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Anders als in Wien: Burschenbundball-Demo ohne Zwischenfälle

Von nachrichten.at (vach)   09.Februar 2014

Um 19 Uhr sind erst einige hunderte Demonstranten auf dem Bahnhofsplatz versammelt. Von etwa 500 Demonstranten geht die Polizei aus. Jugendliche, Studierende, Gewerkschafter und Anhänger von Migrantenvereinen stehen vor dem Landesdienstleistungszentrum. Die Ausgangslage ist friedlich, dennoch wird auf der Internetseite des Bündnisses "Linz gegen Rechts" vor Gewalt gegen die Demo-Teilnehmer gewarnt: "Es kann immer zu gewaltsamen Übergriffen von Neonazis und Staatsgewalt kommen."

Eine Demonstrantin nimmt sogar teil, obwohl sie nach einem Skiunfall noch mit Krücken geht. Aus dem Kleinbus der Gewerkschaft tönt lockere Reggae-Musik. Transparente werde bereitwillig in die Kamera gehalten. „Kein fingerbreit dem Faschismus“ ist da etwa zu lesen. Auf einem anderen Plakat wird das Konterfei von Heinz-Christian Strache mit jenem des Attentäters Anders Breivik mit „Derselbe Hass“ untertitelt. Manche der Demonstranten waren auch bei der Kundgebung gegen den Wiener Akademikerball dabei. „Wir sehen den Burschenbundball in Oberösterreich nicht weniger kritisch als den Akademikerball“, sagt eine junge Frau von einem migrantischen Arbeiterverein. „Es ist wichtig, heute ein Zeichen zu setzen. Laut aber friedlich. Gegen Burschenschaften, die sich mit der Abgrenzung zum Nationalsozialismus anscheinend so schwer tun“, sagt ihre Kollegin.

Der Platz füllt sich allmählich, die Masse formiert sich. Dazwischen bunte, vor allem aber rote Fahnen, die die Demo-Anführer tragen. Da und dort wird noch geschwind eine Zigarette geraucht oder ein Dosenbier geöffnet und mit dem Smartphone ein Bild der teilweise selbst beschrifteten Schilder aus Karton oder Styropor gemacht und auf Facebook gepostet. Um 19.45 Uhr setzt sich der Protestzug langsam in Bewegung. Die Samba-Gruppe der globalisierungskritischen Organisation Attac soll aus der Demonstration ja eine „Tanz-Demo“ machen. Getanzt wird aber kaum, dennoch heizen die Trommeln die lockere Stimmung an. Auf den Rucksäcken und Taschen einiger Protestanten sind Feminismus-Buttons und das Anarchisten-A angebracht.

„Nazis, Nazis, jetzt wird’s bitter, es kommt der links-linke Jedi-Ritter“ steht auf einem mit einer Figur der beliebten Serie verzierten Transparent. „Orangensaft statt Burschenschaft“ wird auch propagiert. „Alerta, Alerta, Antifaschista“ ist am häufigsten zu hören. Aber der Protest richtet sich auch gegen die FPÖ. „Nazischweine“, brüllt da einer, während sich die meisten auf die Formel „Protest, Protest gegen die Nazi-Pest“ geeinigt haben. Etwas verdutzt schauen Schaufensterbummler als die Spitze des Demonstrationszuges über den Volksgarten die Landstraße erreicht. „Solidarisieren, mitmarschieren“ skandieren die Demonstranten. Die Straßenbahn fährt nicht mehr, einige Busse der Linz AG werden behindert, die Autofahrer stellen aufgrund der langen Wartezeit den Motor ab.

Auf Höhe Bismarckstraße nehmen die Demonstranten dann einen kleinen Umweg über die Langgasse, denn der direkte Weg über die Landstraße ist versperrt, ein Platzverbot wurde verhängt. Beim Austragungsort des umstrittenen Linzer Burschenbundballs, dem Palais des Kaufmännischen Vereins, stimmen die Demonstranten ein langes, tiefes „Buh“ an. Andere pfeifen. An das Vermummungsverbot halten sich ein paar Demonstranten nicht mehr, trotz milden Wetters.

Die Abschlusskundgebung auf dem Martin-Luther-Platz läuten die Veranstalter mit einem Dank an die nach ihren Zahlen bis zu „3000 Antifaschisten und Antifaschistinnen“ ein. Etwas später wird die Zahl nach unten revidiert, auf 2000 Teilnehmer und ist somit noch immer viel höher als die Angabe, die die Polizei macht. Die Band „Anti Cornettos“ spielt ein paar Lieder und packt um kurz nach 21 Uhr die Gitarren ein. Organisationen aus dem Bündnis „Linz gegen Rechts“ räumen die Info-Tische, schnell leert sich der Platz. Ein offenbar Betrunkener will ein paar Demonstranten missionieren und von seiner Partei („blau“) überzeugen. Die angesprochenen Demonstranten bezichtigen ihn im weiteren Streitverlauf des Rassismus und wenden sich dann von ihm ab. Die noch anwesende Polizei hatte – so wie am ganzen Demo-Abend – keinen Zwischenfall zu melden. Schließlich war noch eine Abschlussparty in einem Lokal an der Donaulände angesagt. Auf dem Weg dorthin war zwar Polizei im Einsatz zu sehen, aber das sei nur „das Übliche in der Altstadt“, hieß es da von den Beamten.

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