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Die Folgen der Trockenheit: Den Fische(r)n geht das Wasser aus

Von Alfons Krieglsteiner   12.November 2015

Die Folgen der anhaltenden Trockenheit machen sich jetzt überall in der Natur bemerkbar. Besonders betroffen sind die Bestände der Bachforellen. "Im Oktober haben ihre jährlichen Laichzüge begonnen", sagt Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer. Jetzt ziehen sie in Scharen stromaufwärts, um sich fortzupflanzen. Doch wegen der niedrigen Pegelstände stoßen sie dabei auf fast unüberwindliche Barrieren. "Mindestens ein Drittel der Bestände wird deshalb in dieser Saison nicht zum Ablaichen kommen", sagt Georg Lediger, Obmann des Mühlviertler Fischereireviers Pesenbach-Gusen.

Besonders im Mühlviertel sei die Lage dramatisch, so Lediger. Denn wegen der geringen Wasserführung der Fließgewässer müssten auch die Kraftwerke ihre Reserven "anzapfen", um genug Strom produzieren zu können. Entlang der Gusen genauso wie an der Großen Rodl zwischen Ottenschlag und Bad Leonfelden – überall das gleiche Bild: "Kraftwerksbetreiber leiten das Wasser in die Werkskanäle, Altbäche und Fischaufstiege fallen trocken." Die Forellen sind in den verbleibenden Wassermulden gefangen und werden zur leichten Beute für Fischreiher und Otter.

Auch die Wildtiere leiden

"So schlimm wie heuer war es noch nie", sagt Lediger. Die Folgen für die Fischereiberechtigten seien gravierend: Die Gewässer sind nur noch mit großen finanziellen "Abstrichen" verpachtbar, die Anzahl der Pächter geht zurück. Nicht nur das Mühlviertel sei betroffen, sondern auch die Oberläufe der Flüsse im Innviertel, Ennstal und im Salzkammergut.

"Allgemein liegen wir derzeit in Oberösterreich leicht unterhalb der langjährigen mittleren Niederwasserführung", sagt Reinhard Enzenebner, Hydrologe beim Land OÖ. Nur knapp über dem bisherigen Rekordniederwasser lagen gestern die Traun bei Wels-Lichtenegg, die Große Mühl bei der Messstelle Teufelmühle, die Feldaist bei Kefermarkt, die Große Naarn bei Königswiesen, die Mattig bei Jahrsdorf und der Diestlbach bei Zwettl/Rodl. So wenig Wasser wie noch nie führte gestern die Vöckla bei Vöcklabruck: Der Pegelstand lag bei 73 Zentimetern, elf Zentimeter weniger als beim bisherigen "Minusrekord" von 2011.

Nicht nur die Fische – auch die Wildtiere leiden unter der Trockenheit und dem ungewöhnlich milden Spätherbst. Rehe, die sich schattige Stellen entlang von Bachläufen suchen, Rot- und Schwarzwild, das im Schlamm der letzten verbleibenden Suhlen Kühlung findet – eine Reaktion auf die herrschenden Wetterkapriolen. "Die kälteangepassten Arten wie Gämse und Rotwild bleiben jetzt zunehmend in höheren Regionen und in den schwer zugänglichen Schutzwäldern", sagt Christopher Böck, Geschäftsführer und Wildbiologe des oö. Landesjagdverbandes. Die Erfüllung mancher gesetzlicher Abschusspläne werde dadurch schwierig.

3 Fragen an Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer

Wegen der „nicht durchgängigen Kraftwerke“ und anderer Querbauwerke werde der Laichzug der Bachforellen bei dem derzeit niedrigen Wasserstand zusätzlich erschwert, sagt Pilgerstorfer.

1 Welche Rechtsvorschriften gelten für Kraftwerke bei Niederwasser?
Pilgerstorfer: Es gilt die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Sie verlangt von den Betreibern die Anpassung der Bauwerke an solche Ereignisse. Das betrifft die Anlage zeitgemäßer Turbinen, aber auch die Sicherstellung ökologisch vertretbarer Restwassermengen.

2 Warum können die Kraftwerksbetreiber dann bei Bedarf mehr Wasser ableiten?
Weil sie sich nach wie vor auf wasserrechtlich bewilligte Bescheide berufen können. Das geht oft so weit, dass ihnen erlaubt wird, bei Bedarf das gesamte Restwasser zu entnehmen. Es gibt zwar in vielen Fällen schon neuere Bescheide, die da wesentlich „fischfreundlicher“ sind. Aber deren Umsetzung ist meistens mit einer längeren Fristsetzung verbunden.

3 Was passiert, wenn die Trockenheit weiter andauern sollte?
Dann wird in den meisten Aufstiegshilfen zu wenig Wasser vorhanden sein, damit die Bachforellen noch zu ihren Laichgewässern ziehen können. In den großen Flüssen könnte davon auch die Äsche betroffen sein.

 

Pegel am Minimum

544 Millimeter Regen pro Quadratmeter hat die ZAMG heuer bis 11. November im Raum Linz gemessen. Das liegt nur knapp über dem bisherigen Minimum von 512 Millimeter im Jahr 1975. Langjähriger Schnitt: 767 mm.

30 Zentimeter über dem absoluten Niederwasserpegel lag gestern der Wasserstand des Rheins. Ähnliche Werte wurden vom Oberlauf der Donau gemeldet. „Die Schiffe können derzeit mit unterschiedlichen Ablademengen ungehindert auf der österreichischen Donau fahren, seichte Stellen haben wir ausgebaggert“, hieß es gestern von der Österreichischen Wasserstraßen-Gesellschaft „Via Donau“.

Bis in 70 Zentimeter Tiefe sei der Waldboden derzeit „staubtrocken“, berichtet Christoph Jasser, Waldbaureferent des oö. Landesforstdienstes. Laub- und Nadelbäume würden mit der Trockenheit um diese Jahreszeit aber gut zurechtkommen.

 

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