Sammlung ist ein russischer Feldpostbrief, der einen roten Feldpoststempel trägt: „So etwas gab es in Österreich meines Wissens sonst nie.“ Ob die Briefe und Marken besonders teuer sind, ist für den Sammler dagegen zweitrangig: „Der Preis war mir immer egal.“
Mit der Sammlerei begann er bereits als Kind, in der Jugend ließ die Leidenschaft nach, bevor sie 1980 wieder auflebte. „Ich finde es spannend, nachzuforschen, was ein Brief alles erlebt hat“, sagt der ehemalige Tischler und Kunststoff-Verarbeiter, der sich auch in der Natur wohlfühlt und Wochen im Wildpark Grünau verbringen kann. Doch am liebsten ist er bei seinen Marken: „Erst wenn eine Marke auf einem Brief klebt, erhält sie eine Seele. Und die ergründe ich dann.“
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