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Die Promenade

Von Roman Sandgruber, 14. Juli 2018, 00:04 Uhr
Die Promenade
Bild: Weihbold

Die Linzer Promenade, nicht mehr der Hauptplatz und nicht die Landstraße, ist das heimliche Zentrum der Stadt.

Hier gibt es das beliebteste Kaffeehaus, die beste Zeitung, das renovierte Theater, die mächtige Regierung, und natürlich Garagen. Jetzt gibt es auch Galerien.

Promenaden galten im 19. Jahrhundert als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, in den Heil- und Seebädern, in den Kurorten und Sommerfrischen und erst recht in den großstädtischen Zentren. Die prominenteste Promenade der alten Habsburgermonarchie war die Ringstraße, speziell ihr Teil zwischen Oper und Schwarzenbergplatz. Wie die Linzer Promenade entstand sie aus einer Esplanade, aus einer eingeebneten, als Schussfeld dienenden freien Fläche vor der Stadt- oder Burgmauer und wurde nach der Auflassung der Stadtmauern für Parks, eines Boulevards und repräsentative Gebäude genutzt.

Promenieren gehörte einst zum Lebensstil der Prominenten. Dort trafen sich nicht nur die Herrschaften, sondern auch ihre Hunde, die beim Gassigehen nicht selten ihren Trieben freien Lauf lassen konnten. Promenadenmischungen eben. Man promenierte, um zu sehen und gesehen zu werden. Hier promenierte, wer prominent war oder sich für prominent hielt, die Welt und die Halbwelt, die Dandys und die Flaneure, die noblen Fräuleins und die weniger noblen Nymphen. Die Dandys und Flaneure liebten es, gerade dann zu flanieren, wenn die anderen arbeiten mussten. Für sie war die betonte Zurschaustellung ihrer uneingeschränkten Verfügung über Zeit eine Demonstration gegen das bürgerliche Arbeitsethos. Aber Nichtstuer waren sie nie.

Der berühmte Soziologe Georg Simmel charakterisierte den Flaneur als Menschen, der im Spazierengehen schaut, genießt und planlos umherschweift. "Er lässt sich sehen, aber sieht auch, wenngleich mit leichter Gleichgültigkeit", beschreibt er diese aussterbende Gattung von Intellektuellen, denen auch ein Gutteil Blasiertheit zukam. Der Flaneur ist Beobachter, nicht Käufer. Einkaufsmeilen oder Shoppingmalls waren die alten Promenaden keine. Die typischen Flaneure, die Künstler, Schriftsteller oder Journalisten, hatten meist auch gar nicht genug Geld, um einzukaufen.

Man muss heute nicht mehr prominent sein, um zu promenieren. Die Freizeit ist inzwischen so lang geworden, dass kein Flaneur mehr als Nichtstuer angesehen wird. Aber wer hat noch Zeit zum Flanieren? Die Linzer Promenade hat sich ein bisschen vom alten Flair bewahrt, auch wenn man auf dieser Promenade nicht mehr wirklich promenieren kann. Aber es gibt ja jetzt die Einkaufsgalerien mit ihren Genussmeilen, die unserer modernen Konsumgesellschaft mehr entsprechen als das alte Dandytum.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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