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Die narrischen Schwammerl

Von Roman Sandgruber, 28. Juli 2018, 00:04 Uhr
Die narrischen Schwammerl
Sollten Sie beim Suchen immer dabei haben: Korb und Messer! Bild: colourbox.de

Schwammerl und Pilze haben etwas Magisches an sich. Sie verzaubern. Manche fürchten sie. Viele mögen sie.

Zusammen mit Zwergen spielen sie in den Sagen und Märchen eine große Rolle: Man braucht nur in die Grottenbahn am Pöstlingberg zu gehen: so viele Zwerge und so viele Pilze. Zwergerlgärten sind ohne Pilze fast undenkbar. Beide gehören sie ins Reich der Unterirdischen, ins Reich der Mythologie. Hingegen ist es auffällig, dass Pilze oder Pilzgerichte in der Bibel kein einziges Mal erwähnt sind.

Über Jahrmillionen war der Mensch nur Jäger und Sammler und lebte von dem, was die Natur ihm mehr oder weniger freigebig anbot. Pilze gehörten selbstverständlich dazu. "Ötzi", der aus der Kupferzeit stammende Tiroler im Eis, hatte Birkenporlinge im Gepäck. Offenbar wusste er von der Heilkraft und antibiotischen Wirkung dieser Schwammerl, die er als Pflanzenmedizin bei sich trug. Archäologische Funde belegen, dass die Menschen bereits in der Jungsteinzeit Pilze nutzten oder konsumierten: als Nahrungsmittel, als Medizin und vielleicht auch zur Berauschung.

Wir sind längst keine Jäger und Sammler mehr. Die Jagd ist in ein Regelwerk von Besitzansprüchen, Jagdprüfungen und gesetzlichen Vorschriften gepresst worden. Nur beim Schwammerlsuchen ist eine kleine freie Nische geblieben: Das Forstgesetz von 1975 erlaubt eine Tagesmenge von zwei Kilogramm für den Eigenbedarf, sofern nicht Naturschutzgründe dagegen sprechen. Das Forstgesetz von 1852 hatte es noch ohne ausdrückliche Zustimmung des Waldbesitzers als "Forstfrevel" unter Strafe gestellt. Fast die Hälfte der Österreicher, mehrheitlich die Männer, sind begeisterte Schwammerlsucher und begeben sich zumindest ab und zu auf die Jagd nach Speisepilzen. Für diese Freizeitsammler ist weniger der Nahrungserwerb das Motiv, sondern die Lust am Sammeln und Finden. Nur selten allerdings kennen und nutzen sie die ganze Breite des Angebots.

Es gibt viel merkwürdigen Aberglauben um das Schwammerlsuchen, um die besten Plätze und die richtigen Zeiten: beim ersten Donner, nur am Donnerstag, mit verkehrt umgebundener Schürze, mit verschiedenen Zaubersprüchen. "Wer gut lügt, findet viele Pilze", meint das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens und erklärt das "lügen" mit einer Verwechslung mit "lugen". Bei Schwammerln und Pilzen muss man gut hinlugen, also schauen können. Und vor allem: Früh aufstehen! Allerdings verraten passionierte Schwammerlgeher nicht gern ihre besten Plätze und greifen auch zu kleinen Lügen. Gute Schwammerljahre hatten früher keinen guten Ruf: "Viel Schwamma, viel Jamma", sagte man, mit entsprechenden Parallelen in Frankreich und Italien: "Anno fungato – anno tribolato" oder "An de cépère – an de misère". Aber wir freuen uns trotzdem über ein gutes Schwammerljahr.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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