Der Traum von einer Stadtseilbahn

Von Anneliese Edlinger   16.Oktober 2018

Eine 8,5 Kilometer lange Seilbahn, die in bis zu 100 Metern Höhe Pendler aus dem Linzer Süden ins Industriegebiet bringt. Bleibt diese Idee für eine Linzer Stadtseilbahn ein Luftschloss, oder hat sie Chancen auf eine Realisierung?

Das wird von Bund und Land abhängen. Denn um das bis zu 283 Millionen Euro teure Projekt finanzieren zu können, erwarten sich Bürgermeister Klaus Luger (SP) und Verkehrsstadtrat Markus Hein (FP) die kräftige Mithilfe von Bund und Land. Infrastrukturminister Norbert Hofer (FP) soll aus seinem Ressort 50 Prozent der Kosten zuschießen (das wären rund 140 Millionen Euro), und Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (ebenfalls FP) soll – so wie die Stadt selbst – ein Viertel der Kosten tragen, also rund 70 Millionen Euro.

"Ohne Sonderbudget ist das nicht machbar", sagt Steinkellners Sprecher Marco Sterk und spielt den Ball an Finanzreferent Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) weiter. Doch auch Stelzer reagiert zurückhaltend. Nachdem klar sei, "dass wir uns als Land bei der zweiten Schienenachse finanziell beteiligen werden", könne bei weiteren Großprojekten für den öffentlichen Verkehr nur "Schritt für Schritt" vorgegangen werden, sagt der Landeshauptmann.

Technisch machbar und relativ schnell umsetzbar wäre das Projekt jedenfalls, sagte gestern, als Luger und Hein das Projekt vorstellten, Hans-Georg Leitner. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Baucon ZT Gmbh, das im Auftrag der Stadt die 50.000 Euro teure Machbarkeitsstudie erstellte.

 

Möglich wären zwei Varianten: Die 283 Millionen Euro teure und laut Leitner auch bessere Variante wäre der Bau einer Dreiseilbahn, mit der pro Stunde 5500 Passagiere befördert werden könnten. Die billigere Alternative wäre eine Einseilumlaufbahn, die 175 Millionen Euro kosten würde. Möglich wäre auch eine Mischform. Mit Kosten um die 200 Millionen Euro sei jedenfalls zu rechnen.

Kein Schadstoffausstoß, kein Stehen im Stau: Das sind die schlagenden Argumente für die Stadtseilbahn. Für Bürgermeister Luger ist das Projekt weder ein Jux noch eine Utopie, sondern "pure Notwendigkeit", um die Pendler aus dem Süden schnell und umweltschonend zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen. Und während das Land in Sachen Finanzierung sehr zurückhaltend reagiert, habe es aus dem zuständigen Ministerium "positive Signale" gegeben, sagt Hein.

 

Weitere Inhalte:

Eckpfeiler des Projekts

Die Varianten: Die beste, aber auch teuerste Variante wäre der Bau einer Dreiseilbahn mit zwei Tragseilen und einem Zugseil. Sie gilt als Ferrari unter den Seilbahnen, ist mit 29 Stundenkilometern nicht nur schneller als die Alternative einer Einseilumlaufbahn unterwegs, sondern erfordert auch weniger Stützen und kann auch Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern betrieben werden.

Die Kosten: 283 Millionen bei Umsetzung einer Dreiseilbahn, 175 Millionen Euro beim Bau einer Einseilumlaufbahn. Die jährlichen Betriebskosten würden bei rund sieben Millionen Euro liegen, inklusive Wartung und Personal. Betreiber der Seilbahn wäre die Linz AG.

Komfort: Die klimatisierten und mit WLAN ausgestatteten Kabinen fassen 35 Personen, 23 von ihnen haben einen Sitzplatz. In Summe wären 167 Kabinen unterwegs, 64 im ersten Streckenabschnitt (Bahnhof Ebelsberg bis Werksgelände der voestalpine), 80 Kabinen im zweiten Abschnitt (voest-Gelände über Bahnhof Franckviertel zum Handelshafen) und 23 Kabinen im dritten Abschnitt, der vom Hafen bis zum Pleschinger See führt.

Die Haltestellen: Die Haltestationen liegen in luftiger Höhe. 35 Meter hoch wäre die Station beim Bahnhof Ebelsberg, 100 Meter jene bei der voestalpine . Über einen Lift werden die Personen auf den Boden oder in die Höhe gebracht.

Die Kapazität: Stündlich können in jede Richtung 5500 Passagiere befördert werden. Zum Vergleich: Bei der Straßenbahn liegt diese Zahl bei 3000 Passagieren, wenn im dichten 5-Minuten-Takt gefahren wird. Ersten Berechnungen zufolge könnte die Seilbahn mit 40.000 bis 45.000 Fahrgästen pro Tag rechnen.

Die Fahrzeit: Neun Minuten würde die Fahrt vom Bahnhof Ebelsberg bis zur Station voestalpine dauern. Das ist in etwa gleich lang wie mit dem Auto, allerdings nur, wenn die Straßen frei sind und es nicht staut. Wird auch das letzte Teilstück von Hafen bis zum Pleschinger See gebaut, umfasst die Seilbahnstrecke zehn Kilometer.

Das könnte man um das Geld bauen

Fünf Linzer Donaubrücken: Die Kosten für die neue Eisenbahnbrücke über die Donau gibt der Linzer Magistrat mit rund 57 Millionen Euro an.

Sechs LASK-Stadien: Der Fußballverein plant ein eigenes Stadion nahe dem Pichlinger See. Kostenpunkt: rund 45 Millionen Euro.

Einen halben Westring: Die Kosten der Linzer Stadtautobahn werden momentan mit etwa 600 Millionen Euro kalkuliert.
 

Video: Im deutschen Koblenz wurde 2011 zur Bundesgartenschau eine Seilbahn über den Rhein gebaut.