Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die Feinde des engagierten Lehrers - Interview mit Autor Glattauer

Von Von Christina Tropper, 10. September 2010, 00:04 Uhr
Die Feinde des engagierten Lehrers
Buchautor Niki Glattauer arbeitet als Integrationslehrer an einer Wiener Schule.

„Trottel“ steht auf der Tafel am Buchrücken von Niki Glattauers Buch „Der engagierte Lehrer und seine Feinde“. Dieses Wort will der Autor und Lehrer weglöschen. Wie, das erklärt er passend zum Schulbeginn amüsant und provokant auf 200 Seiten und lässt am österreichischen Schulsystem kein gutes Haar.

OÖN: Fühlen Sie sich in Ihrer Funktion als Lehrer manchmal als Trottel?

Glattauer: Ich nicht, weil ich das Schreiben zur Psychohygiene benütze und mir so meine Befindlichkeiten von der Seele schreiben kann. Mir tun aber Kollegen leid, die dieses Ventil nicht haben. Denn das Lehrerleben ist nicht einfach: keine Aufstiegsschancen, katastrophale Arbeitsbedingungen und wenig Verdienst. Das kann schon zu Frust führen, wenn man auch noch der Prellbock der Öffentlichkeit ist.

OÖN: Wer sind die Feinde des engagierten Lehrers?

Glattauer: Das System. Die Schule ist mit der gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr kompatibel: Patchworkfamilien, Alleinerzieherinnen und berufstätige Eltern brauchen andere Rahmenbedingungen. Und die Schüler sowieso. Wir reden ja von aktiven und kreativen Kindern. Doch in der Schule herrscht immer noch eine Kasernenideologie, alleine von der Architektur her.

OÖN: Das heißt, der engagierte Lehrer bekommt erst gar keine Chance, Talente zu fördern?

Glattauer: Genau. Unsere Lehrer tun ihr Möglichstes. Doch wer schon alleine vom Baustil her in einer Kaserne unterrichtet, wird zum Soldaten. Man muss schon einmal den Arbeitsplatz eines Lehrers anschauen: Da teilen sich manchmal drei Kollegen einen Schreibtisch. Es muss ein Paradigmenwechsel her. Die Lehrer haben eine Klasse als Büroraum, können diesen auch nach ihrem Geschmack gestalten, und die Schüler kommen zu den Lehrern.

OÖN: Ihr Buch ist ein Gegenbuch zu Andreas Salchers „Der talentierte Schüler und seine Feinde“...

Glattauer: Ich denke, mein Buch ist weiterführend. Ganz möchte ich Salcher (Anm. d. Red.: Der Ex-Politiker ist durch sein Buch zum „Schüleranwalt“ einer Tageszeitung und „Bildungs-Experten“ avanciert) ja nicht widersprechen, denn die Talente des Schülers werden im derzeitigen Rahmen nicht gefördert. Schuld ist nicht der Lehrer, im Gegenteil, er ist ebenso Opfer des Systems.

OÖN: Welche Lösungen gibt es Ihrer Meinung nach?

Glattauer: Die Politik muss dafür sorgen, dass die Kinder mehr vernünftige Zeit an der Schule verbringen. Etwa von 9 bis 5 Uhr, ich spreche also von der Ganztagsschule. Der Schulversuch „Neue Mittelschule“, den es in Wien schon seit 20 Jahren gibt, gehört sofort gestoppt und flächendeckend in ganz Österreich eingeführt.

OÖN: Das würde ein zusätzliches Erziehersystem erfordern.

Glattauer: Angehende Lehrer könnten ihre Praxis an den Schulen ausweiten und mit Lernstunden, anregender Freizeitgestaltung und unverbindlichen Übungen so den Schulbetrieb besser kennen lernen. Außerdem bin ich prinzipiell dafür, dass Lehrer länger an der Schule bleiben sollten. Das heißt ja nicht, dass sie deswegen mehr arbeiten – nur eben nicht zu Hause, sondern an der Schule.

OÖN: Sie schreiben in Ihrem Buch auch von einer Wiener Schule mit Klassen, in denen 100 Prozent Migrantenkinder sitzen. Das erschwert den Bildungsauftrag zusätzlich?

Glattauer: Das Problem ist die Ghettoisierung, verantwortlich dafür ist eine falsche Wohnpolitik. Die Lösung ist ganz einfach: Die gemeinsame Schule für alle würde zu einer Durchmischung führen. Zusätzlich wollten sich die Schulen noch mehr spezialisieren. Dann geht das höhere Töchterl nicht mehr auf dieselbe Schule wie der Papa, sondern in die Schule, die ihre Talente besonders fördert.

OÖN: In der Schuldiskussion steht derzeit auch zur Debatte, dass die Bundeslehrer zu Landeslehrern werden sollten...

Glattauer: Ich halte das für eine Provinzialisierung, gerade in Zeiten des Bologna-Prozesses. In ganz Europa werden die universitären Bildungsabschlüsse vereinheitlicht, und jetzt sollen die Schulen zur Ländersache werden? Eigentlich sollten die Schulen das Geld bekommen und nicht die Politiker. So könnten sie ihre Autonomie entwickeln – kontrolliert, versteht sich.

Auskunft: Niki Glattauer: „Der engagierte Lehrer und seine Feinde – Zur Lage an Österreichs Schulen“. 200 Seiten, 19.95 Euro.

mehr aus Oberösterreich

Tierärzte: Studienplätze sollen reserviert werden

Phantombildzeichnerin: "In Stresssituationen prägt man sich Gesichter ganz anders ein"

Franz Schramböck: Ein außergewöhnlicher Medienmacher

Auto von Zug erfasst: Todesopfer bei Unfall in Schalchen

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

8  Kommentare
8  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 11.09.2010 19:03

sind die lehrer selbst ...

unflexibel
ungeeignet
leistungsunwillig
überfordert
gewerkschaftliche weinerlichkeit
eine gewisse "unlockerheit"
und vieles mehr !

natürlich gibt es - aber - auch:
unzureichende ausstattung an den schulen
völlig unrealistische vorgaben
lästige eltern
unfähige eltern
und eine unfähigen staat, der die lehrer oft alleine läßt
und vieles mehr !

aber minus + minus ergibt hier keine positives ergebnis

lädt ...
melden
antworten
rafsab (1 Kommentare)
am 10.09.2010 07:45

Endlich vernünftige produktive Aussagen, bei denen man sich als Lehrerin nicht für seine Berufskollegen zu schämen brauche. Kein Gejammer, sondern Vorschläge mit Herz und Hirn. Ich hoffe, dass das Buch in diesem Ton weitergeht und freu mich drauf, es zu lesen.

lädt ...
melden
antworten
kahuna (215 Kommentare)
am 10.09.2010 07:13

ob ein Lehrer die Hefte in der Schule verbessert oder zu Hause. Ob er seinen Unterricht im Großraumbüro Klassenzimmer vorbereitet oder im stillen Kämmerlein zu Hause?
Wieder ein Meister der leeren Rede.

lädt ...
melden
antworten
eulenauge (19.448 Kommentare)
am 10.09.2010 07:33

"Was bringt es,
ob ein Lehrer die Hefte in der Schule verbessert oder zu Hause"

Nun ja, abgesehen davo, daß es eher schwierig ist, HEFTE zu verbessern: Typische Gedankenwelt des vorigen Jahrtausends.

Diese Tätigkeit ist so unnötig wie das Landschaftsgärtnern.

lädt ...
melden
antworten
eulenauge (19.448 Kommentare)
am 10.09.2010 06:34

"...keine Aufstiegsschancen, katastrophale Arbeitsbedingungen und wenig Verdienst" - der Mann sollte sich einmal als selbständiger Botendienstfahrer versuchen.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 11.09.2010 18:40

Man kann aber Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Ein Lehrer braucht zumindest Matura und 3 Jahre PädAK. Und ein Botendienstfahrer? Naja, der brauch ein Auto und einen Führerschein und wahrscheinlich eine Konzession oder sowas ähnliches. Fundierte Ausbildung gehört bezahlt. Hätt ma halt was lernen müssen.....

lädt ...
melden
antworten
eulenauge (19.448 Kommentare)
am 11.09.2010 19:15

etwas zu können. Aber da sind unsere Lehrer ja überfordert: Außer kassieren und jammern hams halt nix g'lernt.

lädt ...
melden
antworten
wien3 (4.596 Kommentare)
am 11.09.2010 19:22

bei dir haben die Lehrer versagt, das sieht mann in dei Postings hier und überall. Nixwissend und nur südern über Gott und die Welt. Und auch wenn Du nichts in die Schule gelernt hast, es ist noch immer nicht zu spuat to GET A LIFE PAL!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen