Eine Uni wird 50: "Ich habe es noch nie bereut, in Linz zu studieren"

Von Herbert Schorn und Alfons Krieglsteiner   08.Oktober 2016

Geschäftiges Treiben herrscht auf dem weitläufigen Gelände der Johannes-Kepler-Uni in Linz-Auhof. Im Hörsaal eins werden gerade die Türen zur Vorlesung geschlossen, davor sitzen Studenten in Gruppen beisammen und kritzeln ihre Collegeblöcke voll. Am Ende der ersten Woche ist die Uni wieder in Hochbetrieb.

Zum 50. Mal startet die Linzer Universität in ein neues Studienjahr. Am 8. Oktober 1966 wurde sie als "Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften" gegründet. Einer der damals zehn Professoren ist Ernest Kulhavy, der von der Technischen Uni in West-Berlin nach Linz berufen wurde. Damals war alles noch etwas ruhiger, erzählt der heute 90-Jährige: "Meine ersten Vorlesungen hatte ich in einem Seminarraum vor vielleicht 20 Studenten." Die Gebäude am Campus waren nagelneu, der Kontakt zu den Studenten intensiv.

Heute, 50 Jahre später, ist die Zahl der Studenten zwar auf 20.000 gestiegen. Das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren ist aber nach wie vor unkomplizierter als an so manch anderer Universität, erzählen Christina Lehner und Mario Mühlböck. "Mir gefällt die familiäre Atmosphäre an unserem Institut", sagt Mühlböck, der Technische Mathematik studiert. Er schätzt die individuelle Betreuung der Professoren: "Viele sagen: ,Klopft’s einfach an!‘"

Manko: Technische Ausstattung

Die Nähe zu ihrer Heimatgemeinde Wilhering war eine der Gründe für Christina Lehner, sich für die Kepler-Uni zu entscheiden. "Und ich habe es noch nie bereut", sagt die 21-jährige Studentin der Wirtschaftswissenschaften.

Beiden gefällt das Leben am Campus, das der Uni ihr besonderes Flair verleihe. "Der Hörsaalwechsel dauert bei uns maximal zehn Minuten", sagt Mühlböck. "An anderen Uni-Standorten muss man dafür quer durch die Stadt." Der Campus erleichtere es, viele Studenten, auch aus anderen Fachrichtungen, kennenzulernen.

Doch das Studium in Linz hat auch Schattenseiten. Die Ausstattung der Hörsäle könnte moderner sein, mitunter gebe es nicht einmal Steckdosen für Laptops, ganz zu schweigen von Beamern oder Whiteboards. Der Campus sollte mehr genutzt, die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel verbessert werden, meinen beide.

Kulhavy erinnert sich unterdessen gerne an seine ersten Jahre in Linz: "Ich bin ohne lang nachzudenken nach Linz gegangen. Es reizte mich, etwas Neues aufzubauen." Der Professor, der 1989 zum Rektor aufstieg, gründete hier das erste Institut für Marketing im deutschen Sprachraum.

Prägende Professoren

Seine Arbeiten wurden stilprägend und er zum "Marketingpapst". Der zweite noch lebende Gründungsprofessor ist Friedrich Fürstenberg. In seinen 15 Linzer Jahren gelang es ihm, eine Vielzahl an berufssoziologisch orientierten Studien anzuregen oder zu leiten. Auch seine Arbeiten gelten als wegweisend.

Doch was wünscht Kulhavy, der Gründungsprofessor und ehemalige Rektor, seiner Uni? "Viel Erfolg!", sagt das Marketing-Genie wie aus der Pistole geschossen. Und was braucht sie dazu? "Nur eines: Gutes Marketing!"

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Das Jubiläum

Der Festakt „50 Jahre JKU“ beginnt heute um 10.30 Uhr mit der Begrüßung der Gäste im Foyer des Hörsaals 1. Um 11 Uhr halten die Ehrengäste Einzug. Nach einem Video über die Anfänge der JKU und der Begrüßung durch Rektor Meinhard Lukas folgen Grußworte unter anderem von Landeshauptmann Josef Pühringer und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner.

In einer Interviewrunde diskutieren die JKU-Gründungsprofessoren Ernest Kulhavy und Friedrich Fürstenberg mit zwei jungen JKU-Professoren.

Die Festrede hält Thomas Henzinger, Präsident des „Institute of Science & Technology“ (IST Austria) in Klosterneuburg, zum Thema „Von der JKU über Kalifornien zum IST Austria“.

Ab 28. Oktober rückt sich die Kepler-Uni selbst ins Zentrum von Linz. Am Hauptplatz betreibt die Uni für drei Monate bis zum 31. Jänner 2017 eine Wissenschaftsbar, in der Vorlesungen live aus den Hörsälen auf 60 Bildschirme übertragen werden.