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Das Weihnachtshormon

23. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Das Weihnachtshormon
Problem von Peptiden wie dem Ocytocin ist, das relativ große Molekül über die Blut-Hirn-Schranke zu bekommen Bild: OÖN-Grafik

Das Liebeshormon Oxytocin gilt als gelobtes Land in der Medikamentenentwicklung. Mittendrin in der Forschung ist der aus Steyr stammende Chemiker Markus Muttenthaler.

Liebeshormon, Treuehormon, Kuschelhormon: Dem Peptid Oxytocin eilt ein Ruf voraus, der Erwartungen weckt. Der Stoff wird nicht nur seit längerem erfolgreich in der Geburtseinleitung und Stillunterstützung eingesetzt, sondern soll wahre Wunder wirken. In den vergangenen Jahren wurde Oxytocin etliche Male von der Wissenschaft in die Mainstreammedien injiziert. Das Wundermittel soll Menschen näher bringen, Kontaktängste abbauen und bei Autismus und Depressionen helfen. Es zeigte Wirkung gegen Stress und stärkte in Studien die Treue- und Vatergefühle junger Männer. In Zusammenhang mit Schizophrenie- oder Suchtbehandlung wird Oxytocin ebenfalls genannt.

Warum das Hormon bei so vielen Forschern an den Start geht, erklärt der aus Steyr stammende Medizinchemiker Markus Muttenthaler (39), der am Institut für Biologische Chemie der Universität Wien arbeitet: "Oxytocin hat den einzigartigen Status, dass es als Medikament zugelassen ist und über Nasenspray verabreicht werden kann. Mehr als 400 Studien laufen derzeit weltweit."

Potenzial für Pharmaindustrie

Den Stoff, der durch die Nase geht, gibt es in den Apotheken. Das Medikament heißt Syntocinon, ist verschreibungspflichtig und wird hauptsächlich bei stillenden Müttern eingesetzt, um die Milchentleerung zu fördern. Darüber hinaus habe Oxytocin ein "ernsthaftes Blockbuster-Potenzial", wie der US-amerikanische Pharma-Experte Mike Wyllie meint, der in den 1990er-Jahren das Potenzmittel Viagra im Markt verankerte.

"Das größte Problem mit Oxytocin – wie mit Peptiden allgemein – ist jedoch, diese Moleküle über die Blut-Hirn-Schranke ins zentrale Nervensystem zu bekommen, wo therapeutisch wohl die meisten Anwendungen liegen", sagt Medizinchemiker Muttenthaler. In diversen Studien sehe man zwar diverse Verhaltensänderungen, zum Beispiel mehr Vertrauen und bessere zwischenmenschliche Beziehungen, doch stehe der endgültige Beweis aus, ob und wie Oxytocin tatsächlich ins zentrale Nervensystem gelange. Über Positronen-Emissions-Tomographie (PET) könnte dies bewerkstelligt werden, wenngleich man noch Geräte und Technologien entwickeln müsse, um genau zu sehen, wie die Aufnahme im Gehirn erfolgt, sagt Muttenthaler.

Das Weihnachtshormon
Markus Muttenthaler Bild: Anjanette Webb

Ein weiteres Problem des natürlichen Oxytocins ist, dass das komplexe Molekül gleich vier Rezeptoren anspricht. Oder anders ausgedrückt: Es ist schwierig, selektive Verbindungen herzustellen. Noch dazu unterscheiden diese sich bei Mensch und Tier. Muttenthaler, der heuer einen hochdotierten ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrates für seine Untersuchungen bekam, hat mit seinem Team einige Atome im Oxytocin-Molekül ausgetauscht, um die Selektivität zu beeinflussen. Dadurch lassen sich Ergebnisse von Tierversuchen besser auf Menschen umlegen und Nebenwirkungen des Hormons vermindern. Seine neue Verbindung verstärkt in der Geburtshilfe die Kontraktionen des Uterus genauso wie das "alte Oxytocin", ohne Nebenwirkungen etwa auf Herzmuskelzellen zu haben. Das "neue Oxytocin", für das wenige Atome getauscht wurden, wirkte in viel geregelterer Art und Weise.

Viel Liebe zu den Feiertagen

Noch ist es ein weiter Weg, Oxytocin sicher zu machen in der Anwendung für vielerlei therapeutische Felder. Das gilt allerdings nur für das von außen dem Körper zugeführten Hormon. Bis es so weit ist, gilt es körpereigenes Oxytocin auszuschütten, was innerhalb der Partnerschaft zu durchaus friedvolleren Tagen, insbesondere zur kritischen Weihnachtszeit, führen kann. Wie das geht? Durch Einsatz von Zärtlichkeiten, vermehrtes Kuscheln, Schmusen und Sex. Solche Oxytocinschübe funktionieren übrigens bei Frau und Mann.

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