Die Zuckerkünstlerin aus dem Innviertel

Von Herbert Schorn   13.November 2017

Zucker bedeutet für Michaela Wolf vor allem eines: Freude. Aber nicht, weil sie sich dem süßen Genuss hemmungslos hingibt, sondern weil sie dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen kann. Die 43-Jährige modelliert aus Zucker Kunstwerke – mit großem Erfolg: Beim weltweit größten Torten- und Zucker-Modellierbewerb im britischen Birmingham zeichnete die Jury ihr Kunstwerk mit einer Goldmedaille aus. Insgesamt belegte Wolf in ihrer Kategorie den vierten Platz. Und das, obwohl sie beruflich nichts mit der Gastronomie am (Zucker-)Hut hat. Sie arbeitet als Sekretärin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried und denkt trotz des Erfolges nicht daran, ihren Beruf aufzugeben.

Gewonnen hat die Freizeit-Zuckerkünstlerin ihre Goldmedaille mit einer Kreation, die James Camerons Film „Avatar“ nachempfunden ist. Zu sehen ist auf dem knapp sieben Kilo schweren Schaustück der „Baum der sprechenden Seelen“, ausgestattet mit leuchtenden Strängen, die wie Nebelschwaden zu Boden hängen, und Avatar-Figur. „Alles, was sichtbar ist, ist essbar“, sagt Wolf.

Für diese Kreation gab es Gold. 

 

Nur das Drahtgerüst im Inneren ist ungenießbar. Besonders stolz ist die Innviertlerin, dass Boden, Wurzeln und die Nebelschwaden leuchten: „Da muss man viel herumtüfteln, bis so etwas gelingt.“ Insgesamt arbeitete sie geschätzte 200 Stunden an dem Werk. Die Figuren bestehen aus verschiedenen Zuckermassen: der Baum aus Modellierschokolade, die Nebelfäden aus einem Gel aus Gelatine und Glukosesirup. Insgesamt gab es 1500 Starter aus aller Welt, in Wolfs Kategorie 108. Bereits im Mai hatte sie bei der österreichischen Kuchenmesse in Wels drei Gold-Auszeichnungen erhalten.

Aufgewachsen ist Wolf in Reichersberg (Bezirk Ried), wo sie mit ihrem Mann lebt. Nach der Matura an der HBLA in Ried machte sie eine Lehre zur Bürokauffrau. Schon früh arbeitete sie mit Ton, seit fünf Jahren experimentiert sie mit Zucker: „Zucker ist gut modellierbar. Man kann die Grenze des Machbaren immer wieder verschieben.“