Der neue Herr der Heeres-Helikopter: "Wir haben einen Piloten-Engpass"
HÖRSCHING. Oberst Wolfgang Wagner ist neuer Kommandant der Luftunterstützung.
Oberst des Generalstabsdienstes, Wolfgang Wagner, ist der neue Kommandant der Luftunterstützung. Neben Zeltweg im Murtal ist der Fliegerhorst Vogler in Hörsching der strategisch bedeutendste Stützpunkt der österreichischen Luftstreitkräfte. Die OÖNachrichten flogen mit dem Kommandanten zum Sicherheitstag nach Kematen und sprachen mit ihm an Bord einer Agusta Bell 212 (AB 212) über die schwierige Nachwuchssuche des Heeres, den Mangel an Piloten und neues Gerät, das die Luftstreitkräfte dringend benötigen würden.
Herr Oberst, in Oberösterreich sind in den vergangenen Jahren immer wieder Kasernen geschlossen worden. Müssen wir uns auch um Hörsching Sorgen machen?
Wolfgang Wagner: Definitiv nicht. Hörsching ist für die Luftstreitkräfte ein unverzichtbarer Standort, und das wird auch so bleiben.
Ein Standort, der allerdings in die Jahre gekommen ist ...
Das ist leider richtig. Eines meiner zentralen Ziele für die kommenden Jahre ist, die Infrastruktur auf ein, sagen wir, zeitgemäßes Niveau zu heben und den Personalstand in Hörsching zu erhöhen.
Manche Helikopter des Heeres versehen seit fast einem halben Jahrhundert Dienst. Wo ist der Handlungsbedarf am größten?
Wir sind die letzte Armee der Welt, bei der die Alouette III noch im Dienst steht. Wir haben weltweit die letzten Ersatzteile, die es noch gibt, wie Rotorblätter zusammengekauft. Man kann sagen, die Alouette hat treu gedient, war immer ein fleißiges Arbeitstier. Aber jetzt ist es Zeit für die Pension. Es gibt bereits Zusagen aus dem Ministerium, dass die Alouette III bis 2023 ausgemustert wird und zwölf neue Mehrzweckhubschrauber angekauft werden.
Die Suche nach Kadersoldaten scheint dem Heer Probleme zu machen. Merken Sie den Konkurrenzdruck der Polizei, die ebenfalls mit Werbekampagnen nach Nachwuchs sucht?
Das Problem, dass die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in Pension gehen, trifft das Heer genauso wie die Polizei, die Justizwache oder die Berufsfeuerwehr. Es gibt nur einen begrenzten Kreis an Menschen, die für Berufe in diesem Bereich zu begeistern sind.
Die Suche nach Piloten scheint eine besondere Herausforderung zu sein?
Weil der Prozentsatz der Leute, die geeignet sind, verschwindend gering ist. Aus den fünf Prozent der Höchstqualifizierten versuchen wir unsere Piloten zu rekrutieren. Diese Menschen müssen wir für das Heer begeistern. Sie müssen bei uns arbeiten wollen. Diese Leute würden praktisch überall eine Stelle bekommen. Da müssen wir etwas bieten.
Was kann das Heer diesen Hochqualifizierten bieten?
Ein Pilot kann bei uns Dinge machen, die bei einer Fluglinie oder dem ÖAMTC undenkbar wären. Nachtflüge, Tiefflüge, Übungen mit dem Jagdkommando. Das ist ein andere Art der Fliegerei. Eine aufregende.
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Als Heerespilot ist mit 53 Schluss. Dann kannst einen schlechter bezahlten Job machen. Aber bis knapp über 50 hast wenigstens einen aussergewöhnlichen und interessanten Job.
Und im Ernstfall auf andere schießen. Vielleicht will das nicht jeder - und Höchstqualifizierte schon gar nicht?
Muss ja eh nimand
Insbesondere Piloten schießen wenig bis gar nicht.
Na gut, dann töten BH-Piloten im Ernstfall halt selbst nur wenig und tragen viel dazu bei, dass Bordschützen optimal töten können.
Vielleicht wollen auch das immer mehr höchstqualifizierte junge Männer nicht?
Was für ein Schwachfug.
Es wird eine Zeit kommen, wo wir Mehrzweckhubschrauber brauchen.
Ich erinnere an Galtür, wo wir bei den Amis um Hilfe bitten mussten.
Ich habe nicht die ins Haus stehende Materialbeschaffung kommentiert, sondern die Tatsache, dass der Herr Oberst bei seiner Pilotenanwerbung einfach auf einen u.U. zentralen Teil soldatischen Tuns "vergessen" hat!
Ich empfehle übrigens in diesem Zusammenhang Ferdinand von Schirachs Theaterstück Terror. Es zeigt, wie schnell es auch ohne Krieg für einen Heerespiloten sehr, sehr ernst werden kann.
Da sprichst du die militärische Luftraumüberwachung an. Das stimmt.
Aber Heeresfliegerei ist viel mehr als das. Wer so eine Situation vermeiden will, der geht halt zu den Hubschraubern, dann passiert ihm das nie. (Es ist sowieso schon von den paar wenigen, die generell pilotentauglich sind, wieder nur ein kleiner Prozentsatz für Abfangjäger überhaupt geeignet.)
Ich verurteile Heerespiloten nicht, kann mir aber vorstellen, dass so mancher fluginteressierte und flugtaugliche junge Mann aus Gewissensgründen PRINZIPIELL nicht für das BH fliegen will - weder Helikopter noch Flächenflugzeuge und unabhängig davon, ob er selbst im Ernstfall das Knöpfchen drücken müsste oder der Kamerad neben/hinter ihm.
Und ja - ich war seinerzeit Zivildiener und musste damals noch eine Kommission überzeugen. (Meinen Vater - WK II-Offizier - übrigens auch.) Ich hoffe, das war jetzt Klartext genug...
Die Sichtweise eines Zivi halt.
Die Sichtweise eines Menschen, der einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, töten zu müssen, rechtzeitig aus dem Weg geht.
Wenn Sie das Feigheit nennen, dann dürfen Sie das ruhig tun; ich habe das damals schon ausgehalten (Stichwort Drückeberger) und tue es immer noch...
Und du erinnerst dich richtig.
Die Blackhawk wurden genau deswegen angekauft. Was jetzt statt den Alouette kommen wird, werden wir sehen, vielleicht noch mehr Blackhawk.
Gerade im "nicht-militärischen" Katastrophenfall sind Hubschrauber unverzichtbar. Waldbrände, Hochwasser, Personensuchaktionen ...
Höchstqualifizierte junge Männer wollen sich vielleicht den Streß der Ausbildung nichtmehr antun und ihre Gegner gemütlich vom PC aus eliminieren.
Es gibt beim ÖBH auch sehr wenige Bordschützen, jedenfalls bei Hubschraubern. Die einzigen bewaffneten Helikopter sind die OH-58 Kiowa, und auch die sind "pensionsreif" oder darüber hinaus. Und ihre Anzahl ist äußerst überschaubar, ich glaube es sind gerade einmal 2 Stück.
Also, der Pilot beim Bundesheer schießt mit seinem Fluggerät wahrscheinlich genau so viel wie der beim ÖAMTC. Nur mit Handfeuerwaffen muss er im Laufe seiner Ausbildung mal schießen, wie jeder uniformierte Soldat. Aber das ist bei der Polizei auch nicht anders.
Höchstqualifizierte Piloten wollen ein angemessenes Gehalt, um das geht es vorwiegend bei der Laufbahn beim Heer.