Auf der schnellsten Route nach oben

Von Reinhold Pühringer   11.Oktober 2018

Als vor rund zwei Jahren feststand, dass Klettern ab den Sommerspielen 2020 ins olympische Programm aufgenommen wird, hat Sandra Lettner einen Luftsprung gemacht. Denn die heute 17-Jährige zählt zu den größten Talenten der weltweiten „Kraxel“-Szene – und das ist mehrfach erwiesen. Nach ihrem Jugend-WM-Titel im Vorjahr legte die für den Vöcklabrucker Alpenverein startende Lettner am Dienstag Gold bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires nach. Beides in der Kombination – also jener (Über-)Disziplin, in welcher als einziger in Tokio Medaillen vergeben werden.

Für ihren beinah gleichermaßen metaphorischen wie realen Gipfelsturm musste Lettner schon früh Opfer bringen. Mit 14 Jahren übersiedelte sie nach Innsbruck und in das dortige Sport-BORG. Ihre Kletter-Leidenschaft in Kombination mit den dort hochmodernen Trainingsmöglichkeiten ließen sie die ersten, von Heimweh geplagten Monate im Innsbrucker Internat überstehen. Diese Sorgen sind aber spätestens passé, seit Lettner mit Kletter-Kollegin Laura Stöckler eine WG bezogen hat. „Wir verstehen uns wirklich gut.“ Vor ihrer Übersiedlung nach Tirol hatte sie unterschiedliche Trainingsmöglichkeiten genutzt, darunter sogar eine aufgelassene Schwimmhalle in Ampflwang.

Ob ihrer Jugend sowie der inner-österreichischen Konkurrenz – allen voran Vorstiegs-Weltmeisterin Jessica Pilz – wird sich Lettner für Tokio 2020 noch hinten anstellen müssen. Ihr Blick geht deshalb schon weiter – auf die vier Jahre später in Paris folgenden Sommerspiele. Im Falle einer erfolgreichen Qualifikation wird dann bestimmt auch eine Kartoffel die Reise mit nach Frankreich machen. Denn während andere auf Hasenpfoten, Stofftiere oder Kleeblätter vertrauen, glaubt Sandras Mutter an die Kraft eines Erdapfels. „Ich weiß nicht, wie das entstanden ist. Aber wenn ich klettere, hat die Mama immer eine Kartoffel als Glücksbringer dabei“, sagt die Tochter. Bisher hat die Knolle jedenfalls einen großartigen Job gemacht.