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"Das ist ein wahnsinniges Risiko"

Von Alfons Krieglsteiner, 09. Juli 2018, 00:05 Uhr
"Das ist ein wahnsinniges Risiko"
Abseilen im Untersberg: Steinmaßl bei der Rettungsaktion für einen verletzten Höhlenforscher im Juni 2014. Bild: privat

SPITAL AM PYHRN. Höhlenretter Helmut Steinmaßl im OÖN-Gespräch zur Rettungsaktion in Thailand.

Seit Sonntag früh läuft die Rettungsaktion für die zwölf Buben und ihren Fußball-Trainer aus dem Tham-Luang-Höhlensystem in Thailand. Helmut Steinmaßl aus Spital am Pyhrn verfolgt das Hasardunternehmen mit besonderer Anteilnahme: Der Ausbildungsleiter der Höhlenrettung OÖ. ist mit den Gefahren der "Unterwelt" vertraut.

OÖNachrichten: Die Verantwortlichen haben sich entschlossen, die Buben und ihren Betreuer durch die Höhle herauszuholen statt über Bohrungsschächte. Für Sie nachvollziehbar?

Steinmaßl: Nach meinen Informationen ist das Höhlensystem dort sehr kleinteilig vernetzt, es gibt schmale Passagen, die von eindringendem Wasser geflutet wurden. Die Gruppe befindet sich 800 Meter tief im Berg, da würden Rettungsbohrungen zu lange dauern, zumal es demnächst wieder regnen wird. Deshalb kann man sie nur auf einem Weg herausholen – und der führt durch die Höhle.

Können sie das mit Hilfe erfahrener Höhlen-Taucher schaffen?

Dem Vernehmen nach sind sie in einem guten Zustand, in der Höhle hat es 20 Grad, deshalb besteht auch nicht die Gefahr einer Unterkühlung. Die heikelste Stelle ist ein gut 30 Meter langes Nadelöhr, das unter Wasser steht. Da muss man die Sauerstoffflaschen abnehmen und beim Durchtauchen die Luft anhalten. Umso optimistischer stimmt mich, dass die ersten Buben gestern schon unversehrt herausgekommen sind.

"Das ist ein wahnsinniges Risiko"
"Mir ist es ein einziges Mal passiert, dass ich mich in einer Höhle verirrt habe. Kurz bevor mir die LED-Lampe ausging, habe ich zum Glück meine Fußspuren gefunden.“ Helmut Steinmaßl Bild: privat

Wer sind für Sie die wahren Helden dieser Rettungsaktion?

Die Taucher, die sich in den vergangenen Tagen ohne Sicht durch die Schlamm-Massen auf den Weg zu den Eingeschlossenen gewagt haben. Ein wahnsinniges Risiko. Einer von ihnen hat dabei ja leider sein Leben verloren.

Ist dem Trainer der Buben, der sie in die Höhle geführt hat, ein Vorwurf zu machen?

Anscheinend hat er sie zu einem Abenteuer auf einem Terrain überredet, das er nicht kannte. Wenn man eine Jugendgruppe in eine Höhle hineinführt, muss man sich über die Bedingungen dort genau erkundigen.

Könnte so etwas auch bei uns passieren?

Grundsätzlich ist kein Höhlenführer davor gefeit, dass plötzlich Naturgefahren auftreten, die er nicht erwartet hätte. Wir versuchen aber, das Risiko zu minimieren. Wir verfolgen in den Tagen vor einer Exkursion die Wetterberichte und beobachten die Wasserläufe in der Höhle. Eine Stunde, ehe es losgeht wird der Höhlenbereich "gecheckt" und noch einmal kurz vor Beginn, wenn die Gruppe schon am Eingang wartet. Besonders wichtig ist das bei einigen "Schauhöhlen" wie der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun oder dem Lamprechtsofen bei Lofer.

Sie waren ja auch schon selber einmal bei einer spektakulären Höhlenrettung dabei.

Im Juni 2014 in der Riesending-Höhle im Untersberg, als der Höhlenforscher Johann Westhauser tief im Berg von einem Steinschlag lebensgefährlich verletzt wurde. Meine Aufgabe war damals die "Versicherung" des Zugangs. Mit meinen Kollegen von der "Höhlenrettung Österreich" habe ich Hunderte Meter Seil verlegt, damit sie den Verletzten heraustragen konnten. Westhauser ist heute wieder völlig gesund.

Sie machen in der Kreidelucke bei Hinterstoder Kinderführungen. Wie sind die Reaktionen?

Die meisten Kinder können es kaum erwarten. Es gibt aber auch welche, die Angst haben. Die erkennt man schon beim Hineingehen, weil sie sich ganz am Ende der Reihe anstellen. Sie bleiben dann mit einer Begleitperson im Eingangsbereich, damit sie die Höhle jederzeit verlassen können.

 

LifeRadio startet heute mit der neuen Serie "Helden des Alltags". Morgen, Dienstag, um 7.40 Uhr kommt Helmut Steinmaßl zu Wort.

 

Zur Person

Helmut Steinmaßl leitet die Ausbildung bei der Höhlenrettung OÖ. und ist Ausbilder der Bergrettung. Der Berg-, Ski- und Höhlenführer lebt mit Gattin Lisa und drei Kindern in Spital/Pyhrn. In Bergsteigerkreisen wurde er durch zahlreiche Erstbesteigungen bekannt. Er ist maßgeblich an der Erforschung der Klarahöhle im Nationalpark Kalkalpen beteiligt.

 

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6  Kommentare
6  Kommentare
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zuckerruebe (223 Kommentare)
am 09.07.2018 11:21

Hier ein Interview der "Zeit-online", weniger reißerisch, sehr informativ, einfach guter Journalismus.

https://www.zeit.de/wissen/2018-07/thailand-tham-luang-hoehle-rettung-hoehlenrettung/komplettansicht

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UlrikeMeier (6 Kommentare)
am 09.07.2018 09:54

Bravo!

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anschinsan (1.359 Kommentare)
am 09.07.2018 09:33

Dass selbst ein "erfahrener Höhlentaucher" von SAUERSTOFF-Flaschen spricht, tut weh.

mit reinem Sauerstoff als Atemgas sind die Buben definitiv nach der Rettung mausetot.

Pressluft, andere Mischgase sind zum atmen geeignet, niemals Sauerstoff über ein paar minuten hinaus.

ev. wird ja mit dem sauerstoff die Atemluft in der Höhle verbessert (das co2 bleibt trotzdem und wird immer gefählicher), aber dann sollte man das auch so schreiben

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 09.07.2018 09:38

ich glaube, wer in die Verlegenheit kommt, das zu verwenden oder anzuschaffen, wird's schon richtig machen.
Eine minimale „Volksverdummung“ ist allerdings immer, also auch hier, zu erwarten…

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oblio (24.742 Kommentare)
am 09.07.2018 07:57

Ein sehr sympatischer junger Mann!
Seine Besonnenheit ist sicher seine
Lebensversicherung.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 09.07.2018 08:45

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