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Gmunden und seine Herzensangelegenheit

Von Edmund Brandner   06.März 2021

Im Jahr 1641 wurde in Gmunden eine Corpus-Christi-Bruderschaft ins Leben gerufen. Sie sollte in der Stadt, in der Luthers Ideen auf besonders fruchtbaren Boden gefallen waren, den katholischen Glauben wieder festigen. Aber auch die Nächstenliebe sollte sie fördern. Deshalb erlaubte der Passauer Fürstbischof Leopold der Gmundner Bruderschaft vor 380 Jahren, die Armen der Stadt am vierten Fastensonntag zu einem gemeinsamen Mahl einzuladen. Die Teilnehmer sollten dabei aber nicht nur ihr Bekenntnis zur Glaubenstreue ablegen, sondern auch ihr Gelöbnis der brüderlichen Liebe abstatten ("Liab stått’n").

Ein Fest für die Konditoren

380 Jahre danach gibt es diese Geste der Nächstenliebe am Ufer des Traunsees noch immer. Aus der Armenausspeisung wurde im Laufe der Jahrhunderte aber ein Lebkuchenherz. Und auch wenn der Liebstattsonntag inzwischen von vielen Orten kopiert wird: Er ist der genuine Festtag der Gmundner und gehört zur Stadt wie der Traunstein.

Bis heute ist der Liebstattsonntag auch ein Grund, warum Gmunden eine äußerst vitale Konditorenszene besitzt. Vier Betriebe backen den halben Winter hindurch die gut haltbaren Lebkuchenherzen – und können ihre Mitarbeiter dadurch auch im touristisch schwachen Halbjahr beschäftigen. Am vierten Fastensonntag warten schließlich 20.000 Herzen darauf, den Besitzer zu wechseln und dabei das eine oder andere Ohrenpaar zu röten.

Gmunden und seine Herzensangelegenheit
Gerhart Hinterwirths Familie bäckt seit 151 Jahren Lebkuchenherzen.

"Jeder von uns hat sein eigenes Familienrezept", sagt Gerhart Hinterwirth, einer der Herzproduzenten. Seit 151 Jahren gibt es die Bäckerei und Konditorei Hinterwirth in der Stadt bereits, und ebenso lange auch Liebstattsonntagherzen aus ihrer Backstube. Der 38-jährige, der als Konditor-Lehrling einst Weltmeister war, steht für die siebte Generation. Auch bei den Sprüchen, die in Zuckerguss auf die Herzen geschrieben werden, hat jeder Konditor seinen eigenen Fundus. "Wir haben ein altes abgegriffenes Heft, das wir jedes Jahr um neue Sprüche erweitern", so Hinterwirth. Dabei darf jeder Ideen einbringen – vom Lehrling bis zum Chef. Es gibt aber Spruchklassiker: "Gruß aus Gmunden" (unverwüstlich); "Bei mei’m Weibi bleib i." (Wenn der Frau nach so einem Reim noch danach zumute ist.) "Du bist ums Kenna de Schena." (Manchmal muss das einfach gesagt werden.) und "Bleib g’sund!" (Spruch des Jahres 2021).

Gmunden und seine Herzensangelegenheit
Gerhart Hinterwirths Familie bäckt seit 151 Jahren Lebkuchenherzen.

Liebstattsonntag heuer digital

Womit wir beim Thema wären. Als im Vorjahr der erste Lockdown ausgerufen wurde, fiel ihm gleich einmal der Liebstattsonntag zum Opfer. Immerhin lockt er zu normalen Zeiten Tausende Menschen aus ganz Oberösterreich an die Seepromenade. Aus Sicht der Behörden ein untragbares Risiko. Die Polizei riegelte die Zufahrtsstraßen im vergangenen Jahr deshalb regelrecht ab, Gmunden wurde zur Geisterstadt. Und das am Liebstattsonntag.

Angesichts der nach wie vor kritischen Corona-Situation ist natürlich auch in diesem Jahr nicht an eine Massenveranstaltung zu denken – Jubiläum hin oder her. Doch die Verantwortlichen setzen diesmal nicht auf rigorose Absperrungen, sondern auf die Eigenverantwortung der Menschen. Und auf zwei Wörter: Entzerrung und Digitalisierung.

Zum einen konzentriert sich der Liebstattsonntag 2021 nicht auf den vierten Fastensonntag. Auch an den Tagen davor und danach verkaufen die Konditoren ihre Herzen. Am Liebstattsonntag selbst sind alle Festivitäten abgesagt.

Zum anderen findet der Liebstattsonntag im 380. Jahr seines Bestehens erstmals digital statt. Wer ihn auf www.liebstatt.at besucht, erfährt mehr über den Brauch als im üblichen Gedränge auf der Esplanade. Sogar die traditionelle Bauernmesse in der Gmundner Stadtpfarrkirche, bei der heuer nur 50 Besucher teilnehmen dürfen, lässt sich online mitfeiern. Und auch die Liebstattherzen können online bestellt werden. Anstelle der üblichen 20.000 wurden immerhin rund 12.000 Stück gebacken und verziert.

"Vielleicht ist diese Ausnahmesituation eine Gelegenheit, sich wieder mehr an die Kernbotschaft unseres Liebstattsonntags zu erinnern", sagt Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP). "Es geht an diesem Tag darum, seinen Nächsten zu sagen, dass man sie mag. Diese Botschaft ist in Zeiten zunehmender Polarisierung wichtiger denn je. Und Lebkuchenherzen gibt es auch heuer genug."

3 Fragen an…Andreas Murray

Andreas Murray ist Tourismusdirektor von Gmunden und am Traunsee.

1. Liebstattsonntag und Abstandsregeln – geht das?

Leider können wir die Oberösterreicher am 14. März nicht nach Gmunden einladen. Der Liebstattsonntag wird aber gefeiert. Herzen wurden genug gebacken.

2. Nur für die Bevölkerung von Gmunden also?

Nein! Unsere Konditoren verkaufen die Herzen ja auch in den Wochen vor und nach dem Liebstattsonntag. Wir freuen uns über jeden Gast in Gmunden. Nur halt bitte nicht alle an einem Tag. Da müssen wir heuer einfach vernünftig sein. Auf www.liebstattsonntag.at kann man zumindest online dabei sein und Herzen kaufen. Und ich freue mich schon, wenn wir nächstes Jahr wieder möglichst viele Menschen persönlich in Gmunden begrüßen dürfen!

3. Wie lautet Ihr Lieblingsspruch auf dem Herz?

„Gegen jeden Schmerz gibt es ein Liebstattherz.“ In diesem Jahr leider ein besonders passender Spruchreim.

Faszination Heimat - Liebstattsonntag

Mitmachen & Gewinnen: Ein Original-Herz aus der Traunseestadt

Die OÖNachrichten und der Gmundner Konditormeister Gerhart Hinterwirth haben ein süßes Geschenk parat: Fünf OÖN-Abonnenten haben die Möglichkeit ein Liebstattsonntagherz aus der Gmundner Backstube zu gewinnen. Die Liebesbeweise werden ihnen mit der Post zugeschickt.


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