Architekten kritisieren neue Vorgaben für sozialen Wohnbau

Von Philipp Hirsch   30.April 2014

Die Kosten für den sozialen Wohnbau in Oberösterreich sollen gesenkt werden. Deshalb müssen sich die Bauherren künftig an den neuen Standardausstattungskatalog halten. Alles, was aus Sicht der Politik überflüssig ist, wurde darin gestrichen. "Möglichst einfache Grundrisse" und "weiße Plastikfenster" sollen künftig die Gebäude prägen, um sie leistbarer zu machen. "Wir sind die Avantgarde des österreichischen Wohnbaus", lobte der zuständige Landesrat Manfred Haimbuchner (FP) den Katalog.

"Rückschritt in 1930er-Jahre"

Die selbsternannte "Avantgarde" muss nun allerdings von mehreren Seiten Kritik einstecken. Die Architektenkammer rief eine Petition ins Leben, um "diesen Rückschritt in die 1930er-Jahre" zu verhindern. 221 Architekten und Interessierte haben binnen einer Woche unterzeichnet. "Weniger Fenster, mehr verputzte Wände und kein Sinn für Ästhetik", so fasst Bettina Brunner von der Architektenkammer die Vorschriften im Standardausstattungskatalog zusammen. Der Katalog wurde vom Wirtschaftlichkeitsbeirat verfasst, der aus drei Baumeistern besteht. Auch das stört die Architekten, denn "andere Blickwinkel wurden erst gar nicht zugelassen", sagt Brunner. Sie fordert, dass Haimbuchner den Katalog zurückzieht und zuerst mit allen Betroffenen das Gespräch sucht.

Aber nicht nur die Architekten ziehen gegen den Standardausstattungskatalog ins Feld. Auch Wirtschaftstreibende sind unzufrieden: "Wir sind maßlos enttäuscht, dass keiner mit uns vorher darüber gesprochen hat. Wir haben als Firma Oberösterreich wie kaum eine andere geprägt", sagt Eternit-Vorstandsmitglied Hans-Jörg Kasper. Durch das Vorschreiben von Flachdächern und das Verbot von vorgehängten Fassadenelementen seien Eternit-Produkte nun meist schon von vornherein vom sozialen Wohnbau in Oberösterreich ausgeschlossen: "Wir werden uns gegen diese Entscheidung zur Wehr setzen." Die Einsparungen, die durch den Katalog erzielt werden sollen, seien laut Kasper nur kurzfristige. Nachhaltigkeit habe bei den Entscheidungen augenscheinlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt er.

Im Büro des Landesrates signalisiert man indes Gesprächsbereitschaft: "Es ist ein offenes, lebendiges Dokument. Wir sind für Vorschläge jederzeit offen. Wichtig ist aber, dass alle Beteiligten verstehen, dass Einsparungen einfach notwendig sind", sagt Haimbuchner-Sprecher Andreas Steindl.

Aus welchen Gründen wurden Architekten und Baustoffhersteller nicht schon früher einbezogen? "Warum sollten wir uns Lobbyvertreter bei einer solchen Entscheidung ins Büro setzen?"