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Betrug mit Paysafe-Bons: Die Verlockung des großen Geldes

Von Roswitha Fitzinger   15.März 2012

Die freudige Mitteilung über einen Lottogewinn von 1,5 Millionen Euro kam per Telefon. Doch vorher hatte der Betroffene eine Steuer zu entrichten, mittels so genannter Paysafe-Bons. Der Betroffene wurde aufgefordert, dem Anrufer den Pincode und somit das Geld zukommen zu lassen. Mehr als zwei Wochen ging das so. Immer wieder wurden Bons gekauft. „Dem Betroffenen wurde erzählt, der Geldtransporter steht an der Grenze und der Zöllner verlangt Geld“, sagt Walter Rothländer, Leiter der Abteilung Betrug im Landeskriminalamt. Am Ende waren 20.500 Euro weg. „Das war heuer im Februar“, so der Chefinspektor.

Längst kein Einzelfall. Die Fälle häufen sich. So hat ein Betroffener aus dem Bezirk Rohrbach 14.500 Euro überwiesen, einer Pensionistin wurden mit dieser Masche 18.000 Euro abgezockt, andere um 1000 Euro geprellt.

Im August des Vorjahres ist laut Kriminalisten diese Betrugsmasche zum ersten Mal in Oberösterreich aufgetaucht. Waren zunächst hauptsächlich Trafikanten betroffen, würden sich die Betrüger nun, so Chefinspektor Rothländer, auf die Bevölkerung spezialisieren. Betroffene sind häufig ältere Menschen, aber nicht nur. „Auch Angestellte sind unter den Opfern. Alle, die sich nicht auskennen und gutgläubig sind.“ In Aussicht gestellt werden Lotto-Gewinne und hochwertige Autos.

Aber nicht immer sind die Betrüger erfolgreich: So rettete etwa kürzlich ein Verkäufer eines Linzer Elektronikfachgeschäftes eine 75-jährige Pensionistin vor einem fatalen Fehler, als sie zehn Wertkarten zu je 100 Euro kaufen wollte. Während des Verkaufsgespräches hatte die Dame dem Mann von einem Anrufer und dem angeblichen Lotto-Gewinn von 130.000 Euro erzählt. Der Verkäufer wurde hellhörig und riet ihr, die Polizei zu verständigen.

Denn ist der Pincode erst einmal bekannt gegeben, ist das Geld futsch. Den Betrügern ist schwer beizukommen. „Die Anonymität des Internets erschwert die Verfolgung, aber trotzdem ist es wichtig, dass die Menschen uns informieren, damit wir warnen können“, sagt Rothländer.

Wachsam reagierte eine 50-Jährige: Der Krengelbacherin wurde telefonisch mitgeteilt, dass sie bei einem Gewinnspiel gewonnen habe. Es wären aber noch Spesen von 800 Euro zu zahlen. Auf die Drohung, die offene Forderung durch ein Inkassobüro einzutreiben, reagierte die Frau gelassen und meldete den Vorfall der Polizei.

Paysafe-Bons

Funktion: Paysafe-Bons ermöglichen anonymes Bezahlen im Internet. Auf den Bons oder Wertkarten befindet sich ein 16-stelliger Code. Wer auch immer im Besitz dieses Codes ist, kann über das Geld verfügen.

Ab 10 Euro: Die Bons werden eingesetzt bei Wetten, Glücksspielen oder Onlinespielen im Internet. Sie können etwa in Trafiken und Tankstellen im Wert von zehn bis höchstens 100 Euro gekauft werden.

Bargeld oder Auto: Die Masche der Betrüger ist immer dieselbe. Entweder es wird Bargeld in Form eines Lotto-Gewinnes oder ein hochwertiges Auto versprochen.

 

Phishing-Mails

Vorsicht ist auch vor sogenannten Phishing-Mails geboten. Die Nachrichten sehen aus als würden sie von paylife oder einer Kreditkartenorganisation stammen, tatsächlich versuchen Betrüger an Pin-Codes, Kontonummern, Passwörter von Kreditkarteninhabern und Bankkunden zu kommen. Phishing-Mails sind häufig in holprigem Deutsch geschrieben mit grammatikalischen Fehlern.

 

3 Fragen an Walter Rothländer, Landeskriminalamt OÖ

Der Ermittlungsleiter Betrug erklärt, ab wann man bei einem Anruf Gefahr läuft, abgezockt zu werden.

OÖN: Herr Chefinspektor, wann sollte man bei einem Anrufer hellhörig werden?

Rothländer: Sobald ich für einen angeblichen Gewinn zahlen muss. Das gibt es nicht. Außerdem sobald ich den 16-stelligen Code bekannt gebe, ist das Geld weg. Die Leute sollten sich fragen: Gibt’s das, dass jemand für einen Gewinn etwas verlangt? Die Leichtgläubigkeit ist die Gefahr.

OÖN: Gibt es überhaupt eine Handhabe gegen diese Betrüger?

Rothländer: Es ist sehr schwer. Die Anonymität des Internets erschwert die Verfolgung. Die Telefonnummer, die beim Betroffenen aufscheint, muss nicht die sein, von der angerufen wird. Dann gibt es häufig keine Hinweise, wohin das Geld gegangen ist. Steht der Server etwa in China, brauch ich denen nicht einmal schreiben: „Sagt mir bitte, was ist mit dem Geld passiert.“ Die lachen nicht mal.

OÖN: Warum sollten sich Betroffene dann trotzdem melden?

Rothländer: Es ist sehr wichtig, dass sich die Betroffenen melden. Erstens können wir warnen, und was wir im Vorfeld verhindern können, gibt es nachher umso weniger Geschädigte und Straftaten. Außerdem ist es nicht immer aussichtslos. Ja, die Aufklärung ist langwierig und schwierig. Aber man darf nicht aufgeben. Wir müssen es immer wieder probieren. Das ist unsere Aufgabe.

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