Ein Lotto-Sechser zählt nicht wirklich

03.Jänner 2012

Wenn es darum geht, Luftschlösser zu errichten, sind wir geniale Baumeister, schreibt Beate Pichler von der Kleinen Zeitung in Graz. Jürgen Saler hat seines allerdings mit Fertigteilwänden stabilisiert, es in ein Stück Grün gestellt, dort noch ein Gartenhäuschen, einen Pool und ein Fußballtor in Kindergröße platziert. Ein Traumhaus mit heller Fassade, weißen Fenstern. Immer noch luftig, aber ganz real.

Sechser mit Ansage

Fast zehn Jahre ist es her, dass Jürgen Saler – damals Profifußballer bei Rapid – im Lotto gewonnen hat. Mit den Zahlen 11, 16, 24, 39, 43 und 44 bei der Ziehung vom Mittwoch, dem 20. Februar 2002. Saler hatte eine Vorahnung gehabt: „Ich habe immer gesagt, ich gewinne einmal. Ich habe fix damit gerechnet.“ Saler selbst kam an jenem Mittwoch, dem 20. Februar 2002, von einer Spielersitzung zurück, drehte den Fernseher auf und sah im Teletext, dass er gewonnen hatte. „Das war witzig, das kann man nicht beschreiben.“

Zwei Sechser waren es. Zu je 376.822 Euro. Trotzdem blieb das Ehepaar auf dem Boden. Leistete sich weder einen Erste-Klasse-Flug für die Hochzeitsreise (der Gewinn fiel genau zwischen standesamtliche und kirchliche Trauung), noch einen Porsche – obwohl ihnen das mancher Neider unterstellte. „Ich komme aus einem extrem bescheidenen Elternhaus, wir haben immer raufen müssen mit der Marie. Ausflippen tuast da nit“, sagt der 34-Jährige. „Wir haben die Familie ein bisschen unterstützen können.“

Schlaganfall im Schlaf

Der Rest blieb für die eigene Familie, die noch im selben Jahr wachsen sollte: Fabio kam im Dezember 2002 zur Welt, Anna am 1. Juli 2004. Genau an dem Tag, als die ersten Wände für das Fertigteilhaus am Stadtrand von Spielberg geliefert wurden. Wirklichen Traum gab es nämlich nur einen: Haus bauen. Das Eigenheim ist 270 Quadratmeter groß.

Perfektes Glück? Möchte man meinen. Aber im März 2009 erlitt Karin Saler im Schlaf einen Schlaganfall. „Sie ist aufgewacht und konnte nicht mehr aufstehen.“ Halbseitig gelähmt. Einen Monat Krankenhaus, zehn Wochen Reha, monatelang Rollstuhl. Langsam lernen, mit allen Einschränkungen zu leben. Jürgen Saler ließ sich zunächst beurlauben: „Es war klar, dass die Kinder mich brauchen.“ Sie hätten ihn früher nicht viel gehabt, jetzt nahm er sich die Zeit. 2010 gab er die Profikarriere bei WAC/St. Andrä auf, ließ auch Trainerangebote sausen.

„Es war wichtiger, zu Hause zu sein, als auf dem Fußballplatz.“ Heute arbeitet er bei Generali. Das Leben von Jürgen und Karin Saler – das ist ganz viel Familienleben. Das Einzige, was zählt, ist für den Lottogewinner, „wenn du Kinder hast, dass sie gesund sind und gesund alt werden“. Geld zu haben beruhige, aber „glücklich macht es nicht“. Lotto spielt Jürgen Saler trotzdem noch immer. Und ist sich sicher: „Ich gewinne noch einmal.“

 

Fußballprofi und Lottogewinner

Jürgen Saler, geboren am 4. 10. 1977 in Knittelfeld, war Profifußballer bei Rapid (1997 - 2003), Kapfenberg und WAC/St. Andrä. Verheiratet mit Karin, Sohn Fabio (9), Tochter Anna (7). Die Familie lebt in Spielberg. Am 20. Februar 2002 tippte Saler sechs Richtige im Lotto (11, 16, 24, 39, 43, 44) und gewann 376.822 Euro.
In der 25-jährigen Lottogeschichte wurden mehr als 2500 Sechser getippt, insgesamt wurden mehr als 516 Millionen Euro an Gewinnen ausgezahlt. Der Rekordgewinn liegt bei 8,905.907,20 Euro.