Alltagsdinge: Die Lederhose
Eine Lederhose in der Metropole sieht der neue Wiener Stadtrat Peter Hacker als Kulturschock.
Doch mit den Lederhosen verhält es sich wie mit den Jeans: Beide waren in früherer Zeit einmal eine strapazierfähige Arbeitskleidung. Schon allein deshalb müssten sie Arbeitervertretern sympathisch sein. Die prominentesten Lederhosen-Gemeinden im Salzkammergut und Ausseerland sind mehrheitlich sozialdemokratisch geprägt. Auch die Arbeiter der Glasfabrik in Schneegattern versammelten sich in Lederhosen zum gemeinsamen Singen und Schuhplatteln. Behördlich wurde der Verein als "Arbeiter-Gesangsverein Waldbleamal" geführt. Lederhosen mit entsprechend reicher Auszier gewannen in der Freizeitkleidung des jagenden und urlaubenden Adels ein neues Renommee und gelangten auf diesem Wege in die städtischen Heimatvereine und in die ländliche Trachtenindustrie. Ähnliches geschah mit den Jeans: Man trägt zum Leinenjanker und Trachtensakko die ausgewaschenen, ausgefransten und künstlich zerschlissenen ehemaligen Arbeitshosen der Minenarbeiter und Rinderhirten.
Der Wandel der Lederhose von der alpenländischen Arbeitshose zum festtäglichen Selbstdarstellungsmittel des städtischen Bürgertums und der sich ländlich gebenden Aristokratie vollzog sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Während die eng anliegende Kniehose und die fast knielange kurze Lederhose, die Erzherzog Johann im steirischen Ausseerland oder Kaiser Franz Joseph bei der Jagd in Ischl bevorzugten, die betont konservative Linie der Culotte fortsetzten und die etwas weiter geschnittenen, locker fallenden Kniebundhosen in Form von Knickerbockern und Wanderhosen zur wichtigsten Form der sportlichen und legeren Kleidung im frühen 20. Jahrhundert wurden, war die "Sepplhose", die sehr kurze Lederhose mit aufgebogenen Stulpen und großem Hosentürl die Kleidung des jugendbewegten Nachwuchses. Sie blieb es auch, als sich die Farbe des Hemdes in das Braun, Schwarz oder Weiß der Faschisten verwandelte.
Auch nach 1945 ist noch eine Generation von Buben in solch unverwüstlichen Hosen groß geworden, bis die bei weitem weniger unverwüstlichen, dem neuen Zeitgeist aber besser entsprechenden Jeans die Lederhosen als Jugendkleidung weitgehend verdrängten. Als Marlene Dietrich 1937 in kurzer Lederhose am Wolfgangsee und bei den Salzburger Festspielen auftauchte, war das ein Kulturschock. Inzwischen herrscht nicht nur beim Oktoberfest, sondern auch bei Gabalier-Auftritten und sonstigen volkstümlichen Massenevents geradezu "Lederhosenzwang". Sie zieren nicht nur kräftige Männerschenkel, sondern auch weiche Frauenpopos. Ob nun vom teuersten Gürtler oder als Massenware von der Stange. Hauptsache: Man ist dabei, und das zünftig.
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