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Auf den Spuren von Kaisers Distanzreitern

Von Alfons Krieglsteiner   26.April 2011

199 Offiziere hatten sich am 1. und 2. Oktober 1892 auf den rund 575 Kilometer langen Weg gemacht. Die k&k-Offiziere starteten zuerst, ihr Ausgangspunkt war Wien-Floridsdorf. Tags darauf nahmen ihre preußischen Konkurrenten die Gegenroute von Berlin aus in Angriff. Geritten wurde auf Teufel komm raus, 27 der 199 Pferde verendeten. Die Österreicher hielten ihre Privatrosse besser auf Trab: Graf Starhemberg traf nach 71 Stunden in Berlin ein und wurde um das Preisgeld von 20.000 Mark reicher. Eine Stunde länger brauchte der preußische Baron Reitzenstein bis Wien. Er musste sich mit Platz zwei begnügen.

Aufbruch in Berlin-Zossen

Morgen, Mittwoch, machen sich jetzt Gustav Mahringer (42) und sein Schwiegervater Max Wührer (64) aus Mühldorf bei Scharnstein auf die Spuren der Marathonreiter. Mahringer sattelt den neunjährigen Rappschecken „Sam“, Wührer den achtjährigen Rappen „Simba“ – Geschwister aus einer Kreuzung von irischem Zigeunerpferd und argentinischem Gauchopferd, die die Vorzüge beider Rassen vereinen: Ausdauer und williges Wesen. Gestartet wird in Berlin-Zossen, die Route wird frei gewählt. Rekorde wollen sie keine brechen: Drei Wochen nehmen sie sich Zeit – ein „Genussritt“ soll’s werden.

Die beiden sind im Sattel wie zuhause. Wührer hat Haflinger und Warmblutpferde gezüchtet und das Kutschenfahren rennmäßig betrieben, Mahringer, Bautechniker bei einer Scharnsteiner Firma, ist Mitglied eines Reitvereins. Sam und Simba stammen aus einer Bad Ischler Pferdezucht. 1,50 Meter sind sie groß, von robustem Körperbau. Ihr Zuhause ist die Koppel bei Wührers landwirtschaftlichem Anwesen. „Wir haben mit den beiden schon viele Wander- und Orientierungsritte gemacht, im Winter spannen wir sie vor den Schlitten oder setzen sie beim Skijöring ein“, sagt Mahringer.

Beim Wanderreiten haben Mahringer und Wührer die für den geplanten Distanzritt nötige Erfahrung gesammelt. „Wir fahren am 26. April mit einem Doppelhänger nach Zossen am südlichen Rand von Berlin, das Quartier wurde uns von einer deutschen Wanderreiter-Vereinigung vermittelt“, sagt Mahringer. In Tagesetappen von 30 Kilometern geht es über Lausitz, Zittau, Kolin, Iglau und Znaim nach Retz: „Ob wir dann direkt zurück nach Scharnstein reiten oder übers Waldviertel nach Wien, ist noch offen.“ Unterwegs werden sie mit ihren frisch beschlagenen Pferden auf Feld- und Wanderwegen sein, fernab der Autobahn: „Wir werden uns bei den Reiterhöfen entlang der Route von Quartier zu Quartier weiterfragen.“ Schlafsack und Wasserflasche, viel mehr werden sie nicht dabeihaben.

Auf einer Website werden sie laufend über ihren Distanzritt berichten. Mit 30 Euro pro Tag wollen sie auskommen. Dabei können sie mit der finanziellen Unterstützung von Mahringers Arbeitgeber rechnen.

 

Von Feuerland bis Alaska immer im Sattel:

Entscheidende Anregungen erhielten die beiden Distanzreiter aus Scharnstein durch einen Vortrag des bayrischen Abenteuer-Reiters Günter Wamser, der in Wels über seinen Rekord-Kontinentalritt von Feuerland nach Alaska berichtet hatte. Auch im Bekanntenkreis gibt es Vorbilder: Eine Freundin ritt im Vorjahr in drei Monaten vom Waldviertel nach Rügen. Zwölf oberösterreichische Distanzreiter brachten im selben Jahr in acht Wochen gemeinsam die Strecke von Rumänien nach Königswiesen hinter sich – allerdings mit Begleitfahrzeug.
 

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