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"Voi" in Linz

30. September 2020, 00:04 Uhr
Woran schreiben Oberösterreichs Autoren?
Anna Weidenholzer Bild: Weihbold

Die Linzer Schriftstellerin Anna Weidenholzer und ihr Blick auf die Menschen in ihrer Heimatregion.

Es war irgendwann in diesem Sommer, als ich im Zwölfer saß, der Buslinie meiner Jugend, die mich acht Jahre zuverlässig zur Schule transportierte. Der Bus legte sich in eine Linkskurve, da stach mir ein Plakat ins Auge, das mit Thomas Bernhard im Ohr wie eine Drohung klang: "Einmal Linzer, immer Linzer", stand da.

"In Linz geboren, allein das ist ein fürchterlicher Gedanke", schrieb Bernhard. Ich bin nicht nur in Linz geboren, sondern auch aufgewachsen, zehn Minuten mit dem Bus vom Zentrum entfernt. Die Stadt begann beim ABC Buffet am Hauptbahnhof, und sie endete an der Donau. Bald wohne ich länger in Wien als in Oberösterreich, aber bis heute habe ich das Gefühl, ich kann die Gesichter in meiner Herkunftsstadt am besten lesen, die Angst, die verhaltene Freude. Aber was einen typischen Linzer Menschen ausmacht? Die nächstliegende Antwort, dass seine Vorfahren von anderswo kommen, aber das ist in den meisten Städten der Fall.

Ich frage andere, zuallererst das Internet, und weil mir das Ergebnis zu seltsam vorkommt, lasse ich einen Tag vergehen. Noch einmal, ich sehe wieder nur ein Bild in unterschiedlichen Variationen: eine trockene Masse, auf der es regelmäßig rot aufblitzt. Laut Google ist der typische Linzer eine Linzer Torte.

Die Linzer Torte ist eine bodenständige, verlässliche Torte, sie lässt sich gut transportieren und hält sich lange. Ich bin ihr in New York begegnet, habe Freundinnen in Berlin von ihr schwärmen gehört. Aber ich habe noch niemanden aus Linz getroffen, der sie wirklich gerne isst.

Ich frage weiter.

"Aus Linz zu sein bedeutet, sich keinesfalls damit zu schmücken, von hier zu kommen", sagt eine Linzerin. "Linzer sind lösungsorientierter, aufrichtiger als Menschen aus Wien."

"Wer aus Linz kommt, hält sich für etwas Besseres und sieht in der Regel besser aus", sagt ein Mühlviertler.

Eine norwegische Freundin schreibt: "Die Leute in Linz haben ein großes Talent für absurde Schaufensterdekoration."

Komme ich heute nach Linz, beginnt die Stadt immer noch am Hauptbahnhof. An schlechten Tagen bin ich ganz Wienerin und verfluche alle, die auf der Rolltreppe links stehen. Bin ich längere Zeit nicht außerhalb Wiens gewesen, erschrecke ich über die Freundlichkeit, die mir begegnet. Am Leberkas Pepi vorbei, der laut britischen Freunden irgendeine sehr seltsame Wurst verkauft, die sie allerdings gern essen, mische ich mich unter die freundlichen überheblichen aufrichtigen schönen Menschen von Linz mit ihren prächtigen Schaufenstern. Ich verlangsame meinen Schritt, gehe hinunter zur Straßenbahn, die ihre Fahrgäste gemächlich über die Landstraße transportiert. Es dauert nicht lange, bis ich die drei vertrauten Buchstaben höre: "Voi."
Und dann bin ich ganz in Linz.

Anna Weidenholzer wuchs in Linz auf und ist seit 2009 freiberufliche Schriftstellerin, zuletzt erschienen: "Finde einem Schwan ein Boot" (Matthes & Seitz).

 

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