Die Goldhaube, ein Stück Heimat

Von Herbert Schorn   14.November 2017

Vergangene Woche war es endlich so weit: Im noblen Palais Augarten in Wien wurde die so genannte "Linzer Goldhaube" offiziell in die österreichische Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Für Martina Pühringer, Chefin von Oberösterreichs Goldhaubenfrauen, ein Festtag – auch wenn in der fernen Bundeshauptstadt offenbar nicht jeder mit diesem Brauchtum vertraut scheint. So fragte ein Schüler, als er die Delegation mit der goldenen Kopfbedeckung erblickte: "Was ist denn das für eine Verkleidung?" Erst ein Lehrer klärte den Buben auf.

3000 Auftritte pro Jahr

Umso wichtiger ist für Pühringer die Aufnahme in das Unesco-Verzeichnis: "Wir freuen uns maßlos darüber. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Goldhaubenfrauen." Für sie ist diese Form des Brauchtums nach wie vor zeitgemäß: "In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, zu wissen und zu zeigen, wo man hingehört. Die Goldhaube bedeutet Identität und Heimat."

Die Unesco will mit dem Verzeichnis das kulturelle Erbe Österreichs sichtbar machen. Dazu gehören Brauchtum, Handwerk oder regionales Wissen. Vereine stellen den Antrag, eine Jury entscheidet über die Aufnahme. In Österreich sind etwa der Wiener Walzer, der Ausseer Fasching und das Karwochenratschen enthalten. Oberösterreich ist besonders stark vertreten: 25 von 103 Einträgen stammen von hier.

Doch was macht die rund 200 Jahre alte Linzer Goldhaube so besonders? Das Brauchtum ist hierzulande besonders ausgeprägt, sagt Pühringer: "Es gibt in 431 Gemeinden rund 18.000 Trägerinnen. Pro Jahr haben wir rund 3000 Auftritte." Wichtig ist dabei auch das soziale Engagement: "Wir sammeln jährlich bis zu 750.000 Euro an Spenden."

Getragen wird die Linzer Goldhaube an kirchlichen Hochfesten in ganz Oberösterreich, aber auch in Passau, Teilen von Niederösterreich und der Steiermark. Die 76-jährige Friederike Danner gibt seit 43 Jahren in Kursen die Kunst des Goldhaubenstickens weiter.

Über die Ehrung freut sich die Laakirchnerin. "Das war höchste Zeit", sagt sie lapidar. Denn: "Es ist wichtig, Oberösterreichs Brauchtum zu erhalten. Sonst stirbt es langsam aus."

Oberösterreich in der nationalen Kulturerbe-Liste der Unesco
Der Ebenseer Glöcklerlauf

Oberösterreich in der nationalen Kulturerbe-Liste der Unesco

25 der 103 Einträge auf der Unesco-Liste des österreichischen Kulturerbes stammen aus Oberösterreich und haben starken Bezug zum Bundesland.

 

3 Fragen an...

3 Fragen an Herbert Scheiböck

Herbert Scheiböck steht dem Forum Volkskultur vor.

Darin sind insgesamt 25 oberösterreichische Brauchtumsvereine vertreten. Er freut sich über die Auszeichnung für die Linzer Goldhaube.

Ein Viertel der Einträge auf der Unesco-Liste des österreichischen Kulturerbes stammt aus Oberösterreich oder hat starken Bezug dazu. Warum ist das Land so stark vertreten?

Oberösterreich ist ein traditionsreiches Land. Vor allem im Innviertel, im Mühlviertel und dem Salzkammergut sind viele Brauchtümer erhalten geblieben. Hier werden Traditionen offenbar besonders stark gepflegt.

Was bringt denn die Aufnahme in die Unesco-Liste überhaupt?

Es geht darum, ein nachhaltiges Bewusstsein für das Brauchtum zu schaffen. Traditionen tragen wesentlich zum Heimatgefühl bei. Es ist wichtig, sich zu erinnern, was die Vorfahren gemacht haben, und das auch zu pflegen. Aber es darf auch ruhig Neues entstehen. Was sich bewährt, wird überleben.

Wie schafft ein Brauchtum die Aufnahme in dieses Verzeichnis?

Man muss sich bewerben, das Brauchtum beschreiben und den Antrag begründen. Dann prüft eine Jury. Wenn man Glück hat, wird man aufgenommen.