Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Ein Chef als Lebensretter: "Ohne Gerhard hätte ich wohl nicht überlebt"

Von Herbert Schorn   05.September 2015

Seit dem 4. August ist für Katarina Draganov-Csordas nichts mehr wie es war. Die 19-Jährige galt in ihrer Heimat Serbien als eine der besten Schwimmerinnen, war Sportlerin im Nationalteam. Vor dem Sommer schloss die Serbisch-Ungarische Doppelstaatsbürgerin das Gymnasium ab, im Herbst plante sie, ihren Eltern nach Österreich zu folgen, um hier zu arbeiten.

Doch dann kam der 4. August. Katarina wollte zu Hause in Zrenjanin in einen Badesee springen, rutschte aus, fiel auf den Kopf und brach sich den dritten und vierten Halswirbel, weitere Wirbel wurden angeknackst. Ein Freund rettete sie aus dem Wasser, sie kam ins Krankenhaus nach Belgrad.

Keine Operation in Belgrad

Doch dort konnten die Ärzte für sie nicht viel tun. "Sie wurde nur stabilisiert, aber für die Operation fehlten die Möglichkeiten", sagt Gerhard Spitzbart. Er betreibt in Enns ein Transport-Unternehmen mit 45 Lastwagen und ist der Chef von Katarinas Eltern, die seit März als Mechaniker und Reinigungskraft in seiner Firma arbeiten. "Sie wäre wohl monatelang so dagelegen, bis irgendwann ihr Körper nicht mehr mitgemacht hätte und sie gestorben wäre", fasst ihre Mutter Irena das drohende Schicksal zusammen. Die ersten Anzeichen traten in Form von Fieberschüben bereits auf.

Gerhard Spitzbart konnte dabei nicht zusehen. Innerhalb weniger Tage organisierte er einen Rettungsflug nach Linz und einen Platz im Linzer Wagner-Jauregg-Krankenhaus. Dort wurde die junge Frau Mitte August operiert. Mittlerweile kann sie Arme und Kopf wieder bewegen. Doch die Beine wird die Sportlerin wohl nie wieder bewegen können.

Dieses Schicksal trägt sie mit einem fast unmenschlichen Optimismus. "Mir geht es gut", sagt sie, wenn sie nach ihrem Befinden gefragt wird. Sie grinst. "Ich bin hier, und ich lebe. Das ist wichtig. Ich habe wieder eine Perspektive. Aber ohne Gerhard Spitzbart hätte ich wohl nicht überlebt."

Doch der hat jetzt finanzielle Sorgen. Die 10.000 Euro Kosten für den Flug konnte er noch selbst tragen, doch 70.000 Euro für die Behandlung übersteigen seine Möglichkeiten – und jene der Eltern. Gemeinsam hatten sie 20.000 Euro an Anzahlung aufbringen können. Spitzbart startete in der Firma eine Hilfsaktion, Katarinas Schwester koordiniert Hilfe in Serbien. Ein Spendenkonto für Katarina wurde eingerichtet.

Jetzt verhandelt der Chef mit Herz mit der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse, ob sie einen Teil der Kosten übernehmen kann. Dort werde "mit Hochdruck" an einer Lösung gearbeitet, wie Sprecher Gregor Smejkal sagt: "Wir wollen eine gute Lösung finden, aber die Sachlage ist sehr kompliziert."

Das alles kann Katarinas Optimismus nicht trüben. Dass ihre Sportkarriere nun beendet ist, ist für die 19-Jährige noch lange nicht besiegelt. "Sport kann man immer machen", sagt sie. "Vielleicht trete ich bei Behindertenbewerben an."

Spenden können auf das Konto AT69 3415 7000 0204 8627 (Raiba Enns) eingezahlt werden.

copyright  2024
19. April 2024