Ein Prinzenpaar macht Ernst: Ja-Wort zu Faschingsbeginn

RAAB. Heirate lieber ungewöhnlich. Das haben sich Iris Binder und Gernot Gaiswinkler wohl bei der Festsetzung ihres Hochzeitstermins gedacht. So manches Paar gibt sich am morgigen 11. 11. das Ja-Wort, die beiden Innviertler sind auch das diesjährige Faschingsprinzenpaar von Raab.
Iris Binder und Gernot Gaiswinkler sind im Stress. Im Dreifach-Stress, wie sie sagen. Da wäre die morgige Faschingseröffnung. „Was uns am wenigsten belastet, weil uns die Gilde sehr viel abnimmt.“ Dann die Hochzeit und so nebenbei steht auch noch der Umzug von Iris Binders Apotheke kurz davor. „Zur Erholung gehen wir noch arbeiten“, sagen sie augenzwinkernd und lachen.
Eigentlich wollten sie ja nicht im November heiraten, vieles sprach dagegen, aber etwas Wichtiges dafür: Die Faschingsgilde sollte in die Hochzeit miteingebunden werden. Braut und Bräutigam sind, man kann es sagen, faschingsnarrisch. Bei jedem Umzug mit dabei, seit dem Vorjahr Prinzenpaar mit Leidenschaft. Und das, obwohl die künftige Prinzengemahlin eine gebürtige Wienerin ist. Seit sechs Jahren lebt sie hier, ist inzwischen waschechte Raaberin, lediglich ein Hauch von Wiener Akzent ist geblieben. Den Fasching allerdings habe sie schon als Kind geliebt und zelebriert, sagt die 37-jährige Apothekerin: „Hier in Raab, das ist das Paradies für mich. Es ist einfach schön, wenn die Leut sagen: Griaß di Prinzessin“.
Wer den Fasching liebt, ist in Raab richtig. Hier hat der Fasching Tradition. Im Jahr 1632 gab es die erste Maskerade. Seit 140 Jahren sind Faschingsumzüge dokumentiert. Abwechselnd finden jährlich entweder Faschingssitzungen oder ein -umzug statt. Alles höchst professionell organisiert von der 120-köpfigen Faschingsgilde. Bis zu 50 Faschingswägen werden am 19. Februar durch den Ort ziehen und bis zu 11.000 Besucher ins Narraabia-Land pilgern.
Gilde um Erlaubnis gefragt
Doch zuvor (morgen) werden die Narren geweckt. Zuvor wird auch geheiratet. Am 24. Dezember 2010 hat Gernot seine Liebste gefragt. Und dann nochmals im April vor der Faschingsgilde (kleines Bild). Braut wie Gilde haben ihre Zustimmung gegeben. „Bis Juli hat uns allerdings keiner so richtig geglaubt, dass es uns mit dem Datum auch wirklich ernst ist“, sagt Gernot Gaiswinkler. Gefreut haben sich aber alle. Nur die Standesbeamtin zeigte sich anfangs ziemlich skeptisch. „Sie hat uns auf den Ernst der Sache hingewiesen“, so der 43-jährige Prokurist. Ernst nehmen es die beiden mit ihrer Hochzeit sehr wohl, dennoch: Der Spaß soll nicht zu kurz kommen.
Geheiratet wird nur standesamtlich und nicht im Faschingskostüm, aber auch nicht in Weiß. „Neeein“, so die Braut. Mehr werde ich nicht verraten. (Farbe des Brautkleides der Redaktion bekannt, Anm.). Nach dem Ja-Wort wird der Bürgermeister dem Prinzenpaar am Standesamt seine Aufwartung machen, und wie es sich für den Faschingsbeginn gehört, um 11.11 Uhr den Schlüssel übergeben. Na dann: „Raaba, Raaba“.
Die Zahl der Narren und des Neubeginns
Faschingsanfang Seit dem Mittelalter gilt die 11 als närrische Zahl. Sie ist um 1 größer als die Zehn Gebote und um 1 kleiner als die Zahl der Apostel. Am 11. 11. beginnt die närrische „fünfte Jahreszeit“, wenn die üblichen Normen außer Kraft gesetzt werden und die geordnete Alltagswelt aufgehoben ist.
Mystische Bedeutung „Die 11 ist die spirituelle Meisterzahl“, sagt der Linzer Mathematiker und Numerologe Bernhard Kutzler. In ihr sind die Qualitäten der 1 und der 2 vereinigt. 1 steht für Neubeginn, 2 fürs Wir-Gefühl. Beides verstärkt sich in der Zahl 11: „Am 11. 11. 11 wirkt sogar die sechsfache Kraft der 1, dieses Datum markiert einen besonders kraftvollen Neubeginn der Gefühle, der Intuition und des Miteinanders.“
Symmetrie Noch etwas macht den 11. 11. zu einem ganz besonderen Datum – seine Zahlensymmetrie. „Die Spiegelgleichheit empfinden wir als ästhetisch, wir können sie uns besonders gut merken“, sagt der Numerologe.
Die 11 im Sport „Die Elf“ lautet die Bezeichnung für ein Fußballteam. Seit 1870 ist die Zahl der Kicker pro Mannschaft auf 11 festgelegt. Elf Aktive gibt es auch beim Rugby, Football und Feldhockey (11 Feldspieler plus Tormann).
Martinsfest Mit einem Laternenumzug feiern am 11. 11. die Kinder das Fest des hl. Martin von Tours, der an diesem Tag im Jahr 397 beigesetzt wurde. Der Legende nach teilte er mit Christus in Gestalt eines Bettlers den Mantel. An diesem letzten Tag vor der Fastenzeit kommt oft ein Gänsebraten auf den Tisch: Martin hatte sich im Stall versteckt, weil er nicht Bischof werden wollte, doch die Gänse verrieten ihn durch ihr lautstarkes Schnattern.
Hier werden die Narren geweckt
Bad Ischl
Der traditionelle Faschingsauftakt in Bad Ischl findet zunächst morgen auf der Pfiffhütte in Laufen statt. Das richtige Narrenwecken folgt am 18. und 19. November. Ischler Faschingsverein, Garden, Tanzhexen präsentieren jeweils um 20.11 Uhr ein vierstündiges Programm.
Eferding
Um 18.18 Uhr holen sich morgen die Eferdinger Gaukler mit ihrem Prinzenpaar Alexandra und Alexander samt Kindergarde und Stadtmusik beim Bürgermeister den Schlüssel ab.
Enns
Kein Prinzenpaar, sondern eine Prinzenfamilie wird am Freitag auf den Ennser Stadtplatz einreiten – Anita und Werner von Traumhausen im Streitwagen, die Prinzessinnen Daniela und Doris von Sonnenschein zu Pferde. Grund ist die 800-Jahr-Feier der Stadt. Um 11.11 Uhr wird Pater Martin den 800-Jahr-Wein segnen, anschließend muss auch der Bürgermeister den Stadtschlüssel rausrücken.
Frankenburg
Erst beim Faschingswecken erfahren die Frankenburger den Namen der neuen Prinzessin – und zwar anlässlich des Martini-Kirtags am Samstag um 11.45 Uhr. Der neue Prinz, Dietmar Schuster hat 36 Kilo abgenommen. Das hat ihm prompt den Beinamen „Prinz Didi I., der atemlose Bäckergsell, hat jetzt a klonas Arscherl und a schlankes Gstell“ eingetragen.
Gmunden
Die Hatschathaler und die Faschingsgilde Gmunden begrüßen am Freitag um 11.11 Uhr vor dem Rathaus den Fasching. Offizielle Schlüsselgabe des Bürgermeisters an die Narren fehlt ebenso wenig wie ein satirischer Rückblick auf die Geschehnisse im vergangenen Jahr.
Kirchdorf
Die „Kiridorfer Faschingsgesellschaft“ marschiert morgen um 18.11 Uhr durch Kirchdorf und weckt in diversen Lokalitäten die Narren. Auch der Bürgermeister wird abgeholt. Den Schlüssel muss er erst im Jänner abgeben. Dann wird auch das Prinzenpaar vorgestellt.
Leonding
Die Ruflinger Narren haben am Freitag die Erstürmung des Rathauses im Sinn. Ausgehend von der Volksschule wird der Faschingszug um 11 Uhr mit Pauken und Trompeten in Richtung Stadtplatz marschieren.
Linz
Die Faschingsgilde Linz/Ebelsberg/Kleinmünchen zieht ebenfalls am Freitag los – und zwar ab der Goethekreuzung und zunächst mit ihrem alten Prinzenpaar. Um 11.11 Uhr wird neben dem Passage City Center das Geheimnis um das neue Prinzenpaar gelüftet. Um 12.15 Uhr geht’s zum Herrn Bürgermeister.
Timelkam
Bereits ab 8.30 Uhr marschiert morgen die Faschingsgilde durch den Ort und weist darauf hin, dass um 11.11 Uhr das Gemeindeamt gestürmt wird. Der Bürgermeister wird traditionell der Bevölkerung in Fesseln vorgeführt.