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Die Zähmung der widerspenstigen Traun

Von Von Edmund Brandner, 07. Juli 2010, 00:04 Uhr
Unwetter in Oberösterreich
Die Pegel von Traun- und Ischl-Fluß stiegen dramatisch an. Bild: FF Bad Ischl

BAD ISCHL. Die Unwetter dieser Tage haben es aufs Neue gezeigt: Von der oberen Traun geht bei Unwettern ständige Hochwassergefahr aus. Eine wesentliche Schuld daran haben regulierende Eingriffe, die in der Vergangenheit passierten. Deshalb wird die Schlagader des Salzkammerguts jetzt aufwändig renaturiert. Der Fluss darf wieder wild sein – damit er zahmer wird.

Sie handelten im besten Glauben und aus purer Notwendigkeit. Als im 17. Jahrhundert die Sudpfannen der Salinen die Wälder im Salzkammergut auffraßen, musste das Holz aus immer entlegeneren Tälern ins Trauntal gedriftet werden. Zu diesem Zweck wurde unter anderem der Toplitzbach zwischen Toplitzsee und Grundlsee begradigt. Dass damit Laichplätze für Fische verlorengingen, spielte damals keine Rolle. Man wusste auch nicht, dass mit jeder Regulierung am Oberlauf der Traun die Hochwassergefahr flussabwärts zunahm. Wichtig war nur, große Mengen Holz möglichst billig ins Tal zu bringen.

Jahrhundertelang wurde die Traun im Salzkammergut aus dem Blickwinkel ihrer Nutzbarkeit betrachtet. Sie war Transportmittel für Holz und Salz, Kraftquelle für Mühlen und ein kostenloser Abwasserkanal. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden der Fluss und seine Zuläufe begradigt, vertieft und an den Ufern verbaut. Die Traun sollte domestiziert werden.

Die Verantwortlichen mussten inzwischen umdenken. Denn die Flussregulierung und die Verbauung der Ufer haben die Hochwasserkatastrophen flussabwärts erst herausgefordert. Zugleich verschwanden viele Pflanzen und Tiere, die in den natürlichen Überschwemmungsgebieten, in Nebenarmen und Augebieten des Flusses einst zuhause waren.

Scheinbar paradoxe Kehrtwende

Deshalb findet jetzt eine scheinbar paradoxe Kehrtwende statt: Indem man der oberen Traun ihre Wildheit zurückgibt, will man sie zähmen. „Hochwasserschutz und ökologische Verbesserungen schließen sich im modernen Wasserbau nicht aus“, sagt Wilhelm Laimer, Leiter des Gewässerbezirks Gmunden. „Beide profitieren von der Renaturierung.“

59 Baumaßnahmen zwischen den Ursprüngen der Traun im Ausseerland und ihrem Mündungsdelta im Traunsee sind geplant. Finanziert und umgesetzt werden sie gemeinsam von den Ländern Steiermark und Oberösterreich, dem Lebensministerium, den Österreichischen Bundesforsten sowie dem WWF. „Die Revitalisierung der Traun ist ein Modellprojekt“, sagt Tanja Nikowitz, WWF-Flussraumbetreuerin an der Traun. „Der Fluss soll ein Vorbild auch für andere Gewässer in Österreich werden.“ Das Maßnahmenbündel ist mit 20 Millionen Euro budgetiert und soll bis 2020 verwirklicht sein.

Manches ist bereits erledigt. Der einst begradigte Toplitzbach beispielsweise ist bereits vollkommen renaturiert worden. Der Bach windet sich nun wieder wie vor 400 Jahren durch den Wald am Fuß des Toten Gebirges, vorbei an Schotterbänken und umgestürzten Baumstämmen, unter denen sich kleine Fische verstecken. „Der Bach ist jetzt eine optimale Kinderstube für die Fische im Toplitzsee und im Grundlsee“, sagt Matthias Pointinger, Fischereibeauftragter der Bundesforste.

Abgeschlossen ist auch die Wiederanbindung alter Nebenarme in Lahnstein (Gemeinde Ebensee). Dort sind jetzt natürliche Überschwemmungsgebiete neu entstanden – und damit auch Platz für seltene Amphibien und Pflanzen. Gemeinsam mit Schulkindern hat Tanja Nikowitz in Lahnstein vor einigen Monaten Tamarisken (siehe Foto) angepflanzt. Eine Pionierpflanze an Flussufern, die seit den Sechzigerjahren an der Traun als ausgestorben galt. Zur Ausbreitung braucht die Tamariske Schotterbänke. Ohne natürliche Flussdynamik wird der lichthungrige Strauch von anderen Pflanzen verdrängt. An den Ufern begradigter, regulierter Flüsse hätte die Tamariske keine Chance.

Noch behindern 60 Barrieren die Fische

Im Bad Ischler Stadtteil Sulzbach wurde mit Hilfe von Flachwasserzonen und Störsteinen der Hochwasserschutz verbessert. Für Bachforellen und andere Kaltblütler sind Baumstämme („Raubäume“) im Uferbereich ausgelegt und Aufstiegshilfen in den Sulzbach errichtet worden.

Apropos Fische: Derzeit verhindern 60 Barrieren zwischen Ebensee und Grundlsee den freien Zug der Tiere. Bis 2015 soll der Großteil davon entfernt oder entschärft werden.

Aber der Mensch profitiert auch unmittelbar vom Modellprojekt „Obere Traun“. In Obertraun, wo derzeit ein großer Teil des Bebauungsgebietes im 100-jährigen Hochwassergebiet liegt, wird ein bepflanzter Damm vor der Traunmündung im Hallstättersee errichtet und den Ort nachhaltig vor Flutkatastrophen bewahrt. Der Damm wird allerdings abseits des Ufers errichtet, sodass der Fluss bei leichten Hochwassern sich trotzdem ausdehnen kann. Schließlich soll sich die obere Traun künftig so richtig austoben können.

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