Absiedeln nach der Flut: „Nach 2013 gibt es niemanden, der bleiben will“
ENNS. Am Dienstag wird das Land Oberösterreich die Absiedelungsgebiete für den geplanten Hochwasserschutz im Eferdinger Becken den Betroffenen präsentieren. Die OÖNachrichten haben Familie Schachinger in Enns-Kronau besucht.
Bei ihnen ist das Absiedelungsprozedere bereits weiter fortgeschritten. Nach dem Hochwasser 2002 hatten Schachingers nur noch einen Wunsch: Weg von der Donau. Weg von der Hochwassergefahr. Nun suchen sie einen neuen Baugrund in der Nähe, um sich dort ein neues Zuhause zu schaffen.
1996 errichteten die Schachingers ihr Eigenheim. Es war ein Zubau zum Elternhaus von Monika Schachinger: „Wir haben immer gewusst, dass es ein Überflutungsgebiet ist. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass es so schlimm wird.“
2002 kamen die Fluten das erste Mal. Obwohl sie die Familie nicht unvorbereitet trafen, richtete das Wasser großen Schaden an. 40.000 Euro schätzt Gerhard Schachinger. „Nach dem Hochwasser haben wir dann gehört, dass überall Schutzprojekte geplant werden. Aber auf uns hätte man vergessen“, sagt er. Viele Behördengänge waren notwendig, um Kronau zu einem Absiedlungsgebiet zu machen. „Wir sind deswegen x-mal in Wien gestanden“, bestätigt der Ennser Baudirektor Werner Gurtner. Insgesamt neun Objekte sind von der Absiedelungszone betroffen. Kronau wird verschwinden.
Anfangs wollten viele nicht weg
Zuerst waren die Meinungen der Bewohner gespalten. „Einige haben damals noch gesagt, dass sie auf keinen Fall weg wollen“, erinnert sich Monika Schachinger. Doch dann kam das Hochwasser 2013. Wieder stand Kronau meterhoch unter Wasser. „Das hat auch die Zweifler überzeugt, dass man hier nicht bleiben kann.“
Im Grundbuch ist für das Grundstück bereits ein Bauverbot eingetragen. Das ist eine der Bedingungen für die Förderungen von Land und Bund. 80 Prozent des Schätzwertes ihres Hauses werden die Schachingers in mehreren Tranchen erhalten. Wenn das Haus abgerissen worden ist, gibt es die nächste Finanzspritze. Noch sucht die Familie aber einen geeigneten Baugrund. „Wir wollen in der Gegend bleiben, aber ich will keinesfalls wieder an einen Bach oder einen Fluss.“ Bisher gestalte sich die Suche nach Bauland aber schwierig.
„Momentan sehe ich dem Abriss noch entspannt entgegen, aber ich glaube, wenn die Bagger dann da sind und der erste Schutt fällt, wird sehr viel Wehmut dabei sein“, sagt der 52-jährige Familienvater und senkt den Kopf.
das thema freiwillig stell ich hier mal in den raum... meine familie ist betroffen, so freiwillig ist das ganze nicht. du hast in einem absiedlungsgebiet keine perspektive mehr, darfst zwar sanieren, aber wenn das gebäude baufällig wird, nichts mehr erneuern oder zubauen. weiters wird es schwierig werden, von einer bank einen kredit zur sanierung bekommen, da das objekt nichts mehr wert ist....
die andere seite, entschließt du dich zu gehen, wird das gebäude geschätzt, davon bekommst du 80% vom zeitwert, man muss sich einen grund suchen, haus bauen und das alte schleifen, es darf nicht mal ein dixie-klo drauf stehen bleiben...
Einfach wider besseren Wissens trotzdem dort bleiben, und darauf pochen, dass die öffentliche Hand mir in irgendeiner Weise (ein sündhaft teures) "Schutzprojekt" bastelt? Das kanns ja wohl auch nicht sein, oder?
Mir ist schon klar, dass das nicht einfach ist, seine gewohnte Umgebung aufzugeben, dass es nicht einfach ist, den erlittenen Schaden finanziell zu verdauen. Das hilft meines Erachtens leider nichts...
...nicht jeden geht es gut nach der Absiedlung- wäre mal interessant so einen Bericht zu lesen!!
dass es diesen vorher auch nicht besonders gut gegangen ist. Besser wird es allemal, auch wenn es mit Emotionen und viel Arbeit verbunden ist.
sollte wissen: Die See und der Fluss nimmt Land und gibt Land. Die größten Frevel wurden begangen, als man Flüsse eindämmte und kanalisierte. Wie man trotzdem ungefährdet am Wasser leben kann, zeigen Pfahlbauten vergangener Zeiten an Gewässern. Schade, dass diese Bautechnik in Vergessenheit geriet, ist die Bauweise für Autos nicht geeignet.