Eklat am Altar: „Falscher Pfarrer“ in Windischgarsten

Von Alfons Krieglsteiner   31.August 2011

Pfarrer Gerhard Maria Wagner weilte gerade auf dem Weltjugendtag in Madrid. „Herr Neuwirth hat sich mit List die Zustimmung meines Stellvertreters Pfarrer Twardy erschlichen“, ist Wagner sauer. Neuwirth soll auf Heimaturlaub bei seinen Eltern im Priesterornat bei Jan Twardy aufgetaucht sein. Daraufhin ließ ihn Wagners Stellvertreter bei der 10-Uhr-Messe am Altar mitfeiern. Und den Abendgottesdienst durfte Neuwirth sogar allein zelebrieren.

Böse Absicht will ihm Pfarrer Wagner nicht unterstellen, „aber Naivität“. Ihm sei wohl nicht klar gewesen, dass Vertretern von „Freikirchen“ die Leitung der katholischen hl. Messe strengstens untersagt ist. Auf eine Erklärung Neuwirths wartete Wagner bisher vergebens. Deshalb schaltete er Bischof Schwarz ein und prangerte Neuwirths Vorgehen öffentlich an.

„Fleißiger Kirchgänger“

Um solches künftig zu verhindern, hat Wagner jetzt seinen Mesner angewiesen, von angeblichen Priestern immer die Vorlage des „Zelebrets“ zu verlangen – also der Genehmigung, in einer fremden Pfarre die Messe lesen zu dürfen.

Neuwirth ist für Wagner kein Unbekannter: „Er war ein fleißiger Kirchgänger, ich habe aber den Kontakt zu ihm abgebrochen, als er sich 2005 der Katholisch-Reformierten Kirche anschloss.“ Dort ist der ehemalige Berufskraftfahrer seither als Seelsorger tätig.

„Alois Neuwirth hat in gutem Glauben gehandelt“, nimmt Oliver Gehringer, Bischof der Katholisch-Reformierten in Wien, seinen Priester in Schutz. Neuwirth kenne Pfarrer Twardy seit mehreren Jahren, habe ihm am Samstag einen Besuch abgestattet: „Dabei hat ihn Pfarrer Twardy zur Konzelebration eingeladen und ihn gebeten, am Abend die Messe zu halten.“ Dass sich Neuwirth nicht mit Pfarrer Wagner ins Einvernehmen gesetzt habe, sei aber ein Fehler gewesen.

 

Die Freikirche der „Reformierten“

Die Katholisch-Reformierte Kirche (150 Mitglieder) wurde 1999 gegründet. Ein Ziel ist die Umsetzung des Kirchenvolksbegehrens. Sie ist in Landessynoden organisiert, erkennt den Papst nicht an. Der Zölibat ist freiwillig, das Priesteramt steht auch Frauen und Verheirateten offen. Priester gehen einem Zivilberuf nach.
Beim Diözesanreferat für Weltanschauungsfragen sind noch keine Anfragen zu dieser „Freikirche“ eingegangen, sagt Leiter Herbert Mühringer. Das Hauptinteresse gelte derzeit der Esoterik.