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Als Lehrer geeignet? Ein Selbsttest

19.März 2015

Singen ist das Schlimmste. Das Intonieren heimischen Liedgutes wird wohl alles entscheiden. Zittrig schreite ich in den Prüfungsraum. Drinnen versuchen zwei Professoren mit lockerem Geplauder mein derangiertes Nervenkostüm zu beruhigen. "Wie geht es Ihnen?", fragt die Prüferin sanft. "Schlecht", entfährt es mir. "Ich muss vorsingen."

So schmettere ich den beiden mit brüchigem Tembre den von mir vorbereiteten Volksschulhit "Im Märzen der Bauer" entgegen. Die kräftige Klavierbegleitung verschluckt mein dünnes Stimmchen. Es folgen Klatsch-, Sprech- und Rhythmusübungen, danach darf ich noch vier am Klavier vorgespielte Melodien nachsingen. "Das war doch sehr gut", lügt die Professorin, als wir das Schlimmste hinter uns haben. "Sie haben zehn von zehn Punkten erreicht."

23 Jahre, nachdem ich selbst 1992 die Aufnahmeprüfung an der Pädagogischen Akademie Salzburg machte, wiederhole ich – nun OÖN-Redakteur – das Prozedere an der Linzer Pädagogischen Hochschule (PH) der Diözese. Mich interessiert, wie die PH nun die zukünftigen Pädagogen aussucht. Denn im Herbst startet das neue, deutlich längere Studium, das mit dem Master abschließt.

Ab 2016 neuer Aufnahmetest

Viel hat sich nicht geändert. Deutsch, Turnen und Musik werden damals wie heute abgeprüft. "Die Inhalte sind gesetzlich vorgegeben", sagt Cornelia Kittinger, Leiterin des Instituts für die Lehrerausbildung. Dazu ein Gespräch, das die Motive für die Studienwahl auslotet, und ein Online-Fragebogen, in dem pädagogische Situationen zu bewerten sind. "Die Hauptkriterien für die Aufnahme sind das persönliche Gespräch und die pädagogischen Einschätzungen", sagt Kittinger. Erst dann werden die Ergebnisse aus Musik, Sport und Deutsch herangezogen. "Wir wägen sehr genau ab." Ab nächstes Jahr wird ein österreichweit einheitlicher Test verwendet.

Daniel Prähofer ist einer der 55, die an diesem Tag das Aufnahmeverfahren durchlaufen. Er absolvierte die HTL in Wels, leitete daneben Jungschargruppen. "Schon damals fielen mir die Kontraste zwischen der technischen Theorie und der Arbeit mit Kindern auf", sagt der 22-Jährige. Er weiß, dass er als Lehrer weniger als ein Techniker verdient: "Dieser Job ist mir eine Herzensangelegenheit."

Daniel muss zum Singen, ich in den Turnsaal. In der Garderobe kommt mir jener Augenblick in den Sinn, den ich in all den Jahren seit dem ersten Antreten nie vergaß: Als ich vor den Augen aller Anwärter und Professoren erstmals den Hüftaufschwung am Reck schaffte. Was mir dieses Mal in Erinnerung bleibt? Die Freude der Studenten auf ihr Studium, ihr Zittern. Und der Respekt, mit dem ihnen die Professoren begegnen.

Zurück in der Redaktion wollen alle wissen, wie’s war. Die Hürden in Musik, Deutsch, Sport sind gut zu schaffen. Im Aufnahmegespräch hören die Professoren sehr genau hin. Aber ob jemand wirklich geeignet ist, wird wohl erst die Praxis zeigen.

 

Fakten

Vier Jahre dauert ab Herbst das Grundstudium für Volksschullehrer. Es folgt eine einjährige Induktionsphase an einer Schule, bevor die Ausbildung mit einem einjährigen Masterstudium endet.

Das Aufnahmeverfahren besteht aus Musik (Singen, Rhythmusgefühl), Sport (etwa Hüftabschwung, Klettern, Ballübungen), Deutsch (Grammatik, Rechtschreiben, Ausdruck), einem Gespräch und einem Online-Fragebogen mit pädagogischen Einschätzungen. Am öftesten fallen Anwärter beim Deutschtest durch, das gefürchteste Fach ist Singen.

Die weiteren Termine sind:
7. April, 4. Mai (PH der Diözese), 28./29. April, 12./13. Mai, 5./6. Juni (PH OÖ), Infotage gibt es am 24. März, 10–12 Uhr (PH der Diözese) und am 14. April, 10–15 Uhr (PH OÖ)

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