Der Analytiker an der Seitenlinie

Von Roland Vielhaber   12.Jänner 2018

Der jungen österreichischen Herren-Handball-Nationalmannschaft steht heute das Auftaktspiel bei der Europameisterschaft in Kroatien ins Haus (18 Uhr, ORF Sport+). Gegner ist Weißrussland. Ein Sieg muss her, soll der Einzug in die Hauptrunde gelingen. Einer, der fest an diesen Erfolg glaubt, ist der Leondinger Erwin Gierlinger. Der 40-Jährige ist Co-Trainer von Chef-Coach Patrekur Johannesson.

Seit 2011 ist Gierlinger der Analytiker an der Seitenlinie. Analytiker deshalb, weil der Vater einer fünfjährigen Tochter (Gierlingers Frau spielte früher ebenfalls Handball, und zwar in Korneuburg) Stunden über Stunden vor dem Computer verbringt und Video-Material über die Gegner sichtet. Wurfvarianten der Spieler, ihre Lauftäuschungen sowie Spielzüge – all das versucht Gierlinger so genau wie möglich aufzubereiten, damit das rotweißrote Nationalteam bestmöglichst auf den jeweiligen Gegner eingestellt ist. Tausende Partien sind auf einem Server gespeichert, der Aufwand ist enorm.

Im Handball wird eben nichts dem Zufall überlassen. Noch dazu, da die weiteren Gruppengegner Frankreich und Norwegen sind, also der Weltmeister und der Vize-Weltmeister.

Trotzdem ist Gierlinger, der einst für Neue Heimat Linz stürmte, zuversichtlich: „Unsere Mannschaft ist im Umbruch. Die Qualifikation war schon ein Erfolg.“ Doch wer sich für ein Großereignis qualifiziert, habe natürlich Lust auf mehr. Am Know-how fehlt es nicht: Die ÖHB-Auswahl ist seit 2010 zum fünften Mal bei einer WM- oder EM-Endrunde mit dabei, und in zwei Jahren steht mit der Heim-Europameisterschaft der nächste Höhepunkt bevor. Gierlinger, Englisch- und Turnlehrer an der Europaschule, arbeitet deshalb auch einen Tag pro Woche in Wien beim Österreichischen Handball-Bund, um die Planungen für die Zukunft voranzutreiben. Heute gilt freilich die ganze Konzentration dem EM-Auftaktspiel. Einer wird dabei ganz fest seinem Bruder die Daumen drücken: Manuel Gierlinger ist Trainer beim HLA-Klub Linz.