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Die beiden Brüder vom Donau-Fluss

14.August 2010

OÖN: Auf der Hausmauer sieht man in zwei Metern Höhe die Hochwassermarke von 1954. Seit dem Bau des Hochwasserdamms ist nichts mehr passiert. Ein Segen?

Franz: Hochwässer waren beides: Fluch und Segen. Früher haben sie die Donau-Altarme mit Wasser gefüllt. Die Berufsfischer haben nach dem Rückgang des Hochwassers die Fische darin gefangen und in den Fluss zurückgesetzt. Heute reißen Hochwässer die Fische weg, da sie keine Verstecke mehr finden. Große Brachsen wurden im Hochwasserjahr 2002 weggespült, andererseits hat es uns den Amerikanischen Signalkrebs beschert. Hochwasser hat aber auch bedeutet, dass die Landwirtschaftsflächen mit neuem Nährboden bedeckt wurden. Das war guter Dünger und hat den Verlust der Ernte über die Jahre doppelt aufgewogen.

Christoph: Die Industrie und die Menschen haben sich mit dem Damm geschützt, aber auch von der Donau abgeschottet. Früher hieß es stolz auf so manchen Ansichtskarten der Zizlau „Linz an der Donau“. Heute liest man vielleicht noch „Linz/D.“. Schon in der Schreibweise – mit dem Schrägstrich – grenzt sich die Stadt von der Donau ab.

OÖN: Wo läge denn der Wert der Donau, der noch nicht gesehen wird?

Christoph: Es gibt etliche Restflächen im Industriegebiet, die nicht versiegelt sind. Sie sind Rückzugsgebiete und haben großen Wert für Pflanzen und Tiere – und auch für Menschen. Sie bergen Chancen für alternative Projekte, die von der Stadt aber momentan viel zu wenig wertgeschätzt werden.

OÖN: Hingegen plant die Energie AG plant, die drei Becken des Linzer Handelshafens teilweise zuzuschütten. Lagerplatz dürfte mehr wert sein als Hafenwasserfläche, obwohl der Transport auf dem Wasser zunimmt...

Franz: Ich frage mich, ob die Hafenbecken zuzuschütten eine gescheite Idee ist. Hafenbecken haben viele Funktionen der früheren Altarme übernommen. Sie sind Laichplätze, Kinderstuben und Erholungsgebiete für Fische. Kürzlich habe ich sogar einen Eisvogel in der Hafenmündung gesehen. Auch der Biber schaut hin und wieder vorbei. Generell würde eine weichere Uferverbauung, etwa mit Schilfzonen statt dem harten Blockwurf, die Artenvielfalt in und an der Donau erhöhen.

Christoph: Leben am Wasser – am und mit dem Fluss – muss erlebbar werden, ohne zusätzliche Verbauung. Sei es durch Hausboote oder mit Hilfe der Kreativwirtschaft, die Künstler anlockt. Der Donaustrand von Linz’09 oder das Linzer Pixel-Hotel, das sich auf einem Boot befindet, sind Keime eines neuen Zugangs zum Fluss, wie es in Amsterdam oder Rotterdam viele attraktive gibt. Auch die Londoner Docks sind durch solche Zugänge belebt worden.

OÖN: Immer wieder liest man von der Bedrohung heimischer Fischfauna durch tierische Zuwanderer...

Franz: Das ist nicht eindimensional zu sehen. Die so genannte Schwarzmaulgrundel ist zwar ein Laichräuber, wird aber gerne von den Barschen gefressen, die dadurch größer werden. Wahrscheinlich wird sich irgendwann ein Gleichgewicht einstellen. Generell aber gibt es zu wenige Laichplätze für die einheimischen Fische. Deshalb versenke ich steinbeschwerte Christbäume nach Weihnachten im Fluss an tauglichen Stellen, worauf zum Beispiel Zander ablaichen. Außerdem besetzen wir im Revier Donau B mit Karpfen, Schleien, Weißfischen, Reinanken usw. Auch deshalb kommen innerhalb der Staustufe alle in Österreich heimischen Fische vor.

Christoph: Die Wasserqualität hat sich stark verbessert, weil international die Reinhaltemaßnahmen gegriffen haben. Aber immer noch haben viele Leute eine Donau im Kopf, die dreckig ist. Obwohl die Donau-Fische gesund sind, wird in Österreich zu 95 Prozent Fisch aus dem Ausland gegessen. Da wird der billige asiatische Pangasius oder Zuchtlachs gepusht, die aber mit großem Medikamenteneinsatz gezüchtet werden. Meeresfisch wird immer mehr durch Plastikabfälle belastet. Man muss Bewusstsein schaffen für die tolle Fischqualität, die wir vor der Haustür haben.

Franz: Und wenn die Leute heimischen Fisch essen, dann meist Forelle. Dabei gibt es viele schmackhafte Fische: Barbe, Nase, Brachse … Um 1900 wurden auf dem Fischmarkt auf dem Linzer Hauptplatz Fische jeder Art von Dutzenden Fischern verkauft. Circa 80.000 Stück im Jahr. Vor dem Bau der Kraftwerke in Ottensheim und Abwinden-Asten hat mein Vater jährlich bis zu zwei Tonnen Fisch gefangen. Heute fange ich nur mehr einen Bruchteil davon.

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