Der Motor dreht das Linzer Auge

Von Von Elisabeth Stephan   05.Mai 2010

Der kräftige Wind bläst den Geruch von Gegrilltem vom Urfahraner Markt zur Nibelungenbrücke. „Hauptsache, es dreht sich.“ Zwei Männer sind stehen geblieben und blicken auf die grüne Plattform, die friedlich vor dem Ars Electronica Center (AEC) in der Donau schwimmt: Das Linzer Auge, hoch gelobt, dann viel kritisiert, weil es sich nicht drehen wollte, belächelt, beinahe schon verdrängt. Drehen soll es sich also. Von der Brücke aus scheint es still zu stehen.

Viele Besucher des Urfahraner Marktes nutzen die Gelegenheit und schauen auch beim Linzer Auge auf eine Runde vorbei. Dass sich die grüne Plattform wirklich dreht, entdecken die Neugierigen erst kurz vor Betreten des Steges. Vorsichtig verlassen sie den festen Boden unter den Füßen und betreten skeptisch das Neuland.

„Schau, es dreht sich wirklich“, ruft ein kleines blondes Mädchen und strahlt ihre Mutter an. „Das ist ja richtig gemütlich“, sagt die Kleine und setzt sich auf eine der grünen Erhebungen, die zum Verweilen einladen. Auch zwei zwölfjährige Burschen sind begeistert: „Es ist schon super, dass es sich jetzt dreht. Es ist etwas Besonderes, das nicht jeder hat und erregt Aufsehen“, sagen David Sulzbachner und Michael Walkner.

Aufsehen hatte das Linzer Auge im vergangenen Jahr genügend. Seit dem 10. Juli 2009 hätte es sich drehen sollen, angetrieben von der Donauströmung. Ein besonderes Geschenk der Ziviltechnikerkammer anlässlich der Kulturhauptstadt Linz09 hätte es sein sollen. Es wurde stattdessen ein Geschenk der besonderen Art. Eine Panne nach der anderen verzögerte zuerst den Eröffnungstermin und dann den Drehwurm.

Leise summt der Motor

Fast nicht wahrnehmbar summt es leise neben den beiden Stegen, die die grüne Plattform mit dem Land verbinden: Es ist ein Elektromotor, der nun das Auge jeden Tag von sieben Uhr in der Früh bis 21 Uhr zum Drehen bringt.

Begeistert und überzeugt sind trotzdem noch nicht alle. „Ich schweige lieber dazu, sonst werde ich noch grantig“, sagt ein Mann. Der 68-jährige Josef Punzenberger aus Linz wundert sich nur: „Ich verstehe nicht, warum das so lange gedauert hat. Aber wenn es nun da ist, dann soll es sich auch drehen.“

Und das tut es auch – eine Runde in drei gemütlichen Minuten: vom AEC zur Brücke, Richtung Innenstadt, das Lentos und die Donau – Wasser und zurück zum AEC. Fad ist das Aug’ nun wirklich nicht mehr. Endlich ist es vollbracht: Das Linzer Auge dreht sich.