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Wandern und staunen am (s)achten Weltwunder

Von Thomas Fellhofer, 31. Oktober 2020, 00:05 Uhr
Schwemmkanal
Am Schwemmkanal lässt es sich trefflich wandern. Die Wege sind auch bei Radfahrern sehr beliebt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Als "geniales technisches Meisterwerk" der damaligen Zeit lädt der Schwarzenbergische Schwemmkanal heute ein an seinem Lauf die Natur zu genießen. Am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Wanderer und Radfahrer geben Geleistetes gerne in Höhenmetern an. Der Höhenunterschied war es auch, der weiland Josef Rosenauer beschäftigte, als er den Schwarzenbergischen Schwemmkanal plante. Der Ingenieur und Landvermesser schaffte die technische Meisterleistung die Kontinental-Wasserscheide zu überwinden und die Moldau mit der Donau zu verbinden. Sein Vermächtnis dient heute längst nicht mehr der Brennholz-Beförderung vom Böhmerwald nach Wien. Heutzutage haben Wanderer und Radfahrer den Kanal für sich entdeckt. Und doch schwimmen immer noch die Scheiter, dann nämlich, wenn Gerhard Stockinger und seine Schwemmer-Kollegen zur Schauschwemme laden.

Naturerlebnis am Kanal

Der Schwemmkanal ist bei Wanderern und Bikern gleichsam beliebt. Das weiß auch Simone Kneidinger, die im Försterhaus des Stiftes Schlägl nur unweit vom Kanal entfernt lebt: "Heuer waren die Leute richtig auf der Suche nach solchen Angeboten. In den vergangenen Wochen kamen viele Wanderer, um am Schwemmkanal entlangzugehen", erzählt sie während einer kleinen Wanderung.

Dabei macht man sich natürlich Gedanken über das "(s)achte Weltwunder", wie der Schwemmkanal auch genannt wird. Kaum vorstellbar, dass in dem etwa drei Meter breiten und einen Meter tiefen Kanal mit nur zweieinhalb Metern Gefälle pro Kilometer Scheiter in großem Stil geschwemmt wurden. Und dennoch waren es während der über 100 Jahre dauernden "goldenen Zeit" fast acht Millionen Raummeter Holz, die zur Großen Mühl getriftet wurden.

Schwemmkanal
Fort schwimmen die Scheiter. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Schauschwemmer am Werk

Wer zufällig zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist oder sich vorher informiert hat, kann bei einer Schauschwemme erleben, wie früher das Holz transportiert wurde. Einer, der das Handwerk des Schwemmens beherrscht, ist Gerhard Stockinger aus Aigen-Schlägl. Gelernt hat er das von seinem Onkel, der viel zu früh verstorbenen Schwemmer-Legende Ewald Fuchs.

Ausgerüstet mit breitkrempigem Hut, Ganzholzschuhen, einem in den Gürtel hochgesteckten Vierfleck und einem Schwemmhaken zeigt er Interessierten, wie die Scheite dirigiert werden müssen. Eine harte Arbeit sei das gewesen. Burschen, Männer, aber auch Frauen waren mit der Holzschwemme beschäftigt. An die 1000 Personen in den goldenen Jahren im 19. Jahrhundert.

Dass vor allem auf tschechischer Seite der Kanal nebst erwanderbarer Begleitstraße so gut erhalten ist, ist einer Initiative des Nationalparks Sumava zu verdanken. Der Kanal wurde als Denkmal aufwendig restauriert und steht Wanderern und Radfahrern gleichermaßen zur Verfügung. Aber auch auf österreichischer Seite gibt es Interessantes zu sehen: "Besonders schön ist die Steilstufe in Morau bei St. Oswald/H.", verrät Stockinger, der selbst gerne mit kleineren Radgruppen die Region erkundet. Um den 1821 gebauten Tunnel in Hirschberg zu bewundern, muss man wieder "hinein" ins Böhmische. Der älteste Tunnel Europas soll dieser sein, glaubt man den Erzählungen.

Wandern und staunen am (s)achten Weltwunder
Am Schwemmkanal lässt es sich trefflich wandern. Die Wege sind auch bei Radfahrern sehr beliebt. Bild: Volker Weihbold

Leichte Wanderung

Die Schwemmkanalrunde selbst beginnt fast vor Simone Kneidingers Haustür beim Landhotel Haagerhof (Diendorf 20, 4160). Nach zweieinhalb Stunden gelangt man zur Iglbach-Doppelbrücke. Der Schwemmkanal wurde an dieser Stelle restauriert. Man passiert das Hochmoorgebiet der Bayrischen Au und kommt schließlich zur Schrollenbachschleuse. Dort finden in den Sommermonaten ebenfalls Schwemmvorführungen statt. Nach fast 13 Kilometern gelangt man wieder nach Oberhaag. Momentan gilt es die aktuellen Einreisebestimmungen nach Böhmen zu beachten.

Die Geschichte des Schwemmkanals

Wie alles begann …

   14. Jahrhundert   
Die Idee, die Moldau und die Donau, zwei in verschiedene Meere fließende Flüsse, zu verbinden, entstand schon zur Mitte des 14. Jahrhunderts, zur Zeit des Kaisers Karl IV. Ein wirtschaftlich so notwendiger Wasserweg würde aus den böhmischen Ländern eine bedeutende Kreuzung, nicht nur auf den Land-, sondern auch auf den Wasserwegen, schaffen.

   18. Jahrhundert   
Den Entwurf des Schwemmkanals arbeitete Ingenieur Josef Rosenauer (1735-1804), Angestellter der Obrigkeitsverwaltung der Schwarzenbergischen Herrschaft mit Sitz in Krumau, aus. Dieser Baumeister legte im Jahre 1775 einen Bauplan für einen der merkwürdigsten Wasserwege vor.

  19. Jahrhundert 
Die Gesamtlänge des Wasserweges erreichte von der Mündung des Flusses Mühl in die Donau bis zum Zwettelbach insgesamt 89,7 km. Der Kanal wurde mit Wasser aus 21 Bächen gespeist. Das ganze ausgedehnte Werk wurde von 87 Brücken, 80 Wasserdurchlässen, 78 Wassergräben und 22 Schleusen ergänzt.

Mitmachen und gewinnen!

Wer im Böhmerwald wandert, sollte auch einen Abstecher nach Schöneben machen. Dort empfiehlt sich übrigens eine Übernachtung im Feriendorf Ramenai (www.ramenai.at). Ein ganz besonderes Erlebnis bietet ein gemütliches Baumbett. Eine Übernachtung für zwei Personen in diesem ungewöhnlichen Nachtlager gibt es für OÖN-Leser zu gewinnen.

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Freiheit des Wortes

Autor
Thomas Fellhofer
Lokalredakteur Mühlviertel
Thomas Fellhofer
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