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Aufregung um Abschiebung von Waldinger Familie

Von Gabriel Egger   22.August 2017

Es klingt wie das Drehbuch eines völlig überzogenen Filmdramas. Die armenische Familie Bughdaryan kommt wegen einer schweren Blutzuckerkrankheit des Vaters und fehlender Medikamente im Jahr 2011 ins oberösterreichische Walding. Sie wird dort sesshaft, findet Freunde, die Kinder integrieren sich in der Schule. Alles scheint sich in Wohlgefallen aufzulösen – bis zum Frühjahr 2017.

Zwei Abschiebungsversuche

Der Vater erkrankt zusätzlich schwer an Krebs, hat kaum Überlebenschancen. Drei Wochen vor seinem Tod steht die Polizei vor der Tür. Die neunjährige Mane, der siebenjährige Maxim und Mama Narine sollen zurück nach Armenien, der Asylantrag wurde abgelehnt.

„Das war nicht rechtmäßig, der Vater lag im Krankenhaus und eine Trennung der Familie darf nicht passieren“, sagt Brigitte Raffeiner vom Netzwerk „Überbrücken“. Die Familie darf bleiben. Vorerst. Denn Montagnachmittag klopfen erneut zwei Polizeibeamte an der Tür des Flüchtlingshauses Walding Rottenegg. Aufregung, Unverständnis, viele Tränen. Doch das alles ändert nichts. Um 14 Uhr müssen Mama Narine und ihre beiden Kinder in den Bus nach Wien steigen. Dort sollen sie im Anhaltezentrum auf den Rückflug nach Armenien warten. Die Gemeinde Walding ist entrüstet.

„Das ist eine menschliche Katastrophe. Um das humanitäre Bleiberecht wurde kurz nach dem Tod des Vaters ersucht“, sagt Raffeiner. Auch der Bürgermeister der Gemeinde, Johann Plakolm (VP), versteht die Welt nicht mehr: „Meine Frau hat mit Narine am Samstag noch das Grab ihres Mannes hergerichtet. Und jetzt soll sie weg, obwohl sie perfekt in die Gemeinde integriert ist. Das ist fernab jeder Menschlichkeit.“ Plakolm kritisiert vor allem, dass es „Ewigkeiten“ dauert, bis über einen Asylantrag entschieden wird. „Wir haben alle so viel geweint, wie sie gehen mussten. Die Familie ist in Walding zu Hause. Sie fühlen sich alle als Österreicher“, sagt auch Veronika Pernsteiner, Obfrau der Katholischen Frauenbewegung, die bei der Verhaftung dabei war.

Zwei Rückholaktionen

Dienstagnachmittag dann die überraschende Nachricht: Familie Bughdaryan darf bleiben. Zum zweiten Mal. Ihr wurde offenbar doch noch das humanitäre Bleiberecht gewährt. Große Erleichterung im Ort und auch bei Bürgermeister Plakolm: „Schlussendlich hat doch die Menschlichkeit gesiegt“, sagt er mit hörbarer Freude im Gespräch mit den OÖNachrichten. Maxim und Mane dürfen in drei Wochen wieder ihre liebgewonnenen Klassenkameraden begrüßen.

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19. April 2024