Ein „tierisch“ engagierter Pfarrer

Von Ulrike Griessl   23.Februar 2011

OÖN: Herr Zeiger, bei vielen Ihrer Aktionen stehen Tiere im Mittelpunkt. Warum?

Zeiger: Ich bin der Ansicht, dass sich jeder Pfarrer um Themen annehmen soll, die ihm besonders liegen. Und bei mir sind das eben unter anderem Tierthemen.

OÖN: Braucht es heut-zutage ungewöhnliche Aktionen, um die Menschen für die Kirche zu interessieren?

Zeiger: Ich mache keine Projekte, um die Menschen für die Kirche zu interessieren. Die Ideen für die Aktionen in meiner Pfarre sind immer entstanden, weil Menschen Hilfe brauchten. Aber natürlich ist es ein schöner Nebeneffekt, wenn Kirche dadurch zum Anziehungspunkt für Menschen wird.

OÖN: Ihr jüngstes Tierprojekt heißt „Freunde bleiben“. Können Sie erklären, worum es dabei geht?

Zeiger: Viele Senioren machen sich große Sorgen, was mit ihrem Haustier passiert, wenn sie ins Pflegeheim müssen. Mit dem Projekt „Freunde bleiben“ haben wir eine Möglichkeit gefunden, ihnen diese Sorgen zu nehmen. Wir suchen tierliebe Menschen, die gern eine Katze oder einen Hund von einem alten Menschen übernehmen möchten und bereit sind, das alte Frauerl oder Herrchen alle 14 Tage mit dem Tier zu besuchen. Auf diese Weise bleiben die Senioren in Kontakt mit ihren Lieblingen und wissen außerdem, dass diese in guten Händen sind.

OÖN: Haben Sie auch selbst Haustiere?

Zeiger: Aber natürlich, zwei Schildkröten und fünf Katzen, die ich alle sehr liebe. Die letzte Katze ist übrigens erst voriges Jahr zu Weihnachten völlig unerwartet bei mir gelandet. Meine Tierärztin hat sie mir anvertraut, als ich ihr ein kleines Geschenk bringen wollte. Und meine ältere Schildkröte, Othello, ist sozusagen ein Familienerbstück. Ich kenne sie schon mein Leben lang, weil sie älter ist als ich selbst.

OÖN: Liegen Ihnen bei Ihren Projekten die Tiere mehr am Herzen oder die Menschen, denen sie gehören?

Zeiger: Mir geht es um die Menschen, denen ich mit den Aktionen helfen kann, genauso wie um die Tiere. Wenn man einem von ihnen hilft, ist meist auch dem anderen geholfen. So ist es zum Beispiel bei der ersten Linzer Tiertafel, bei der bedürftige Menschen Gratisfutter für ihre Tiere bekommen. Es wäre furchtbar für sie, wenn sie ihre Lieblinge weggeben müssten, weil sie sich das Futter nicht mehr leisten können. Durch unsere Aktion können sie ihre Tiere behalten.

OÖN: Im Vorjahr haben Sie zum Protest gegen die Schließung einer Postfiliale aufgerufen. Warum haben Sie sich in dieser Sache so engagiert?

Zeiger: Weil alle nur gejammert haben, dass die Post so viele Filialen schließt, sich aber nicht dagegen gewehrt haben. Da hab’ ich mit gedacht, ich initiiere eine Protestaktion und sammle Unterschriften gegen die Schließung des Postamtes in meiner Pfarre. Und siehe da: Es hat gewirkt, das Postamt ist zumindest bis jetzt offen geblieben.

OÖN: Sind durch Ihre ungewöhnlichen Aktionen mehr Menschen zu Kirchgängern geworden?

Zeiger: Nein, meine Kirche ist deshalb nicht jeden Sonntag gerammelt voll. Darum geht es mir auch nicht. Aber es freut mich sehr, dass immer mehr Menschen zu meinen Tiersegnungen und anderen Aktionen unserer Pfarre kommen. Dadurch merke ich, dass sich die Menschen in ihren Anliegen ernst genommen fühlen und ich ihnen helfen kann. Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Lebensgeschichten man da erfährt.

OÖN: Welche zum Beispiel?

Zeiger: Eine vergesse ich nie: Einmal schickte mir eine Frau ein Foto von ihrer Katze zur Tiersegnung. Ihr war diese Segnung besonders wichtig, weil sich ihre Tochter, die sie zusammen mit ihrem Mann bei einem Autounfall verloren hat, das Tier so sehr gewünscht hatte.

Zur Person: Franz Zeiger

Der Theologe Franz Zeiger ist 49 Jahre alt. Er wurde in Steyr geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte, und studierte in Linz Theologie. Seit zehn Jahren leitet Franz Zeiger die Pfarre St. Peter in Linz (Spallerhof). Besonders wichtig ist Zeiger bei seiner Arbeit als Seelsorger, „den Menschen Freude am Dasein weiterzugeben und sich am Leben zu erfreuen“.

Einige Aktionen der Pfarre St. Peter in Linz (Spallerhof)

Die Linzer Tiertafel wurde für Tierbesitzer gegründet, die in einer finanziellen Notsituation sind. Sie bekommen Futter und Tierzubehör von der Pfarre und erhalten einen finanziellen Zuschuss, wenn ihr Tier medizinische Hilfe braucht. Die Tiernahrung stellt die Firma Vitello aus Ansfelden zur Verfügung.

Projekt „Freunde bleiben“: Die Pfarre St. Peter sucht Menschen, die Haustiere von Senioren übernehmen, wenn diese ins Pflegeheim müssen. Alle 14 Tage sollen die neuen Besitzer das frühere Herrchen oder Frauchen mit dem Tier besuchen.

Tiersegnungen: Tierbesitzer rund um den Globus können ihre Lieblinge am Welttierschutztag (4. Oktober) von Pfarrer Franz Zeiger segnen lassen: Wer nicht kommen kann, schickt per E-Mail oder Post ein Foto von seinem Tier an die Pfarre. Die Bilder nehmen auf einer Pinnwand an der allgemeinen Tiersegnung teil.

Trauercafé: Das ist das jüngste Projekt der Pfarre St. Peter. Ins Trauercafé werden Trauernde eingeladen, die kürzlich einen Menschen verloren haben. Hier können sie über ihre Gefühle reden und bekommen Unterstützung vom Pfarrer, aber auch von anderen Betroffenen.

Nähere Informationen über die Aktionen und über Spendenmöglichkeiten gibt es in der Linzer Pfarre St. Peter, Tungassingerstraße 23a, Telefon 0680/118 2218 (werktags von 8.30 Uhr bis 10.30 Uhr und von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr) oder auf der Internetseite www.dioezese-linz.at/linz-stpeter