Gmunden und seine Herzensangelegenheit
Seit 380 Jahren feiert Gmunden den Liebstattsonntag. Der große Rummel fällt heuer zwar aus. Doch süße Herzen gibt es trotzdem. Vielleicht waren Liebesbeweise auch nie wichtiger als jetzt.
Im Jahr 1641 wurde in Gmunden eine Corpus-Christi-Bruderschaft ins Leben gerufen. Sie sollte in der Stadt, in der Luthers Ideen auf besonders fruchtbaren Boden gefallen waren, den katholischen Glauben wieder festigen. Aber auch die Nächstenliebe sollte sie fördern. Deshalb erlaubte der Passauer Fürstbischof Leopold der Gmundner Bruderschaft vor 380 Jahren, die Armen der Stadt am vierten Fastensonntag zu einem gemeinsamen Mahl einzuladen. Die Teilnehmer sollten dabei aber nicht nur ihr Bekenntnis zur Glaubenstreue ablegen, sondern auch ihr Gelöbnis der brüderlichen Liebe abstatten ("Liab stått’n").
Ein Fest für die Konditoren
380 Jahre danach gibt es diese Geste der Nächstenliebe am Ufer des Traunsees noch immer. Aus der Armenausspeisung wurde im Laufe der Jahrhunderte aber ein Lebkuchenherz. Und auch wenn der Liebstattsonntag inzwischen von vielen Orten kopiert wird: Er ist der genuine Festtag der Gmundner und gehört zur Stadt wie der Traunstein.
Bis heute ist der Liebstattsonntag auch ein Grund, warum Gmunden eine äußerst vitale Konditorenszene besitzt. Vier Betriebe backen den halben Winter hindurch die gut haltbaren Lebkuchenherzen – und können ihre Mitarbeiter dadurch auch im touristisch schwachen Halbjahr beschäftigen. Am vierten Fastensonntag warten schließlich 20.000 Herzen darauf, den Besitzer zu wechseln und dabei das eine oder andere Ohrenpaar zu röten.
"Jeder von uns hat sein eigenes Familienrezept", sagt Gerhart Hinterwirth, einer der Herzproduzenten. Seit 151 Jahren gibt es die Bäckerei und Konditorei Hinterwirth in der Stadt bereits, und ebenso lange auch Liebstattsonntagherzen aus ihrer Backstube. Der 38-jährige, der als Konditor-Lehrling einst Weltmeister war, steht für die siebte Generation. Auch bei den Sprüchen, die in Zuckerguss auf die Herzen geschrieben werden, hat jeder Konditor seinen eigenen Fundus. "Wir haben ein altes abgegriffenes Heft, das wir jedes Jahr um neue Sprüche erweitern", so Hinterwirth. Dabei darf jeder Ideen einbringen – vom Lehrling bis zum Chef. Es gibt aber Spruchklassiker: "Gruß aus Gmunden" (unverwüstlich); "Bei mei’m Weibi bleib i." (Wenn der Frau nach so einem Reim noch danach zumute ist.) "Du bist ums Kenna de Schena." (Manchmal muss das einfach gesagt werden.) und "Bleib g’sund!" (Spruch des Jahres 2021).
Liebstattsonntag heuer digital
Womit wir beim Thema wären. Als im Vorjahr der erste Lockdown ausgerufen wurde, fiel ihm gleich einmal der Liebstattsonntag zum Opfer. Immerhin lockt er zu normalen Zeiten Tausende Menschen aus ganz Oberösterreich an die Seepromenade. Aus Sicht der Behörden ein untragbares Risiko. Die Polizei riegelte die Zufahrtsstraßen im vergangenen Jahr deshalb regelrecht ab, Gmunden wurde zur Geisterstadt. Und das am Liebstattsonntag.
Angesichts der nach wie vor kritischen Corona-Situation ist natürlich auch in diesem Jahr nicht an eine Massenveranstaltung zu denken – Jubiläum hin oder her. Doch die Verantwortlichen setzen diesmal nicht auf rigorose Absperrungen, sondern auf die Eigenverantwortung der Menschen. Und auf zwei Wörter: Entzerrung und Digitalisierung.
Zum einen konzentriert sich der Liebstattsonntag 2021 nicht auf den vierten Fastensonntag. Auch an den Tagen davor und danach verkaufen die Konditoren ihre Herzen. Am Liebstattsonntag selbst sind alle Festivitäten abgesagt.
Zum anderen findet der Liebstattsonntag im 380. Jahr seines Bestehens erstmals digital statt. Wer ihn auf www.liebstatt.at besucht, erfährt mehr über den Brauch als im üblichen Gedränge auf der Esplanade. Sogar die traditionelle Bauernmesse in der Gmundner Stadtpfarrkirche, bei der heuer nur 50 Besucher teilnehmen dürfen, lässt sich online mitfeiern. Und auch die Liebstattherzen können online bestellt werden. Anstelle der üblichen 20.000 wurden immerhin rund 12.000 Stück gebacken und verziert.
"Vielleicht ist diese Ausnahmesituation eine Gelegenheit, sich wieder mehr an die Kernbotschaft unseres Liebstattsonntags zu erinnern", sagt Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP). "Es geht an diesem Tag darum, seinen Nächsten zu sagen, dass man sie mag. Diese Botschaft ist in Zeiten zunehmender Polarisierung wichtiger denn je. Und Lebkuchenherzen gibt es auch heuer genug."
3 Fragen an…Andreas Murray
Andreas Murray ist Tourismusdirektor von Gmunden und am Traunsee.
1. Liebstattsonntag und Abstandsregeln – geht das?
Leider können wir die Oberösterreicher am 14. März nicht nach Gmunden einladen. Der Liebstattsonntag wird aber gefeiert. Herzen wurden genug gebacken.
2. Nur für die Bevölkerung von Gmunden also?
Nein! Unsere Konditoren verkaufen die Herzen ja auch in den Wochen vor und nach dem Liebstattsonntag. Wir freuen uns über jeden Gast in Gmunden. Nur halt bitte nicht alle an einem Tag. Da müssen wir heuer einfach vernünftig sein. Auf www.liebstattsonntag.at kann man zumindest online dabei sein und Herzen kaufen. Und ich freue mich schon, wenn wir nächstes Jahr wieder möglichst viele Menschen persönlich in Gmunden begrüßen dürfen!
3. Wie lautet Ihr Lieblingsspruch auf dem Herz?
„Gegen jeden Schmerz gibt es ein Liebstattherz.“ In diesem Jahr leider ein besonders passender Spruchreim.
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Eine schöne Tradition, heuer etwas anders
Die beste Idee, seinen Liebsten die Herzerl online bestellen zu können.
Vielleicht könnte man am Bestellschein ja noch eine virtuelle Straßenbahnfahrt mit anbieten?
Liebstattsonntag eine Abzocke ohne gleichen.
Überteuerte Liebstattsonntagherzen werden an den Mann/Frau gebracht.
Der Liebstattsonntag ist in allererster Linie ein riesiges Geschäft für die Gmundner Bäcker und sonst nichts.
Und wurden Sie gezwungen eines zu kaufen!
Eigentlich sind Sie ja nur sauer, weil Ihnen niemand eines schenkt!😜
nee, ich will auch keins geschenkt!
Der Preis steht in keinem Verhältnis zum Produkt.
Gab es nicht letztes Jahr eine Umfrage unter den Konditoreien, wo der "Liebstadtsonntag Umsatz" teilweise ein Viertel des Jahresumsatzes ausmachte?!
Es ist für mich eine Prinzip Sache. Ich gebe kein Geld für überteuerten Unfug aus.
Ich kaufe auch in Bad Ischl kein Eis, wo die Kugel 2 Euro oder 2,50 Euro kostet.
Was heute teilweise ein Eisbecher kostet, dafür hat man vor Euro Zeiten ein fettes Steak im Restaurant bekommen.
Ob ich mir das leisten kann, hat damit nichts zu tun. Natürlich könnte ich es mir leisten, aber ich weigere mich so etwas zu unterstützen.
Ja, Frusthaserl, aber in der Vor€Zeit waren auch die Einkommen ganz geringfügig anders. Ein Oberarzt mit 5 Nachtdiensten ist mit umgerechnet 2000 € nach Hause gegangen....
Wie sich die Kaufkraft seit Einführung des Euro entwickelt hat ist an Ihnen spurlos vorbeigegangen, aber Sie kapieren es eh nicht.
Die Kaufkraft?
Die "Kaufkraft" hat sich in Deutschland so verändert das der Preis sich, in den meisten Fällen, verdoppelt hat. Das Gehalt aber nicht!
Eine Krankenschwester hat, vor Euro Umstellung, 2000 DM verdient. Heute verdient sie 2500 Euro, nur haben sich - in der Zeit - die Miete und sonstigen Preise verdoppelt.
Hätte sich das Gehalt so entwickelt, wie der Preis einer Kugel Eis, seit dem Jahre 1970, dann müssten die Leute heute ein Gehalt von 34.000 Euro im Monat bekommen!
Jetzt verstehe ich, warum sich in Gmunden die Slums immer weiter ausdehnen. Die armen Leute brauchen ihr ganzes Geld für Lebkuchenherzen und Eis.
WIE tun da nun die Politiker im WAHLJAHR???? Kane Herzerl verschenken dürfen die WIR vorher eh selbst bezahlen durften? Na des tut mir leid mit die 2 Meter für die POLITIKER und des im Wahlkampf!Nix los😔😔😔
Der Bischof von Passau war 6 oder 7 Jahre alt 1641, als er erlaubte, den Armen der Stadt Gmunden ein Mahl zu kredenzen, ergo Nächstenliebe walten zu lassen!
Die Lebkuchenherzen, dazu noch mit Sprüchen verziert, stammen aus den 1960-ern, als noch Marketingexperten zum Wohle von Gmunden arbeiteten & es auch noch einen See- & Blumencorso gab, viele Hotels, Barmeile auf Esplanade & Gmunden noch eine Kurstadt war!
Gut, dass "Liebstattsonntag" zum 2. Mal ausfällt! Es spült seit Jahren nur mehr Pofel nach Gmunden & kein intelligenter Mensch braucht ein Lebkuchenherz! Nicht nur ich sehe seit Jahren keinen Menschen in Gmunden, dem ich lieb abstatten könnte bzw wer mir/uns!🌚☠️💀👻
Eigentlich traurig, wenn man ihre Zeilen liest. Wie kann ein Mensch so verbittert und destruktiv sein, der mitten in Gmunden, in einer der lebenswertesten Städte der Welt, lebt?
Jedes Jahr kommen am Liebstattsonntag unter vielen anderen zahlreiche frisch Verliebte und lang Verheiratete, die sich als Zeichen ihrer Liebe ein Herz schenken.
Und Sie bezeichnen alle als „Povel“. Sie können einem leid tun, Sie frustrierte Person!👎
Der übliche Mist des zutiefst frustrierten Tinto, einem Armutschkerl.
Naja Sie wird halt niemand lieb haben..
Frust is was Grausliches, gelle (-;