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Das Erwachen der Fischer

Von Klaus Buttinger, 14. März 2015, 00:04 Uhr

Vom Eise befreit sind Ströme und Bäche, am Fischerstammtisch steigt die Zeche. Langsam beginnt für die fast 40.000 aktiven Fischer in Oberösterreich die Saison.

Wann geht’s wieder los mit der Fischerei? Das ist je nach Gewässer und Revier eine unterschiedlich zu beantwortende Frage. Eines ist sicher: Mit dem morgigen 15. März endet die Schonzeit für des Österreichers beliebtesten Speisefisch aus heimischen Wässern, die Forelle. Ihr wird am meisten nachgestellt, sie wird am häufigsten in den Fischgewässern besetzt.

Wer noch nicht den Blinker werfen darf, weil die Saison an seinem Gewässer erst am 1. April oder am 1. Mai (z. B. Stausee Klaus) beginnt, sichtet nun seine Ausrüstung. Fischersfrau und Fischersmann suchen den Köderkoffer zu komplettieren, liebäugelt mit einer Ausweitung der Fangzone und tragen Geld zu den Ausrüstungshändlern. Im Schnitt lassen die knapp 40.000 aktiven Fischer in Oberösterreich mehr als 330 Euro pro Jahr im Fischereibedarfsgeschäft.

Das Erwachen der Fischer
Gerätehändler darben nicht. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Nun befiehlt die Zeit, zu seinem Gewässer zu spazieren, auf einer Brücke zu stehen und zu schauen, was sich über den Winter verändert hat. "Schauen, was Gänsesäger, Kormoran und Otter an Fischen übrig gelassen haben", sagt ein bisserl sarkastisch Oberösterreichs Landesfischereimeister Siegfried Pilgerstorfer (Bild unten). Ja, die Konkurrenz ist groß, der Hunger hunderter räuberischer Vögel und Wassermarder immens. Aber da und dort lässt sich der schlanke Körper einer schön gezeichneten Bachforelle sehen – und so wächst auch beim Fischer der Jagdtrieb, welcher umgehend beim lokalen Fischerstammtisch tiefgründig analysiert zu werden hat. Denn es gilt – zu allen Jahreszeiten: Fischerlatein lernt man nicht allein.

Das Erwachen der Fischer
Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer freut sich auf den Saisonbeginn, weiß aber: »Die Bissfreude steigt erst mit höheren Wassertemperaturen.« Bild: Reiter

Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer freut sich auf den Saisonbeginn, weiß aber: »Die Bissfreude steigt erst mit höheren Wassertemperaturen.«

Digitale Fischerei

Der Faszination des Fischens erliegen jedes Jahr mehr als 2500 Oberösterreicher, Tendenz steigend. Ein Drittel der Jungfischer ist tatsächlich jung und zählt zwischen 12 und 15 Lenzen. Sie nutzen wie selbstverständlich das moderne Digitalangebot des Landesfischereiverbands wie Apps und Online-Trainer, um sich für die Fischerprüfung vorzubereiten. 99 Prozent kommen durch und können gleich im Anschluss an Unterweisung und Prüfung ihre Fischerkarte mitnehmen. "Noch am selben Tag dürfen sie fischen gehen", sagt Werner Forstinger, Obmann des Fischereirevierausschusses Untere Traun Wels.

Das Erwachen der Fischer
Noch geht Lorenz mit dem Papa fischen und freut sich mit ihm an der Beute. Aber sobald er zwölf Jahre alt ist, macht er die Fischerprüfung - versprochen! Bild: privat

Noch geht Lorenz mit dem Papa fischen und freut sich mit ihm an der Beute. Aber sobald er zwölf Jahre alt ist, macht er die Fischerprüfung - versprochen!

Dabei wird auch das Aussehen benotet. "Man soll am Wasser schon als Fischer erkenntlich sein", empfiehlt Pilgerstorfer angehenden Flossentierjägern und nennt Joggingdress und Lederjacke "unpassend". "Und Camouflage-Kleidung", ergänzt Forstinger. Die passe nicht zu Oberösterreichs vielfältiger und idyllischer Gewässerlandschaft. "Wenn ich so manches Foto von unseren schönen Platzerln herzeige, fragen mich die Leute oft, ob das in einem amerikanischen Nationalpark aufgenommen worden ist", erzählt Pilgerstorfer.

Das Erwachen der Fischer
Ersehnter Bissmoment Bild: colourbox.de

Wie viel Natur ist da draußen?

Naturnähe ist ein ambivalent diskutiertes Thema unter Fischern, insbesondere anhand der Besatzfrage. "In einem natürlichen Gewässer braucht man keine Fische besetzen", sagt Pilgerstorfer, ergänzt aber gleich: "Durch den hohen Fressdruck der Prädatoren muss man fast überall besetzen." Kein Wunder, wenn ironiebegabte Fischer den Besatz zuweilen neidvoll "Kormoranfutter" nennen. Wobei es nicht darum gehe, Gewässer mit Fischen anzufüllen, betont der Landesfischermeister, sondern um standorttypische Artenvielfalt, die die Kleinfischarten einschließt. "Insgesamt soll sich ein gesundes Bild ergeben."

Das Erwachen der Fischer
Fischbesatz oder Gänsesägerfutter? Kleine Fische wären naturnäher, große überleben eher Bild: OÖN

Fischbesatz oder Gänsesägerfutter? Kleine Fische wären naturnäher, große überleben eher

Jedenfalls ist die Vorfreude auf die Saison groß, das zeigte sich auch heuer wieder beim Fishing-Festival in Wels. Diese hochqualitative Fischereimesse im Februar gilt mittlerweile als inoffizieller Saisonbeginn und zieht überraschend viele Besucher an. Deren Interesse gilt neben dem Gustieren auf dem Gerätesektor dem Kennenlernen neuer Reviere und den Anglerreisen. Hoch im Kurs stehen Norwegen, Schweden, Spanien (Ebro), Italien (Po) und Länder im Osten für Leute mit schmalerer Geldtasche. "Wobei Angelreisen heute vielfältiger und oft deutlich billiger sind als noch vor ein paar Jahren", sagt Franz Wiesmayr, Berufsfischer an der Donau in Linz.

Im Frühjahr aber locken die Gewässer im Lande. Tageskarten dafür kosten zwischen 10 und 100 Euro, je nach Exklusivität. "Drei Kilometer Fliegenwasser ist schon etwas anderes als 10 Kilometer Donau", sagt Pilgerstorfer. Aber beides habe seine Reize. Petri Heil!

 

Es wird immer enger

So wie sich Mountainbiker und Wanderer zuweilen in die Quere kommen, verhält es sich mit Fischer und Freizeitsportlern aus dem Paddelsport und dem Scuben (Flussschnorcheln) – mit einem Unterschied: Während die Fischer für ihr Tun zum Teil exorbitant hohe Lizenzgebühren zahlen, genießen die Sportler die schönsten Flussstrecken zum Nulltarif.

Es wird immer enger
Die Natur gehört den Fischern nicht alleine, meinen die Flusstaucher. (Kapfer) Bild: VOLKER WEIHBOLD

„Jäger sehen es auch nicht gerne, wenn das Wild aus dem Wald getrieben wird“, zieht Fischerchef Siegfried Pilgerstorfer einen Vergleich. Deshalb gehöre der Zugang zu den Flüssen geregelt. Bis das „wie“ ausdiskutiert ist, wird aber noch viel Wasser die Steyr hinunterrinnen.
 

Preisfischen verboten

Preisfischen ist seit 1990 verboten. Darunter versteht man Wettfischen mit hohen Teilnahmegebühren und Preisgeldern. Wettfischen hingegen ist unter strengen Auflagen erlaubt. Unter anderem müssen die Fische sofort nach dem Fang waidgerecht getötet werden. Regelverstöße können mit bis zu 2200 Euro bestraft werden. Unter diesen Vorzeichen hat sich ein Wett- und Preisangel-Tourismus ins benachbarte Tschechien entwickelt.

Preisfischen verboten
Nur unter strengen Regeln

Mitesser aus der Fauna

Wer einmal Kormorane oder Gänsesäger beim Gruppenfischen beobachtet hat, weiß, welchen Schaden sie an der Fischfauna anrichten können. In manchen Gebieten ist der Kormoran geschützt, in manchen darf er vergrämt werden. Das führt an der Traun oberhalb von Wels zur paradoxen Situation, dass der Kormoran unter Schutz steht, ebenso wie ein Teil seiner Beute, der Perlfisch. Dieser Fisch ist vom Aussterben bedroht, der Kormoranbestand hat sich in Europa so gut erholt, dass in mehreren Ländern Schutzmaßnahmen zurückgefahren wurden.

Was den Fischotter betrifft, gilt: Er ist geschützt, was zur Folge hatte, dass er hierzulande nunmehr flächendeckend vorkommt.

Mitesser aus der Fauna
Putzig anzusehen, aber Fischern ist der Otter ein Dorn im Auge. Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

 

Zahlen und Fakten

85.000 Oberösterreicher besitzen die Lizenz zum Fischen. Sie haben die Fischerprüfung abgelegt oder die Erlaubnis zum Fischen ungeprüft aus früheren Zeiten erworben. Aktiv fischen jedoch nicht alle. Pro Jahr werden rund 38.000 Lizenzbücher ausgegeben, das heißt: Zumindest einmal war diese Gruppe Fischer am Wasser.

1000 Euro gibt der durchschnittliche Fischer im Jahr für sein Hobby aus. Zu einem Drittel schlagen die Lizenzgebühren zu Buch, das zweite Drittel fließt in die Ausrüstung, das dritte in Fachliteratur und Reisen. Wobei die Ausgaben mit dem Ausmaß der Fischerleidenschaft steigen. Nach oben hin gibt es kaum Grenzen.

Fliegenruten oder -rollen, die mehrere tausend Euro kosten, gibt es ebenso auf dem Markt wie elitäre Anglerreiseangebote etwa zum Lachsfischen nach Alaska.

Das Erwachen der Fischer
Gerätegustation Bild: VOLKER WEIHBOLD

3500 Gewässerbewirtschafter gibt es in Oberösterreich. Je nach Bewirtschaftungsgrad (ausgegebene Lizenzen) wird das Gewässer mit Fischen besetzt. In den allermeisten Fällen ist es nicht mit dem natürlichen Aufkommen der Fische getan, zumal durch Querbauten Fischzugrouten zu möglichen Laichplätzen unterbunden sind. In manchen oö. Revieren werden Fische in Portionsgröße gesetzt und schon nach wenigen Tagen wieder herausgefischt. Natur pur ist das nicht.

Ausbildung: Die Fischerprüfung muss ablegen, wer legal fischen gehen will. So will es das OÖ. Fischereigesetz. Seit 2009 ist es notwendig, zum Erwerb der Fischerkarte einen Fischereikurs, genannt Unterweisung, zu besuchen. Dazu anmelden können sich Personen, die mindestens 12 Jahre alt sind. Erfahrungsgemäß sind ein Drittel der Prüflinge zwischen 12 und 15 Jahre alt.

Nach der Anmeldung bekommt jeder Unterweisungsteilnehmer ein Buch, den „Leitfaden zur Fischkunde und Angelfischerei“, das den Lernstoff darstellt. Der Kurs dauert mindestens 10, meistens 12 Stunden und kostet 115 Euro. Derzeit sind 40 Kurse ausgeschrieben. Prüfungstermine und -orte erfährt man über untenstehenden Link. Dort gibt es auch einen Online-Trainer zur Prüfungsvorbereitung sowie eine nützliche App über Fische und ihre Schonzeiten. Nähere Infos: www.lfvooe.at/fischerpruefung
 

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